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''Luuuke?'' schreie ich um viertel vor zwei durch die Ferienwohnung. ''Waaaas?'' kommt als Antwort. ''Bringst du mich jetzt in die Stadt?'' ''Ach ja, ups das hab ich fast vergessen'' grinst er mich an. ''Na dann komm, Süße'' Mein Freund nimmt meine Hand und zieht mich aus dem Haus. Vorsichtig hebt er mich ins Auto, das ist übrigens ein Mietwagen für den Urlaub hier, und fährt los. ''Na super, wie immer zu spät'' lache ich. ''Beschwer dich nicht! Sei froh dass ich dich bringe'' provoziert Luke. ''Ach ja, der Herr hat natürlich heute auch echt viel zu tun und keine Zeit, seine Freundin durch die Gegend zu fahren'' ''Haha'' sagt Luke ''Wir sind übrigens da'' fügt er hinzu. ''Ich weiß. Danke fürs Fahren'' ich lehne mich zu ihm rüber und drücke einen Kuss auf die Wange. ''Gerne, aber soll ich dir vielleicht noch deinen Rollstuhl hinstellen?'' lacht er. ''Oh, ja das wäre nett'' antworte ich.

''Viel Spaß, Little. Schreib mir, wenn ich dich holen soll.'' ''Mache ich'' Sanft legt er seine Lippen auf meine und lächelt. Auch ich muss lächeln und öffne kurz meine Augen, um in seine wunderschönen strahlenden blauen Augen zu sehen. ''Hab dich lieb.'' murmele ich. ''Und ich dich.''

Dann schiebe ich mich an und durch die Tür des Choccywoccydoodah - 10 Minuten zu spät. Lauren sitzt schon an einem Tisch und begrüßt mich mit den Worten: ''Wie früher, mindestens 5 Minuten später.'' ''Irgendetwas muss ja bleiben'' grinse ich zurück und umarme meine Freundin. ''Wie geht es dir?'' fragt sie. ''Inzwischen wieder ziemlich gut'' sage ich ''Und dir?'' ''Auch, danke. Nur mein Noah und ich haben im Moment ein bisschen Streit, aber das dürfte sich in den nächsten Tagen klären. Typen eben'' Sie lacht, aber ich merke, dass es ihr nicht gut geht. Daran können auch mehrere Monate, die wir uns nicht gesehen haben nichts dran ändern: Ich kenne sie einfach zu gut und ihre Beziehung zu Noah ist schon ewig lang. Sie waren schon zusammen, als Papa gestorben ist. ''Lauren, was ist los? Ich weiß, dass irgendetwas nicht stimmt.'' Sie seufzt ''Er hat mich betrogen...'' Traurig sieht sie auf ihren Kaffee. ''Oh..'' murmele ich, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll. ''Aber vielleicht kannst du mir helfen: Sollte ich ihm eine zweite Chance geben?'' fragt sie. ''Kommt darauf an, warum er dich betrogen hat und so weiter... Also, warum hat er dich betrogen? War er voll oder einfach so?'' frage ich weiter. ''Er war voll, sehr voll.'' ''Also hat er so ziemlich nichts davon mitbekommen?'' ''Ja'' ''Und wie ist er jetzt zu dir?'' will ich noch wissen. ''Er versucht alles, um mich davon zu überzeugen, dass es nichts zu bedeuten hatte.'' sie spricht leise. ''Ich finde du solltest ihm eine zweite Chance geben. Ihr seid seit fast drei Jahren zusammen und es ist nie etwas passiert. Gib ihm die Chance, aber sobald noch etwas passiert, egal was es ist, dann ist es vorbei. Aber es wäre schade, wenn drei Jahre Beziehung so den Bach runter gehen würden.'' antworte ich ehrlich. ''Aber er hat mich betrogen'' ''Ich weiß, Lauren. Letzten Endes musst du es entscheiden. Denk darüber nach. Überleg wie es wäre, wenn er nicht mehr da wäre. Mach nichts, was du später bereuen würdest. Und vor allem entscheide nicht zu vorschnell. Denk gut nach, über alles, was damit zusammen hängt. Aber fühl dich zu nichts gezwungen'' Lauren steht auf und kommt zu mir, um mich zu umarmen. ''Danke Annie.'' flüstert sie. ''Ich bin so froh, eine Freundin wie dich zu haben. Dein Rat war schon immer der beste. Danke'' ''Kein Problem. Du bist mir auch unglaublich wichtig. Früher waren wir wie Schwestern und ich vermisse die Zeit...'' hauche ich. ''Ich auch Annie, ich auch. Du weißt gar nicht, wie oft ich überlegt habe, zu dir nach Sydney zu ziehen. Ich hatte Mama schon so weit..aber Papa wollte nicht.'' erzählt sie. ''Wirklich?'' Ich kann nicht glauben, was sie gerade gesagt hat. ''Ja, ich wollte unbedingt zu dir. Du warst und bist alles für mich. Ich meine ich habe keine Geschwister. Dafür hatte ich dich.'' Noch immer umarmen wir uns. ''Oh Lauren. Ich will einfach wieder Zeit mit dir verbringen. Wie früher, jeden Nachmittag am Strand herumlaufen...aber nicht einmal das kann ich..'' murmele ich.

''Hey, jetzt fang du nicht auch noch an zu weinen!'' lacht meine beste Freundin, der die Tränen über die Wange laufen. ''Lass uns zum Strand gehen, wie früher'' schlägt sie vor. ''Aber ich kann nicht laufen'' gebe ich zu bedenken. ''Na und? Wir schaffen das! Wir haben früher alles geschafft. Warum heute nicht auch?'' ''Okay!'' stimme ich dann zu. Sofort bezahlen wir und Lauren schiebt mich aus unserem Lieblingscafé. Lachend läuft sie mit mir die Straße hinunter, Richtung Strand. Wie früher... Ich muss lächeln. Es war so schön. ''Weißt du noch, als wir den Klingelstreich bei meiner Tante gemacht haben und sie uns erwischt hat?'' fragt Lauren mich. ''Ja'' antworte ich und lache. Auch sie bricht in Gelächter aus: ''Danach hat sie und Tricks gesagt, wie wir uns besser verstecken können.'' ''Stimmt. Wir haben so viel Scheiße mit ihr gemacht'' ich muss noch mehr lachen. ''Ja'' grinst sie.

Als wir am Strand ankommen, merkt Lauren, dass wir es echt nicht schaffen, mit meinem Rollstuhl durch die Kiesel zu fahren, also entscheiden wir uns spontan dafür, zu waitrose zu gehen, unser Lieblingssupermarkt. Früher waren wir regelmäßig hier, um Sachen zum Backen, Kochen oder für Halloween zu kaufen...oder einfach nur so weil uns langweilig war. Und von normal einkaufen kann auch nicht die Rede sein. Singend und tanzend sind wir durch die Reihen gelaufen und haben so ziemlich jeden anderen Kunden zu Tode genervt.

Auch heute sind wir wieder reichlich anstrengend, denn warum sollte man nicht mal wieder ein bisschen ausrasten..wir sind ja auch nicht einmal ein Jahr älter...

Abends bringt Lauren mich zur Ferienwohnung und wir verabschieden uns. ''Es war wunderschön heute. Danke für alles!'' flüstert sie und umarmt mich. ''Ja es war wunderschön und auch danke. Wir müssen uns auf jeden Fall noch einmal treffen, wenn ich aus London wiederkomme.'' sage ich. ''Oh ja! Schreib mir dann einfach.'' ''Mach ich. Hab dich lieb!'' ''Ich dich auch'' antwortet sie und ich ich schiebe mich an und zur Tür. Ich schließe die Haustür auf und rolle in den Fahrstuhl. Wie in vielen Häusern in Brighton gibt es hier keine Treppen, sondern nur einen Fahrstuhl, der direkt vor den Wohnungstüren anhält. Auch oben schließe ich auf und werde direkt von Luke begrüßt. Er stürmt auf mich zu und schlingt seine Arme um mich. Lachend erwidere ich die Umarmung und drücke einen Kuss auf seine Wange. ''Wie war's?'' fragt er. ''Wunderschön! Wir wollen uns nach London noch einmal treffen. Dann kannst du sie auch richtig kennenlernen.'' ''Oh ja!'' grinst Luke. ''Was habt ihr heute gemacht?'' frage ich meinen Freund. ''Wir waren am Strand und kurz in der Stadt'' erzählt er mir und bringt mich ins Wohnzimmer. Dort kuscheln wir uns unter eine Decke aufs Sofa und unterhalten uns ein wenig mit Liz und Celeste. ''Morgen backen wir oder?'' fragt Liz. ''Jap!'' stimme ich zu und ich sehe, wie Luke und Celi einen genervten Blick austauschen. ''Ihr könnt auch was anderes machen'' schmolle ich. ''Nein, wir würden den Backverrückten gerne helfen.'' widerspricht Luke. ''Okay'' lächele ich. Es wird ruhig im Wohnzimmer und nur die Weihnachtsmusik im Hintergrund spielt leise. Ich schließe meine Augen und schneller als ich denke, schlafe ich ein, während Wonderful Dream von Melanie Thornton leise Weihnachtsstimmung verbreitet.

depressed. l.h. (Teil 1)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora