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Als ich aufwache, ist mir eiskalt, und sobald ich meine Augen aufgeschlagen habe, weiß ich auch warum: Luke liegt neben dem Bett, eingerollt in unsere Decke. Ich setze mich auf und versuche irgendwie meinen Freund wach zu kriegen. Nach gefühlten tausend gescheiterten Versuchen, öffnet er endlich die Augen. ''Was willst du Annie?'' fragt er unfreundlich. Ja, er hasst es, geweckt zu werden. Normalerweise nehme ich ihn immer einmal in den Arm, wenn ich ihn wecken musste, aber heute ist auch meine Laune nicht gerade die beste: ''Luke, du liegst neben dem Bett in die Decke eingewickelt und ich friere mir hier meinen Arsch ab.'' motze ich. ''Sorry bitte, dass ich das nicht mitbekomme, wenn ich schlafe. Ich mach das schon nicht mit Absicht.'' schießt er zurück. ''Ja okay, ich hab's verstanden. Aber könntest du dann jetzt bitte wieder ins Bett kommen? Ich hätte gerne wieder eine Decke.'' ''Ja Annie, danke, dass du mich so hetzt. Ist ja nicht so, dass ich gerade geweckt und dann zusammengeschnauzt wurde.'' ''Ja ist gut! Jetzt hör auf herumzujammern und komm ins Bett! Mir ist kalt!'' Inzwischen bin ich echt wütend. Ich merke, dass Luke beleidigt ist, denn er steht auf, wickelt sich die Decke um und kommt ins Bett gekrochen. ''Tut mir leid...'' flüstert er. ''Ist schon okay. Ich habe auch ein bisschen überreagiert.'' gebe ich zu. ''Alles wieder gut?'' fragt mein Freund. ''Ja, alles gut...Sag mal weinst du?'' Ich bin überrascht. ''Ja'' schnieft er ''Ich hasse Streit, besonders mit dir.'' ''Oh Luke, nicht weinen. Alles ist okay. Wir waren gerade beide scheiße, aber jetzt können wir wieder schlafen.'' versichere ich ihm. ''Ja'' flüstert er und drückt seine Nase in meine Haare. ''Schlaf schön, Lukey'' flüstere ich. ''Du auch, Little''

Fünf Stunden später, um halb neun, wache ich wieder auf und beobachte Luke beim schlafen. Es ist einfach zu süß, wie seine Hand zuckt, wenn er träumt oder er leise im Schlaf redet. Vorsichtig setze ich mich hin und ziehe mich in meinen Rollstuhl. Zum Glück wacht er nicht auf, sondern schläft friedlich weiter. Leise rolle ich mich ins Badezimmer. Dort dusche ich und denke über gestern nach. Es war einfach ein wunderschöner Tag mit dem Menschen, den ich so sehr liebe. Und ich habe Lauren wiedergetroffen. Das habe ich nicht erwartet. Irgendwie war die Hoffnung, sie noch einmal wiederzusehen da, aber ich habe nicht wirklich daran geglaubt, dass es wirklich passiert. Umso mehr habe ich mich gestern darüber gefreut.

Nach der Dusche mache ich mich wieder auf den Weg in unser Zimmer. Luke schläft noch immer, also beginne ich, mich umzuziehen. Ich entscheide mich heute für einen weichen schwarzen cropped Rollkragenpulli. Dazu trage ich meine schwarze high waisted Skinnyjeans. Da Luke sich immer noch nicht gerührt hat, mache ich mich auf den Weg in die Küche, koche einen Tee und mache uns Toast mit Nutella. Dann ist er vielleicht nicht so meckerig, wenn ich ihn wecke. Auch Celeste und Liz mache ich einen Tee und Toast. Den beiden bringe ich das Frühstück zuerst. Dann rolle ich mich zurück zu Luke und stelle das Tablett mit dem Essen auf seinem Nachtschrank ab. Vorsichtig streichele ich über seine Wange und fahre durch seine Haare. Er seufzt leise, dreht sich zu mir und öffnet seine Augen. ''Morgen'' ''Morgen'' antwortet er leise und mit seiner rauen Morgenstimme. ''Ich habe Frühstück für uns gemacht.'' ''Frühstück im Bett?'' murmelt er. ''Ja'' ''Das ist genau das, was ich gerade brauche.'' flüstert er und rutscht zur Seite, sodass ich mich neben ihn setzen kann. Ich ziehe das Tablett auf meinen Schoß und gemeinsam genießen wir unser Frühstück im Bett.

Danach stehen wir auf und machen uns fertig. Heute wollen wir vier zum Brighton Pier gehen und ein wenig an den Strand. Liz und Celeste warten schon komplett angezogen vor der Wohnungstür und hetzen uns. ''Wir machen ja schon'' lacht Luke und zieht sich seine Jacke an. Auch ich schlüpfe in meinen Parka und kämpfe mich dann mit meinen Schuhen ab. ''Soll ich dir helfen?'' fragt mein Freund mich. ''Ja'' schmolle ich und Luke kniet sich vor mich, um die Schnürsenkel zu binden. ''Danke'' sage ich leise und küsse seine Haare, als er noch kniet.

Dann machen wir uns auf den Weg. Wir gehen zu Fuß beziehungsweise ich werde geschoben, weil die drei nicht mit dem Auto fahren wollten. Langsam gehen wir oberhalb vom Strand entlang, durch die Schneeflocken die seit gestern dauerhaft vom Himmel fallen. Es ist ziemlich dunkel dafür, dass es erst ein Uhr mittags ist. Auf dem Weg reden wir kein Wort, sondern genießen die Ruhe, die uns umgibt. Als wir am Pier ankommen, kaufen wir Eintrittsbändchen und Luke möchte unbedingt erst auf The Waltzer, eins der Fahrgeschäfte dort. Ich stöhne auf, denn ich habe das schon immer gehasst: Es dreht sich einfach zu viel. Allerdings hat Luke so lange gejammert, bis alle mitkommen. ''Okay Luke! Ist gut! Ich komme mit! Aber du bist Schuld wenn mir danach schlecht ist. Und du gehst dann mit mir nach Hause!'' warne ich ihn. ''Jaja schon gut, können wir jetzt gehen?'' fragt er ungeduldig. Als Liz ihn böse anguckt, fügt er hinzu: ''Bitte'' und guckt schuldbewusst. ''Jetzt ja'' antwortet seine Mutter. ''Ich will nicht'' jammere ich. ''Jetzt komm schon Annie!'' ruft mein Freund und packt meinen Rollstuhl. ''Nein!!!'' quietsche ich, aber weiß, dass ich mich nicht wehren kann. ''Ich hasse dich dafür'' rufe ich. ''Ich weiß, aber eigentlich liebst du mich'' grinst er. ''Danach nicht mehr'' antworte ich. Inzwischen stehen wir in der Schlange und fast dran, da es heute nicht so voll ist. Luke hebt mich aus meinem Rollstuhl und trägt mich zur Gondel. Als er mich absetzen will, klammere ich mich an seinen Hals und will am liebsten nicht loslassen, aber einer der Mitarbeiter sagt, dass sich jetzt bitte alle hinsetzen sollen. Luke lacht mich aus und setzt sich neben mich. ''Ich hasse dich! Ich hasse dich! Ich hasse dich!'' ''Tust du nicht'' grinst er und nimmt meine Hand. Der Mitarbeiter klappt den Bügel runter und schon geht es los. Alles dreht sich und es wird immer schneller. Liz, die auf der anderen Seite neben mir sitzt, greift meine Hand und drückt zu. Auch ich kralle meine Finger in ihre und bin froh, dass ich nicht die einzige bin, die Karussell fahren hasst.

depressed. l.h. (Teil 1)حيث تعيش القصص. اكتشف الآن