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Ich atme einmal tief durch und beginne zu erzählen: ''Also, als ich den ersten Tag in der Schule war, haben alle mich so komisch angeguckt und in der Klasse habe ich Emma gefragt, was los ist. Und dann meinte sie, sie hätte allen die Wahrheit gesagt. Und die Wahrheit wäre, dass ich...Papa selbst umgebracht...hätte...was natürlich nicht stimmt. Warum sollte ich?'' Inzwischen bin ich wieder am weinen und die Jungs gucken mich geschockt an. Luke zieht mich näher an sich. ''Und naja...dann bin ich rausgerannt, aber wieder zurückgegangen, weil ich ihr nicht gönnen wollte, dass ich nach Hause gehe. In der Pause habe ich nachgedacht...zu viel nachgedacht und dann bin-'' ''Worüber nachgedacht?'' unterbricht Luke mich. ''Ist nicht so wichtig.'' gebe ich zurück. ''Annie...'' ''Über dich...ich hatte Angst, dass du mich auch nach Strich und Faden verarschst.'' Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. ''Oh Süße. Es tut mir leid. Aber bitte denk daran, dass ich das nie niemals machen würde.'' Ich nicke und fahre dann schnell fort, um vom Thema abzukommen. ''Dann bin ich nach Hause gegangen und mit Lukes Auto zur Bucht gefahren. Es war ja keiner da, der mich hätte stoppen können. Ich brauchte Zeit zum Nachdenken und wollte an den Ort, an dem ich die schönsten Tage meines Lebens verbracht habe...und dann wollte ich deinen Anruf auf Lautsprecher stellen, damit ich mich aufs Fahren konzentrieren kann. Was dann passiert ist, wisst ihr ja...'' Wie abgesprochen springen die Jungs auf mich zu und begraben mich unter sich. Ich muss lachen und versuche, meine Arme um die Vier zu schlingen. Das gelingt allerdings nur halb, denn meine Arme sind viel zu kurz dafür.

Als es klopft, erschrecken wir alle und die Jungs springen von meinem Bett. Nur Luke bleibt weiterhin neben mir liegen. Ich merke, dass er noch immer ziemlich schwach ist. ''Herein'' sage ich und weiß nicht, wen ich erwarte, ins Zimmer zu kommen. Meine Mutter ist es jedenfalls nicht. Doch genau sie öffnet die Tür und kommt in mein Zimmer. ''H-hi Mama'' ''Hallo Annie.'' antwortet sie. Ein unangenehmes Schweigen füllt den Raum, bis meine Mutter wieder beginnt zu reden. ''Warum bist du Auto gefahren Annie? Du hast noch keinen Führerschein.'' sagt sie trocken und emotionslos. ''Meinst du das gerade ernst Mama? Ist das das einzige, was dich interessiert? Dass ich Auto gefahren bin, obwohl ich keinen Führerschein habe? Es ist dir egal, dass ich zwei Wochen lang geschlafen habe? Du warst nicht ein Mal da in der Zeit!'' ''Was soll mich sonst interessieren? Und was soll ich hier, wenn du eh nichts mitbekommst? Ich habe besseres zu tun, als am Bett von meiner Tochter zu sitzen, die Scheiße gebaut hat.'' Ich weiß nicht, was ich antworten soll. Was meine Mutter gerade von sich gegeben hat, macht mich sprachlos. Tränen steigen in meine Augen und ich beginne zu zittern. Luke setzt sich hin und zieht mich in seinen Schoß. ''Und was machen diese Idioten hier eigentlich? Ist doch klar, dass du nicht gesund wirst, wenn du mit denen abhängst! Ich dachte, du wüsstest, worauf ich Wert lege Annie.'' ''Geh Mama'' stoße ich hervor. ''Du brauchst auch nicht wieder zu kommen. Ich schaffe das alles hier schon ohne dich. Bis hier bin ich auch ohne deine Hilfe gekommen. Lebe du einfach dein perfektes Leben. Ich passe da so wie so nicht rein. Geh einfach.'' meine Stimme wird immer leiser je länger ich spreche. ''Okay'' sagt meine Mutter und verlässt mein Zimmer. Okay? Ich hasse meine Mutter mit jeder Minute mehr. Wie wenig muss sie mich lieben? Weinend breche ich in Lukes Armen zusammen. ''Shhhh Annie. Alles wird wieder gut.'' Ich schüttele meinen Kopf. Warum muss immer alles auf einmal kommen? Und warum immer gleich so eine Scheiße? Was mache ich falsch? Ich schluchze weiter in Lukes T-Shirt und kralle meine Finger in seine Arme.
Langsam werde ich müde und merke, wie ich langsam einschlafe. Das letzte, was ich höre ist Lukes Stimme neben meinem Ohr: ''Ich liebe dich Annie. Wir schaffen das.''

depressed. l.h. (Teil 1)Where stories live. Discover now