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Bis auf einen kleinen Unfall, in dem Harry prompt auf seine vier Buchstaben fiel (nach einem eifrigen Versuch sich auf dem Skateboard zu halten) bekamen sowohl er, als auch ich, nicht mehr, als kleine Schürfwunden an den Händen ab.

So leicht wie es im Fernsehen war, schien es also doch nicht zu sein.

Für meine Verhältnisse eigentlich untypisch, hielt ich mich relativ zurück mit waghalsigen Aktionen. Doch der Gedanke, dass mir etwas passieren könnte - zum Beispiel ein Beinbruch - machte mir Sorgen, wie und wer Harry hier in LA versorgen und auf ihn aufpassen könnte, wenn ich unfähig in einem Krankenhaus dahin siechen würde. Und nur über meine Leiche würde ich Rückruf zu Ellen und Harrys Mutter halten. Trotzdem war es mir zu riskant, ihn auf sich selbst stellen zulassen.

Also ließ ich es lieber bleiben mit risikofreudigen Stunts und versuchte mehr Harry davon abzuhalten voller Elan gegen eine Wand zu fahren. Unsere „Lehrerin" war ein Mädchen, dessen blonde lange Haare von einer grünen Cap abgedeckt wurden. Sie selbst schien erst fünfzehn Jahre alt zu sein und einen Narren an Harry gefressen zu haben. Zugegeben konnte ich sie da voll und ganz nachvollziehen, allerdings störte es mich mehr, als ich wahrscheinlich jemals zugegeben hätte.

Während sie Harry und mir (mehr Harry) die „Grundregeln" erklärte, versuchte sie ihm auch gleichzeitig schöne Augen zu machen (und sie hatte verdammt schöne große blaue Augen). Allerdings war es ein kleiner Trost, dass Harry auf ihre Flirtversuche nicht im Geringsten einging. Es konnte aber auch sein, dass er diese einfach nicht registrierte, da seine volle Konzentration dem schwarzen Brett mit den vier kleinen Rädchen unter seinen Füßen galt.

Außer uns beiden waren noch fünf andere Schüler da, beziehungsweise eigentlich nur drei. Die anderen beiden Personen waren ein Mädchen und ein Junge, die sich die ganze Zeit nur abschleckten; und deren Lehrer stand wortwörtlich das Unverständnis im Gesicht geschrieben. Wer ging denn auch zu einem Kurs, unabhängig davon, ob es ein Skaterkurs ist oder ein anderer x-beliebiger, und gibt dafür auch noch Geld aus, wenn man sich sowieso nicht die Mühe machte, aufzupassen, um etwas zu lernen? Manche Menschen wird man wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit nicht verstehen können.

Wenige Zeit später war die Lerneinheit auch schon zu Ende und Harry sah das Skateboard wehleidig ein. Außer mir registrierte auch das Mädchen, Anna hieß sie, Harrys Blick.

„Du warst doch für dein erstes Mal richtig gut!", lobte sie ihn. ,,Aber wenn du willst, kannst du morgen ja noch einmal kommen und dann bringe ich dir noch mehr Sachen bei", sah sie ihn aufmunternd an und ich verdrehte genervt meine Augen. Aber da wandte Harry sein Gesicht zu mir und grinste.

Er biss sich einmal kurz auf seine Unterlippe, sah kurz auf den Boden und dann wieder mich an und erwiderte: „Ich bin mir sicher, dass ich morgen noch einmal kommen werde... und das war auch ganz sicher nicht mein erstes Mal... und deswegen brauchst du mir da nicht unbedingt viel beibringen"

Harry morste mich mit seinen grünen Augen, die jetzt definitiv eine dunklere Farbe hatten, als vor wenigen Sekunden, zu Tode, obwohl seine Worte ihr galten, und ich selbst konnte ebenfalls nicht verhindern, dass sich ein breites Grinsen auf mein Gesicht schlich.

„Nein, ganz sicher nicht", stimmte ich ihm zu.

Harry griff mit seiner linken Hand nach meiner rechten und drehte sich dann zurück zu Anna um, die uns leicht verwirrt ansah.

„Aber vielleicht kommen wir beide" Ich fühlte mich jetzt wesentlich besser, da er unser gemeinsames Auftauchen betonte, ,,morgen wieder und dann kannst du uns ja noch mehr Sachen diesbezüglich" er deutete auf das Skateboard, das Anna unter ihrem linken Arm geklemmt hatte, ,,mehr zeigen"

Rette Mich || LarryDove le storie prendono vita. Scoprilo ora