Kapitel 4

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Der nächste Tag ist angebrochen und für mich geht es heute wieder in die Uni. Ich sitze bereits zusammen mit meiner grünen Tasche in der Bahn und verbringe meine Zeit mit Twitter und Zombeys wilden Nachrichten. Sie wollten um acht Uhr los, damit sie auch ja durch die Autobahn kommen. Jetzt ist es zehn vor acht und er bombardiert mich förmlich.

Zombey: maudado. Ich ertrage keine vier Stunden Fahrt! Und schon gar nicht, wenn sich auf die vier Stunden drei weitere anhängen, weil mich das Schicksal nicht so gern hat!
Zombey: maudado. Ich sage einfach zu Chessie, dass sie alleine fahren soll. Ich will nicht!
Zombey: Ich schlafe bestimmt ein! Und dann sind wir der Grund für den Stau!

Ich lache auf und rufe ihn gleich danach an. "Zombey?", kichere ich. "Hm?" Seine widerwillige Stimme ist nicht zu überhören. "Wenn du keine vier Stunden fahren willst, dann frag sie doch einfach, ob ihr irgendwo zwischendrin halt machen könnt, um euch auszuruhen." Es folgt eine kleine Ruhe, ehe er auflacht. Wie als hätte sich seine Stimmung von einem mal umgedreht.
"Stimmt!", meint er. "Danke, maudado! Kennst du gute Städte? Ach was frag ich dich? Du kennst dich doch nicht mal in Baden-Würtemberg aus. Trotzdem danke. Ich frage sie mal direkt. Bis dann!" Und schon ist er aus der Leitung. Mensch!
Vielleicht ist es aber auch besser, dass er denkt, ich kenne mich hier nicht aus und schon gar nicht, dass ich hier wohne.

Weitere zwanzig Minuten voller Öde fährt meine Bahn endlich in Karlsruhe ein. Nicht zu fassen, dass ich es immer noch nicht auf die Reihe gebracht habe, mir hier eine Wohnung zu suchen. Immerhin ist eine Stunde Bahnfahrt nicht das Angenehmste auf Erden.

Schließlich steige ich aus der Bahn und verlasse das Gebäude. Die warme Luft bringt mich mal wieder fast zum Kollabieren, doch trotzdem schaffe ich es zur Universität, bei der ich auch schon gleich meine realen Freunde antreffe. Kaum zu glauben, dass ich abgesehen von den anderen vier auch noch andere Freunde habe. Und das in der realen Welt!

"Hallo!", lächle ich. "Maurice! Hi!", strahlt Ron. Er zieht mich gleich in seine Arme. Danach wende ich mich an Stefan. "Mann, haben wir uns ewig nich' gesehen!" Ich lache. "Ja klar." ...vor zwei Tagen.

Wir laufen zusammen über den kleinen Hof, ehe wir durch die Tür der Universität treten. "Und was habt ihr die letzten Tage gemacht?", fragt Ron, weswegen Stefan mit seiner Hand seine dunkelblonden Haare durchfährt. "Naja, ehm", grinst er. "Okay. Ich schätze, das war Antwort genug", lacht Ron. Stefan hat eine Freundin. Sie sind frisch zusammen, weswegen wir alle wissen, was er die letzten Tage gemacht hat. "Und du Maurice?"
"Dasselbe wie sonst auch." Wir treten in den Hörsaal und setzen uns hin. Ron sitzt neben mir, während Stefan sich neben seine Freundin einige Reihen hinter uns verpflanzt hat.

Ron erzählt mir noch von seinen zwei freien Tagen, bis wir schließlich unsere Unterlagen zu uns nehmen und dem Professor zuhören.

-

"Bis dann!", lächle ich. Ich umarme Ron und Stefan, winke Vanessa entgegen und laufe in Richtung Bahnhof. Zu meinem Glück ist es abgekühlter und nicht mehr so heiß, wie es heute morgen war.

Nach einem etwa zwanzig minütigem Marsch stehe ich endlich am Bahngleis und warte auf die Bahn. Währenddessen lese ich die vielen Nachrichten durch, die (wie hätte man es anders gedacht) von einem hysterischen Autofahrer, der Kurs nach Straßburg hat, stammen.

Zombey: Geh an dein Handy, wenn ich dich schon anrufe! [9:45 Uhr]
Zombey: Dann eben hier... Rate mal, was los ist. [10:11 Uhr]
Zombey: maudado?! [10:20 Uhr]
Zombey: Ach so, stimmt! Uni, richtig? [10:38 Uhr]
Zombey: Wenn du dort weg bist, dann ruf zurück. [11:01 Uhr]
Zombey: Kannst auch schreiben... [11:02 Uhr]
Zombey: Junge, Junge... Wie lange musst du da bitte deine Zeit totschlagen?! [13:06 Uhr]

Zu der Zeit hatte ich Mittagspause, habe aber total verpennt, auf mein Handy zu sehen. Ron hält einen ja auch ziemlich auf trab.

Zombey: Ist eh total uninteressant. Irgendwie zumindest... [14:43]
Zombey: Ich hasse Unis. [14:56 Uhr}

Letzteres war vor einer Minute. Ich grinse und tippe zurück. Doch dann halte ich sofort inne. Meine Bahn fährt ein. Und als ich mich endlich auf einem Sitzplatz niederlassen kann, schreibe ich auch sofort zurück.

maudado: Wuhu! Ich bin frei! Die böse Uni hat mich aus ihren Klauen gelassen, sodass ich mich in die nächste Bahn verkriechen konnte. Ich habe es knapp überlebt. Nur ein paar Schrammen wie Müdigkeit wurden mir zum Verhängnis!

Ich warte einige Sekunden, doch im nächsten Moment ruft mich Zombey an. "Hallo?", lache ich. "Hi!", strahlt Zombey. "Wieso so glücklich? Ich dachte die finstere Autobahn hätte dich verschlungen!" Er lacht. "Nein. Ich konnte Chessie überreden! Und das war keine leichte Sache, wenn ich ehrlich sein soll."

"Überreden? Das mit dem Halt in irgendeiner Stadt?" Er lacht wieder. Mensch, wie glücklich er ist! "Ja, genau! Zuerst wollte sie nicht. Sie meinte, es wäre ja irgendwie echt zeitaufwendig, weil wir eigentlich am Stück fahren und dann in Straßburg in diesem hübschen Hotel schlafen können. Stimmt auch. Naja. Irgendwann um halb zehn habe ich mein Ziel erreicht. Meine ständige Quengelei geht wohl auch ihr irgendwann richtig auf die Nerven." Nochmal lacht er. "Aber ich habe es geschafft und jetzt sind wir vor etwa drei Stunden in so einer kleinen Vorstadt angekommen."

"Ist sie schön?", frage ich. "Ja total. Ich könnte auch hier das Wochenende verbringen. Sieht alles so altmodisch und idyllisch aus. Chessie hat es beeindruckt", meint er grinsend. "Cool. Viel Spaß euch! Ich muss jetzt aber auch auflegen. Irgendwann kappt die Verbindung. Sitze in der Bahn. Können aber gerne nachher nochmal telefonieren!"
"Klar. Bis nachher, maudadido!"

Irgendwann komme ich auch schon an und ich steige zusammen mit meiner Tasche aus. "Puh!", schnaufe ich, während ich mich zu den Treppen bewege. Hier ist es nie besonders voll, was mich nach der Uni echt erleichtert.

Ein weiterer Marsch und ich stehe durchnässt vor der Haustür. Es hat geregnet. Mitten im Sommer. "Hallo?", rufe ich. Sofort stürmt meine Schwester in den Flur. "Hallo!", lächelt sie. "Hi Mara." Sie sieht mich an. "Wieso bist du so nass?"

"Es hat geregnet." Daraufhin kommt Adam die Treppen herunter gerast. "Maurice! Hast du irgendwas verwechselt? Die Dusche ist oben, nicht vor der Tür!", lacht er. Ich schnaufe aus. "Ach echt? Oh Danke! Alleine wäre ich da wirklich nie drauf gekommen", grinse ich. "Nett von dir!" Ich trotte die Treppen hoch in mein Zimmer. Schließlich greife ich mir andere Sachen und verschwinde im Bad. Mich juckts überall! Ich hasse regen!

Herr Doll... Zomdado & DadosaftWhere stories live. Discover now