Kapitel 13

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Eine halbe Stunde voller Musik hören und Gequatsche auf Fabis vorübergehendem Bett später sitzen wir immer noch da und reden. Der Laptop liegt schon eine Weile auf seinem Kopfkissen und dient im Grunde nur als Musikquelle. Wir haben wieder diese Seite mit dem Radio aufgesucht, auf der Fabi und ich uns heute schon bei mir befanden. 

Und diese ganze halbe Stunde haben wir nicht mal über uns geredet. Wir haben uns über etliche Spiele unterhalten. Es stellte sich heraus, dass Mika ebenso zockt. An Gesprächsstoff hat es uns daher kein bisschen gefehlt. Jetzt aber, geht uns dieser Stoff aus und wir lauschen nur der Musik. Diese vielen Poster von Männern an den Wänden ziehen mich dabei geradeso in ihren Bann. Es ist, als hätte ich keine andere Wahl und müsste dort hinschauen. Würde ich zu den beiden sehen, käme in mir eine doofe Peinlichkeit auf. Das will ich nicht. Und diese Poster sind wirklich nicht unauffällig. Der eine Mann ist obenrum frei, trägt eine hellblaue Jeans und lehnt seine Hände auf eine Stuhllehne, so dass seine Arme gestreckt sind, dennoch aber irgendwie lässig aussehen.
Er hat schwarze Haare, die nicht mal ansatzweise gestylt sind. Zumindest sehen sie nicht so aus. Auf seinen Lippen trägt er ein richtig pfiffiges Lächeln, als würde er den Betrachter provozieren wollen. Und seine Tattoos sind wirklich atemberaubend. Sie erstrecken sich von seinem linken Schulterblatt bis hin zur rechten Brust. Dieses Poster ist das größte hier im Zimmer. Es hängt links über dem Schreibtisch. Und ich frage mich, ob Fabis Bruder irgendeine Verbindung zu diesem Model hat, weswegen es so groß hier hängt.

Besonders weil ich hier ein paar mehr Fotos von dem Schwarzhaarigen auffinden kann.

Plötzlich klingelt ein Handy und ich verfalle in vollkommene Panik, als ich das mitbekomme. Sofort denke ich daran, was wäre, wenn sie es herausfinden, sie wüssten, dass ich gelogen habe. Doch dann fällt mir ein, dass ich mein Handy wahrscheinlich daheim auf der Couch liegen gelassen habe. Hoffe ich. Blitzschnell sehe ich also zu Mika, der als einziger ein Handy hier haben sollte und gerade in seine Jackentasche greift. Er zieht seine Augenbrauen zusammen, was mich verwirrt. Er sieht mich an, legt sein Handy beiseite und zuckt durcheinander mit den Schultern. Er ist genauso ahnungslos.

Eben ist Fabi anscheinend aufgestanden. Er verlässt den Raum und die Tür fällt zurück in ihre vorherige Position. "Hä?", frage ich. "Vielleicht das Telefon seines Onkels?", antwortet Mika. "Aber das Geräusch kam doch von hier?" Er nickt. "Es kann ja hier gelegen haben." Einleuchtend nicke ich. Klar! Ich mache mich in letzter Zeit nur zu sehr verrückt.

Wir sitzen für einen Moment immer noch auf Fabis Bett und warten, bis er zurück kommt. In dieser Zeit weiß ich nicht, ob ich wieder diese Poster betrachten soll, sie machen mich nämlich ziemlich verlegen. Dennoch will ich ebenso wenig zu Mika sehen. Mir fällt nicht mal das geringste ein, worüber wir reden könnten. Das stumme Anstarren würde nur noch peinlicher sein, als es momentan ohnehin schon ist. Daher blicke ich nur auf Fabis Laptop. Diese Radioseite lässt immer wieder eine Werbung von Media Markt aufblinken.

"Ich bin...", sagt Mika. Ich sehe schnell auf, sehe ihn an. "Nichts. Sorry." Bevor ich dies allerdings hinterfragen kann, kommt Fabi so klischeehaft es auch ist durch die Tür. Ohne weiteres setzt er sich zu uns zurück. "Sorry. Mein Bruder hat angerufen", sagt er. "Gehen wir irgendwie raus? Irgendwohin? Also bis die Bar aufmacht", fragt Fabi. Ich nicke. Hier drin herrscht eine komische Stimmung. Mika nickt ebenfalls und so steht Fabi wieder auf. Er klappt den Laptop zu und sieht uns an. Verpeilt folge ich den beiden schließlich aus der Zimmertür.

"Wollt ihr was trinken?", fragt Fabi, als er plötzlich auf die Küche zusteuert. Mika nickt, weshalb ich auch einfach nicke. Fabi lächelt und öffnet den Kühlschrank. Ich lehne mich an den Küchentresen und beobachte ihn.
"Wasser, Cola, Saft... ?" "Wasser", antworte ich. Mika bleibt einfach stumm, allerdings hat Fabi ja auch schon die Wasserflasche aus dem Kühlschrank genommen und auf den Tisch gestellt. Drei Gläser landen daraufhin daneben.

Herr Doll... Zomdado & DadosaftWhere stories live. Discover now