Kapitel 25

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Mir über die Augen reibend wache ich neben Mika auf und sehe mich schließlich verschlafen um. Ein Stück neben uns liegt Fabi, eingemummelt in die grau-grüne Wolldecke meiner Mutter. Ich habe völlig vergessen, dass wir hier im Wohnzimmer eingeschlafen sind, geschweige denn, dass wir überhaupt eingeschlafen sind. Noch einmal wendet sich mein Blick und diesmal blicke ich an mir selbst hinunter und damit auch noch gleichzeitig an Mika, da wir beide wie aneinander gekuschelt daliegen. Gut, wir liegen noch ein Stück auseinander, aber von der falschen Perspektive könnte es so aussehen. Wir teilen uns beide eine Decke, was mich zunächst verwirrt, bis mir einfällt wieso. Hier unten befanden sich nur zwei Decken. Und wir alle waren halb am Schlafen und hatten auch wirklich keinerlei Lust die Treppen hoch zu gehen. Ich verstehe nicht ganz, wieso wir nicht einfach eine Decke aus dem Schlafzimmer meiner Eltern nahmen, aber das ist jetzt sowieso nicht mehr wichtig.

Plötzlich höre ich Mika laut einatmen, weshalb ich aufschrecke und hektisch zu ihm blicke. Allerdings schläft er noch, was mich beruhigt. Sofort kommt mir unser Gespräch wieder in den Sinn. Zombey. Stimmt, das ist Zombey. Ich mustere sein Gesicht und gehe noch mal alles durch, versuche mich an Hand seines Gesichts zu strukturieren.
Und Fabi weiß es nun auch, geht es mir daraufhin sofort durch mein Kopf. Krampfhaft versuche ich nicht mental auszuticken und mich besser an gestern zu erinnern. Ich bin sehr durcheinander und müde. Alle Informationen von gestern Abend stürzen auf mich ein, wie als hätte ich sie nie verkraftet oder näher darüber nachgedacht.

Ich atme die angestaute Luft aus und versuche wieder einen klaren Kopf zu erlangen. Jetzt bloß nicht aufregen, Maurice.

Fabi kam in das Zimmer, wir sind ins Wohnzimmer gegangen und dann- Zombey und ich haben kein Wort mehr herausbekommen, bis Fabi irgendwann fragte, wieso Mika nicht schon längst weg sei. Und dann flog alles auf, schätze ich. Ja, nein- naja fast. Fabi fragte uns immer weiter aus. Im Endeffekt war es eine sehr seltsame Situation.
Danach begann Mika- eh Zombey genau wie bei mir alles zu erklären und Fabi- er eh. Er nahm es alles überraschend neutral auf, als hätte er dies schon seit Ewigkeiten gewusst und als würde er über jedes Detail Bescheid wissen. Selbst bei den Dingen, die nicht mal ich ihm erzählte und er von dort an eigentlich sehr verblüfft sein sollte, verzog er keine Miene. Womöglich bringt mir diese komische Stimmung von gestern dieses unangenehme Gefühl herbei.

Dennoch bin ich froh, dass es danach normal war, als wäre nie etwas geschehen. Und als wir anfingen den Fernseher anzuschalten und wir wieder rumalberten erst recht. 

Ich versuche mich ein Stück zu drehen. Ehrlich gesagt tut mein Rücken ein wenig weh und von meinem Nacken möchte ich nicht einmal reden. Doch es nützt nichts. Wenn ich Zombey neben mir nicht wecken möchte, wäre es nicht besonders schlau, mich jetzt groß zu bewegen. Ach Mann. Schnaufend sehe ich abermals zu ihm und versuche zu überlegen. Jetzt aufstehen möchte ich nicht, vielleicht finde ich ja noch etwas Schlaf.
Aber als ich Zombeys Schulter sehe und wie sein Arm etwas ausgestreckt ist, wie als würde er diesen um meine eigene Schulter legen, fällt mir eine Möglichkeit ein, meine unbequeme Pose zu ändern. Wecke ich ihn damit auf? Oder noch viel schlimmer, wieso denke ich darüber nach? Vielleicht geht das Zombey zu weit, wenn ich mich an seinen Oberkörper ankuschle. Klar, wir kennen uns lange und sind gute Freunde, zumindest im Internet, aber naja, nicht jeden Tag kuschelt man mit seinem besten Freund.

Allerdings bin ich, wenn ich müde und verträumt bin, irgendwie auch ziemlich anhänglich. Und wenn ich dann auch noch diese Schmerzen habe... Zombey wird das sicher verstehen!

Sachte versuche ich mich bequem an seine Brust zu lehnen. Als ich seinen warmen Körper spüre und seinen regelmäßigen Herzschlag höre, wird mir etwas unwohl. Naja, nicht unwohl. Es ist ungewohnt, hier so zu liegen. Dennoch ist es total beruhigend und vor allem bequem. Ein schmales Lächeln schmiegt sich um meine Wangen, bis mir langsam wärmer wird. Nach einigen Minuten schließen sich meine Augen abermalig, während sich der Geruch von Zombey langsam in mein Unterbewusstsein bahnt und sich dort festhängt. In anderen Worten, ich mag seinen Körpergeruch, was mich nochmals schmunzeln lässt. Was ist denn mit mir los? Bin ich schon immer so gewesen? Ich weiß es nicht, ich habe noch nie mit jemanden gekuschelt. Abgesehen von meiner Familie natürlich. Aber da ist diese wohlige und anhängliche Art doch normal, oder nicht?

-

Ein vorsichtiges Flüstern löst mich langsam aus meinen Träumen. Das Flüstern wiederholt sich und weckt mich nun endgültig. Allerdings halte ich unterbewusst meine Augen geschlossen. "maudado", singt Zombey leise flüsternd in mein Ohr.
Ich spüre einen Arm fest um meine Schulter geschwungen und denke darüber nach, ob das auch schon vorhin so war, als Zombey noch schlief. Sein Arm streichelt über meinen Nacken und meinen Oberarm, was mich beinahe wieder lächeln lässt. Und das rhythmische Herzschlagen seinerseits verleiht einen wirklich zurück in den Schlaf, das ist wie ein Beruhigungsmittel. Doch ich halte mich schnell davon ab, als ich erstmal realisiere, was gerade passiert. "maudado, bist du wach?", kommt es erneut von ihm.
Er ist wach! Und- und- verdammt! Hektisch reiße ich meine Augen auf und setze mich auf. "Tut- tut mir leid, Zombey. Ich-", schreie ich beinahe, bis Zombeys Hand auf meinem Mund landet und er mich zurück auf das Sofa zieht. Mahnend sieht er mir entgegen und zeigt mit seinen Augen auf Fabian, der noch immer schläft. Ich nicke erschrocken und Zombey lässt meinen Mund frei. "Tut mir leid", flüstre ich. Er schüttelt lächelnd mit dem Kopf. "Beruhig dich", meint er und legt wieder seinen Arm um meine Schulter. Verblüfft sehe ich ihn an, doch er schließt nur seine Augen, als wäre nie etwas geschehen. Ich versuche auf ihn zu hören und schmiege mich erneut an seinen Oberkörper, woraufhin er mit seinen Fingern erneut beginnt über meinen Oberarm zu streichen.

"Wie hast du geschlafen?", flüstert er sachte. "Gut, ich hatte vorhin nur ein wenig Nackenschmerzen, und du?", erwidere ich ruhig. "Hast du die immer noch?", fragt er. Ich versuche mit dem Kopf zu schütteln. "Ne", nuschle ich. "Wie hast du denn jetzt geschlafen?" Er lacht. "Gut", lächelt er.

"Wie viel Uhr ist es?", frage ich. "Keine Ahnung", meint er. "Mein Handy liegt dort hinten auf dem Tisch." Ich schnaufe nachdenkend aus. "Warte, ich glaube meines ist noch in meiner Hosentasche", sage ich und beginne unter die Decke zu greifen. Allerdings finde ich kein Handy, als ich beide meiner Taschen durchsuche. "Muss wohl runtergefallen sein oder irgendwo hier liegen", hauche ich leise.

"Ne, es ist hier, Maurice", sagt Fabi plötzlich und stellt sich auf, ehe er mir mein Handy reicht. Ich nehme es ihm erstarrt entgegen. Er lächelt nur pfiffig, was mir einen ganzen Atemaussetzer bringt. "Seit wann bist du wach?", fragt Zombey erschrocken. "Das wollte ich euch auch gerade fragen, so wie ihr hier liegt."

Herr Doll... Zomdado & DadosaftDonde viven las historias. Descúbrelo ahora