Kapitel 16

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"Besser gesagt... wie fandest du es?" Ich lächle. "War ganz... erfrischend?" Fabi lacht auf. "Noch mal zwei, bitte." Der Barkeeper schmunzelt und schenkt uns gleich noch mal dasselbe ein. "Trinkt er das zum ersten Mal?", grinst er. "Ja", antwortet Fabi. "Auch wenn es nicht wirklich so aussah."

Ich lache auf. Als Fabi sein Gläschen in die Hand nimmt, nehme ich sofort meines ebenfalls zu mir und stoße mit ihm an. "Warte. Das Salz!", sage ich einleuchtend, dabei zurückhaltend lachend. "Stimmt, fast vergessen", lächelt Fabi aufmerksam und stellt das Glas wieder ab. "Gib mir... Gib mir deine Hand." Ich sehe ihn unschlüssig an und schätze, ich habe dabei sogar einen kleinen Funken Verwirrtheit im Blick. Fabi allerdings sieht mir lediglich amüsant lächelnd entgegen. Schließlich strecke ich doch meine Hand aus und beobachte jede seiner Bewegungen. Er schnappt sich den Salzstreuer und ein Zitronenviertel, was er beides auf meiner Handinnenfläche verteilt. Ich finde es übrigens witzig, wie er so konzentriert daher blickt und wirkt, als würde er alles richtig machen wollen, obwohl das ja nur etwas Salz ist.

"So", lächelt er breit, während er sich von seiner Arbeit ein Stück entfernt. "Das hätte ich doch auch selber machen können", grinse ich für eine Sekunde kichernd. Fabi zuckt mit den Schultern. "Hab' mich irgendwie verpflichtet gefühlt, dir auch mal etwas beizubringen." "Aber ich konnte es doch schon vorher", lache ich wieder. "Man kann nie genug lernen", antwortet er stumpf. Ich nicke. "Klar." Als er sich anschließend auch ein Kunstwerk auf seine Handinnenfläche malte, sieht er mich wieder an und greift dabei zum Tequila. Abermals mache ich es ihm nach und sehe ihm in die Augen. Es bringt doch auch Unglück, wenn man beim Anstoßen nicht in die Augen der jeweiligen Person sieht; das hieß es jedenfalls früher immer, als mir meine Eltern das immer wieder an Feiertagen erzählten, sofern ich mit anstoßen durfte. Also sehe ich ihm in seine Augen. Er hat braune Augen. Lustig, dann haben wir ja alle Farben durch. Mika mit blau, ich mit grün und Fabi mit braun.

Im nächsten Moment höre ich schon das Klimpern der aufeinanderprallenden Gläser, bis ich schnell versuche zu reagieren und alles runterkippe. Erst als die scheinbar warme Flüssigkeit meinen Rachen hinunterfließt, bemerke ich meine fatale Hektik. Ich habe das Salz vergessen! "Du hast das Salz vergessen." Ich nicke gestresst. Er lacht auf. "Und dass du hättest in die Zitrone beißen sollen auch noch!", lacht er wieder. Ich nicke erneut, ehe ich von dem Salz auf meiner Hand wegblicke und zu Fabi herübersehe. "Tut mir leid", lächle ich schließlich. "Oh Mann! Ich war total in Gedanken versunken."

"Merk' ich", grinst er, bis er auf meine Hand sieht. "Und was machst du jetzt damit?" Ich zucke mit den Schultern. "Ablecken?", frage ich halbwegs schief lächelnd. "Na yammi! Da werde ich ja sofort neidisch!" Ich lächle heiter und sage: "Na dann hier!", während ich ihm meine Hand ironisch entgegen strecke. Vergnügt erhält er seinen Zeigefinger in die Höhe, ehe er etwas von dem Salz in meiner Hand wegstreicht und seinen Finger daraufhin lachend ableckt.

Ich fange an zu lachen, halbwegs sprachlos, halbwegs fassungslos und belustigt. "Wenigstens hast du nicht auch noch meine Hand abgeleckt", grinse ich kichernd. "Oh Mann, Fabi."

Er grinst humorvoll. "Ich habe dich vor etwas bewahrt. Eigentlich solltest du mir danken!" Ich verdrehe kichernd die Augen. "Ist klar! Danke!"

Dennoch spüre ich wenige Momente danach ein Tippen auf meiner rechten Schulter und als ich mich umdrehe, sehe ich, wie der Barkeeper mir verschmitzt lächelnd eine Serviette reicht.

"Das-", fange ich verlegen an. "Eh." Ich nehme die rote Serviette zögernd entgegen und wische mir gleich darauf zügig den Rest des Kunstwerks ab, ehe ich augenblicklich etwas hilflos zurück in Fabis Richtung blicke. Er grinst mir entgegen, was mir es ziemlich schwer macht, nicht auch sofort loszulächeln. Ich lache auf, während ich wirklich, wirklich hitzig den Kopf in meinen Händen versenke und mein Blutdruck stetig steigen spüre. "Sie beobachten auch alles, oder?", höre ich Fabi grinsend sagen. "Ja, was meinst du denn? Alleine nur Gläser zu füllen ist nach 'ner Weile ziemlich öde." Ich lache erneut auf. "Aber Hey! Ohne meine Aufmerksamkeit müsstest du jetzt mit Salz an der Hand rumlaufen." Ich hebe meinen Kopf wieder an und blicke in das Gesicht des älteren Manns, woraufhin er auflacht. "Jungs, ihr seid echt klasse. Bleibt bloß locker und nehmt das Leben nicht zu ernst!"

Schließlich kehren wir zurück und erhalten einen stirnrunzelnden Blick von Mikas Seite. "Was habt ihr denn getrieben?", fragt er lachend. "Jungs, ihr wart sicherlich zehn Minuten an der Bar", meint Killian. "Tut uns leid", antwortet Fabi und setzt sich zurück neben Mika. Ich setze mich ebenfalls und sehe die vier ebenso schuldbewusst an, wie es vermutlich auch Fabi tut. Vielleicht war das etwas selbstsüchtig, Mika einfach so zurück zu lassen. Wir haben ihn eingeladen und gehen dann einfach für knappe zehn Minuten. Das ist doch...
Ich würde mich bestimmt echt unwohl fühlen, mit diesen Leuten noch etwas machen zu müssen. Mann. Fühlt man da sich nicht total ausgeschlossen und ungewollt? Ich sehe Mika an und versuche irgendwie seine Gedanken zu lesen. Das ist ja eine tolle Art gewesen, mich für sein Handyfund zu bedanken, fällt mir ein. Ich Idiot!

"Wir haben Tequila getrunken", meint Fabi. "Ja", bestätige ich leise. Nochmals blicke ich hinüber zu Mika und sehe dabei beinahe unmittelbar seinen Augen entgegen. Davon dass er mich ebenfalls ansieht, lasse ich mich nicht beirren. Ich versuche zu erahnen, ob er gekränkt ist, ob er sauer oder sonst irgendetwas ist. Jedoch erscheint es mir nur so, als würden wir uns lediglich anstarren und dass um uns herum die Stille eingekehrt ist. Ein wenig erinnert es mich an die eine Situation im Kursraum, als Fabi und ich so etwas wie ein Anstarr-Wettbewerb führten. Doch genauso gut weiß ich, dass das hier mit Mika nicht mal im Geringsten so einer Sache ähnelt. Ich weiß nicht. Irgendwie ist es anders.

Und dass die Stille um uns herum eingekehrt ist, war offenbar Einbildung. Mika lächelt und bricht so tatsächlich diesen 'Bann' und den verwirrenden Augenkontakt. Ich bin froh, mich machte es nämlich irgendwie nervös. Zwar bin ich von dem Alkohol etwas ruhiger geworden, aber diese Angst, Mika könnte uns jetzt nicht mehr mögen, naja.

Sein Blick gilt nun der Runde, nur für ein, zwei Momente schielt er zu mir rüber und ich merke, dass ich aufhören sollte ihn zu beobachten. Also blinzle ich für kurze Zeit und sehe auf den Tisch.

"Na? Wer will noch woanders hin?" Ich sehe auf. Oliver lacht, vermutlich wegen den vielen verwunderten Blicken unsererseits, und fährt fort. "Naja, die Bar wird doch langweilig, oder nicht? Wir können ja in eine Disco und feiern." Killian stimmt ihm sofort zu. "Was meint ihr?", fragt Jackson mit sanfter Stimme, während er uns anblickt. "Eh, also", starte ich. "Wir, ehm", fährt Mika fort. "Hört sich zwar echt spitze an, aber ich glaube wir sind nicht so in Partylaune", meint Fabi letztlich.

"Wieso? Ist jemand gestorben?", lacht Killian. Ich schüttel leicht mit dem Kopf. "Nein, ich- also wir mögen Partys nicht so, deswegen, eh-" "Okay, dann trotzdem weiterhin viel Spaß euch", sagt Jackson. "Ja", meint Oliver, während er mit Killian zusammen aufsteht. Jackson streckt seine Arme auseinander und gibt so was wie ein Zisch-Geräusch wieder, wie als würde er uns sagen 'Tja, dann gehen wir halt allein!'

Sie verabschieden sich recht schnell und sind daraufhin auch schleunig aus dem Schuppen raus. "Ich hatte schon die Befürchtung, du würdest zustimmen", meint Mika ausschnaufend an Fabi gerichtet. "Seid mir nicht böse, aber ehrlich gesagt, würde ich hier jetzt auch raus wollen", gebe ich leicht gähnend wieder. Mika lacht erleichtert aus. "Oh Mann! Ich auch... unbedingt!"

"Okay, und was wollt ihr dann machen? Heim gehen?", fragt Fabi. "Wenn ihr wollt, können wir zu mir und dort irgendwas machen... also, wenn ihr nicht Heim müsst oder deine Freundin etwas dagegen hat. Meine Familie ist nämlich bis morgen nicht da."

"Ja, gerne", meint Mika, ehe Fabi wortlos lächelt.

Herr Doll... Zomdado & DadosaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt