Kapitel 37

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Das raue Lachen ertönt in den Lautsprechern, die ich um meinen Kopf trage. Es wiederholt sich in meinen Ohren, als wäre es eine unbeschreibliche Melodie, die ich nicht vergessen kann. Osaft und ich sprachen seit Montag nicht mehr miteinander. Mir kommt es fast so vor, als wären es Wochen gewesen, aber das liegt vermutlich nur daran, dass ich so viel mit Zombey und Fabi unternahm. Zombey, der mich am Montag vor der Haustür überraschte; Fabi, bei dem ich heute war. Jetzt fällt mir die Pizza wieder in den Sinn. Ich habe den ganzen Tag noch nichts gegessen. Nein, das stimmt nicht. Heute morgen aß ich eine Orange.

Ich habe sein einzigartiges Lachen beinahe vermisst; das von Osaft. Jetzt wo ich es so direkt höre, fällt es mir erst recht auf. Es ist irgendwie komisch. Eigentlich ist dieser Montag gerade mal zwei Tage her und ich benehme mich wie eine Mutter, die ihr Kind sehnsüchtig vermisst, oder wie als wäre ich sein fester Freund. Fester Freund.

Dieser Gedanke bringt mich zum Grinsen. Mit Osaft zusammen zu sein, kann bestimmt ziemlich begeisternd sein. Seine Freundin ist sicher eine immer gut gelaunte Person, immer munter und bis zum Beziehungsende glücklich. Ich weiß ja noch nicht einmal, ob er eine hat, aber mich würde es auf keinen Fall wundern wenn doch. Irgendwie will doch jeder mit einer Person zusammen sein, die wie Osaft ist, oder nicht? Gott, wenn das jetzt Wintercracker hören würde! Aber Osaft ist nun mal jemand, wer immer voller Schwung durch den Tag geht und bei jeder einzelnen Sache sich ein Lächeln nicht verdrücken kann. So erscheint er jedenfalls immer wenn wir uns unterhalten.

Wenn Osaft nicht so durchgedreht und verrückt wäre und mich nicht so oft zum Lachen brächte, wäre unsere Freundschaft dann vollkommen anders? Ich kenne ihn jetzt schon so lange, ich könnte ihn mir überhaupt nicht wie eine traurige, geschweige denn wütende Person vorstellen. Klar, manchmal lässt er seinen Frust auf Twitter aus, aber das hat ja nichts zu heißen. Er nimmt doch auch vieles vollkommen mit Humor.

"maudado?", schmeißt er mich schnurstracks zurück in das Gespräch. Ich gebe allerdings nur ein teilnahmsloses 'Hmm' zurück und blicke dabei geradewegs auf meinen Bildschirm. Auf dem einen beobachte ich den TeamSpeak, auf dem anderen das Spiel, was wir spielen. Oh Gott! Das Spiel! Zügig bewege ich meinen Charakter in Overwatch und stelle schnell fest, dass wir im Wartebereich stehen. Zum Glück! Oh Mann. Meine Aktion lässt Osaft belustigt aufschnauben, was mich beschämt zur Seite blicken lässt, bis ich das ganze auf schnellstem Wege verdränge und vergesse und mich schließlich wieder dem Spiel widme. Total irritiert renne ich durch den Warteraum und sehe mir die anderen Charaktere an, bis ich das Menü öffne und dort meinen eigenen begutachte.

"Was ist? Du wirkst total abwesend. Ist alles okey dokey, maudadoli?", grinst Osaft belustigt. Ich nicke. "Ja, habe gerade nur überlegt wie es ist, mit dir in einer Beziehung zu sein", antworte ich gleichmütig, noch immer vollkommen auf meinen Helden fixiert. Ich denke darüber nach, ob ich ihn mit einem anderen austauschen soll, jetzt wo ich mit dem jetzigen schon vier mal hintereinander spielte.

Ich höre ein kurzes, amüsiertes Lachen und Grinsen, was mich aber nicht wirklich von der mich überfordernden Auswahl ablenkt.
"Ach, irgendwie sagen sie alle etwas anderes", meint Osaft ausgeglichen. Er trägt einen unbesorgten Klang in der Stimme, als wäre das, was er sagt, nicht wirklich relevant. "Auch wenn ich noch nicht besonders viele Beziehungen hatte", hängt er nun etwas vergnügter dran, wie wenn er er sich selbst auslacht. 

Das leise Kichern in seiner Stimme regt mich nun doch dazu an seine Worte ein paar mal in meinem Kopf herumschwirren zu lassen. Dennoch kann ich mir keinen Reim darauf machen. "Was? Wovon redest du da eigentlich?", frage ich verdutzt. Meinem Helden schenke ich überraschenderweise keinerlei Beachtung mehr.
Mein TS-Partner ignoriert die Frage, denn er spricht unbeirrt weiter.
"Ein- eine Ex meinte mal, dass ich viel zu oft Lust dazu hatte, etwas mit ihr zu unternehmen, aber dabei hangen wir beinahe jedes Mal nur bei ihr oder mir daheim rum. Aber selbst da hatten wir Spaß, das denke ich jedenfalls. Mir war zumindest nie langweilig. Also keine Sorge, maudado. So schlimm ist es also nicht mit mir in einer Beziehung zu sein." Zum Schluss hin lacht er kurz auf und ich werde langsam aber sicher nervös. Ich bin total durcheinander. Woher weiß er denn, dass ich genau über dieses Thema nachdachte? Kann er Gedanken lesen?!

Herr Doll... Zomdado & DadosaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt