Kapitel 40

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Eigentlich habe ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht, in welchen Film wir gehen könnten. Offenbar habe ich es überhört wie Fabi gestern noch zu mir sagte, dass ich es mir aussuchen könne.

"Ich möchte nicht entscheiden. Macht ihr!", antworte ich auf die Blicke rechts von mir. Wir stehen vor dem Gebäude und sehen auf die Reklamen über der Tür. Es ist ein kleines Kino; kein Wunder bei einem Dorf wie diesem.

Völlig unerwartet höre ich die raunende Stimme neben mir, die ganz sachte näher zu kommen scheint. Sie ist nicht so wie ich sie kenne. Fabi klingt anders wie sonst, anders wenn er mir so nahe kommt. "Wie wäre es mit einer süßen Liebesgeschichte?", entziffre ich aus dem Gemurmel, was mich unmittelbar zwei Schritte nach hinten stolpern lässt. Entgeistert sehe ich in die amüsiert blickenden, braunen Augen Edwins, was mich aufatmen lässt. Ich ging felsenfest davon aus, es sei Fabi. Mir wird eines klar, als ich seinen Bruder so ansehe. Er sieht genauso aus wie auf den Bildern, kein Stück verändert, wie als würde er nicht nur für die Frauenwelt posieren, sondern sein wahres Ich zeigen und als wäre er immer so dermaßen provokant und hämisch. 

"Gehen wir rein?", kommt es plötzlich von Fabi, ehe er beinahe schon genervt durch den Eingang huscht. Lachend schwingt Edwin mir seinen Arm um die Schulter und tritt mit mir ebenfalls ins Kino, wo ich Fabi zugleich an der Kasse entdecke. Ich entreiße mich von den Klauen seines Bruders und flüchte quasi zu Fabi. Überfällt er Fremde denn immer mit seinem eigenartigen Charme?

"Hallo", lächelt Fabi dem Kassierer entgegen, welcher ihm seine Begrüßung schnell gleich macht. "Drei mal in Sword Art Online", fährt Fabi fort. Dass ich neben ihm stehe, hat er nicht bemerkt. Als er sich mir aber dann zuwendet, bemerke ich erst, dass er längst fertig ist und Edwin sich plötzlich auch neben mir befindet. "Hallo?", winkt Fabi lachend vor meinem Gesicht herum. "Hm?", antworte ich. Er sagt nichts weiter, greift schleunig nach meinem Arm, worin er sich komischer Weise einhakt, und mich letztendlich die Treppen hinauf zieht. Schnell blicke ich ihn an, als er mich loslässt und bemerke sein schadenfrohes Lächeln, welches jedoch nicht mir gilt.

Edwin läuft noch immer die Treppen hinauf.

"In welchen Film gehen wir eigentlich?", frage ich, um dieses eigenartige Gefühl loszuwerden. "Sword Art Online." Überraschend schnell hält mir Fabi die Tickets vor die Augen. "Das gibt's als Film?" Ungläubig betrachte ich die Karte, während ich mir den Namen einpräge. "Hat mich auch gewundert", entgegnet er.

Ein wenig später befinden wir uns im Saal und es ist verwundernd wie leer es ist. Vielleicht waren wir einfach zu früh dran. Schließlich habe ich keine Uhr hier, geschweige denn mein Handy, wo ich es hätte nachsehen können. Und die anderen beiden möchte ich in diesem Moment weniger fragen, da sie etwas verbissen wirken. Ich habe nicht bekommen, wann sie sich auseinandergesetzt haben, sodass sie sich jetzt grimmige Blicke zuschießen.

"Ich hol mir noch 'ne Cola", meldet Edwin plötzlich und steht auf. Er hat sich zwischen Fabi und mich gesetzt und steigt gerade umständlich über meine Beine. So groß bin ich auch wieder nicht...

"Soll ich euch auch etwas mitbringen?", lächelt er kurz. Ich schüttle den Kopf. Ich würde gerne sagen, wir wären nun vollkommen alleine hier, doch aus heiterem Himmel kommt eine Vierergruppe in den Saal und steigt die Treppen hoch bis zur dritten Reihe von oben. Als wäre das nicht schon genug Wind auf einmal, raschelt unsere Popcorn-Schachtel und der Sitz neben mir gibt ein dumpfes Geräusch von sich. Fabi hat sich an Edwins Stelle gesetzt und blickt mich belustigt an. "Dieser Idiot steht total auf dich."

"Was?", antworte ich verwundert. Fabi aber wirft mir lediglich einen vielsagenden Blick zu. "Woher weißt du- das?"

"Diese dumme Show zieht er so gut mit jedem ab. Naja, jedenfalls mit jedem, den ich ihm vorstelle. Dass er total auf dich steht, war vielleicht ein Stück übertrieben, aber er versucht dich zu beeindrucken und dieser ganze Mist. Hast du nicht gemerkt wie er mit dir flirten will?"

Verdutzt schüttle ich mit dem Kopf. "Eigentlich nicht wirklich." Er war eher spottend als freundlich, aber das würde ich Fabi nie sagen. Er ist schließlich sein Bruder. "Geh am besten nicht richtig auf ihn ein. Er sieht, dass du eher schüchtern und- naja unschuldig bist. Das ist für ihn mehr als genug Ansporn. Und arrogant ist er auch. Ich denke, er ist so oder so nicht dein Typ", grinst Fabi und blickt zur Tür. "Wieso hast du ihn eingeladen, wenn du-" Ouh. Das muss wirklich böse geklungen haben. "Weil er-", sagt Fabi verstummend. Edwin läuft die Treppen hoch. Komischer Weise trägt er drei Getränke bei sich. "Keine Ahnung", antwortet Fabi letztlich, bis sein Bruder irritiert auf sein ehemaligen Platz sieht. Er reicht Fabi ein blaues Slushy, mir ein orange-rotes und setzt sich ungerührt einen Platz rechts neben mich.

So schlimm wie Fabi sagt, wird Edwin schon nicht sein. Auf mich wirkte er bis jetzt keineswegs, als würde er versuchen mich anzumachen.

Nach dem Film, bei dem zum Glück nichts weiter passierte, auch wenn mich ständig die Angst plagte, es würde noch, laufen wir geradewegs aus dem Gebäude. Wir unterhielten uns derweil über die Handlung und wie sie vom eigentlichen Anime abwich. Edwin warf bis eben ein, dass er eigentlich null Ahnung von so etwas hätte, weil er sich eher für anderes interessiert. Klar, wenn man so ein Model ist, hat man sicher immer anderes im Kopf... hrgh- also Fans zum Beispiel.

"Mann, ist es kalt", wirft Edwin ein. Ich nicke. Sofort werde ich von einer Seite zu jemanden gezogen. "Wag es ja nicht, dich an ihn anzukuscheln!", faucht Fabi und hält meinen Arm immer noch beschützend an sich. "Beruhig dich mal. Das hatte ich überhaupt nicht vor", lacht Edwin verwirrt. "Früher oder später bestimmt."

"Ach komm! Nur weil ich 'ne Schwuchtel bin, heißt das doch nicht, dass ich mich an jeden Typ ranmache, der mir über den Weg läuft." Genervt zieht Edwin sein Handy aus der Hosentasche und tippt darauf herum. Währenddessen sehe ich zu Fabi, welcher aber immer noch total erbost zu seinem Bruder blickt. Ich möchte mich auf keine Seite schlagen, aber Edwin hat mit dieser Sache nicht ganz unrecht. Vorhin dachte Fabi auch schon so, allerdings hat er mir da auch von früheren Erlebnissen erzählt und gelogen hat er dabei bestimmt nicht. Am besten wäre es wohl, wenn ich mich raushalte.

"Und Fabi, falls du es, als ich bei unserem Onkel war, überhört hast. Ich habe einen Freeuund! Einen festen sogar, stell dir vor!" Ich versuche mir ein Auflachen zu verkneifen, denn Edwin schaut dabei sehr von seiner Aussage erstaunt und ironisch selbst überrascht daher, dass es Fabi fast dazu bringt sich schnurstracks umzudrehen. Die beiden haben wohl wirklich kein gutes Verhältnis. Ich sehe Fabi nie so dermaßen wütend, außer- außer ein oder zwei mal mit Zombey, als sie sich stritten. "Na, wollt ihr noch irgendwas machen?", wirft Edwin nun ein. "Wir können ja in meine Wohnung fahren." "Wohnung?", fragt Fabi stirnrunzelnd. "Mann, ja. Seit ein paar Wochen vielleicht. Wenn's hinkommt ein Monat. Ist wegen den Aufträgen, wohne deswegen jetzt in Karlsruhe."

"Lieber nicht", antwortet Fabi. "Wo ist deine Spontanität geblieben?", erwidert Edwin und sieht daraufhin mich an. Ich zucke nur mit den Schultern und bringe ein "Ist mir eigentlich egal" heraus.

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Randinfo: Ich mag es nicht besonders immer wieder neue Charaktere einzuführen, (Spoiler) aber Edwin ist relativ wichtig in dieser Geschichte. (Ihr wisst es nur noch nicht, hehe. Theoretisch könntet ihr es aber schon erahnenツ) Und so neu ist er ja auch nicht xD

-M/TheMonsters

Herr Doll... Zomdado & DadosaftWhere stories live. Discover now