Kapitel 5

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Nach einer langen heißen Dusche schlendere ich mit einer Jogginghose bekleidet zurück in mein Zimmer. Wegen des Regens ist es mittlerweile ziemlich kühl. Vor allem hier im Zimmer, weswegen ich mir mein T-Shirt gar nicht erst anziehe. Es landet auf meinem Bett. Dafür ziehe ich mir einen warmen Pulli über.

Inzwischen sitze auf meinem Schreibtischstuhl. Dieses Ding wird mir echt noch zum Verhängnis. Ich bin schon zweimal damit umgefallen!

Schließlich lande ich wie fast jeden Tag auf unserem TS-Server. Inständig hatte ich die Befürchtung, es würde niemand online sein. Manche arbeiten, manche schlafen, manche machen etwas in einer Vorstadt mit der Freundin. Das habe ich zumindest vermutet. Doch Zombey ist online.

"maudado!" Ich grinse. "Hi. Wie kannst du gerade mit mir-" Er unterbricht mich. "Ich habe meinen Laptop mitgenommen." Ein "Ahh" entweicht meinem Mund, kurz danach lache ich. "Und? Wie war die Uni?", fragt er. "So lala. Vorlesungen eben. Wären da nicht meine Freunde, hätte ich mich wahrscheinlich vor lauter Hitze nicht mehr halten können."

"Bei uns hat es geregnet. Ziemlich stark. Chessie war kreidebleich, als wir von unserer kleinen Besichtigungstour in das Hotel zurück kamen. Ich hoffe sie wird nicht krank! Dann müssten wir hier noch länger sein. Ist zwar alles schön und gut hier- Nein, wirklich. Es ist wunderschön. Allerdings hat sich Chessie so auf Straßburg gefreut. Hm."

"Oh Mann, das tut mir echt leid, Zombey. Wünsch ihr gute Vorbesserung! Bei uns hat es übrigens auch geregnet. Also so gegen Nachmittag, als ich nach Hause ging. Was ist, wenn ich auch krank werde?", lache ich. "Na dann komme ich sofort zu dir!", grinst Zombey. "Ja klar, genau. Und lässt Chessie einfach so alleine im Hotel. Bist ja echt ein super Freund!" Er lacht. "Vielleicht habe ich einfach andere Vorstellungen von Beziehungen. Chessie könnte es als romantische Geste sehen."

"Dass du sie krank zurücklässt und lieber deinem Internetfreund zur Hilfe schreiten möchtest? Ja, Zombey. Romantischer geht's echt nicht", kichere ich natürlich total begeistert. Er antwortet nicht, weswegen jetzt eine Ruhe einkehrt. Schließlich sage ich doch etwas. "Und was habt ihr so besichtigen können?" Er überlegt für einen Moment.
"Nicht besonders viel. Wir sind um circa zwölf Uhr hier am Hotel angekommen und sind sofort ins Zimmer. Dann hatten wir Hunger und haben nach einem Restaurant in der Stadt Ausschau gehalten. Wir waren etwas weiter vom Hotel entfernt, weswegen wir einfach für eine Weile dort blieben und rumliefen. Allerdings konnten wir nicht viel rumlaufen und schon gar nicht 'besichtigen'. Kennst du ja, Vorstädte eben. Ja, und dann fing es an zu regnen. Wir wollten mit dem Bus zurückfahren, doch die fahren hier anscheinend nur jede halbe Stunde. Deshalb sind wir gelaufen, eher gerannt", lacht er.

"Oh, das mit den Bussen ist bei mir auch so. Total doof. Aber ich wohne ja sowieso nicht all zu weit vom Bahnhof weg. Ich laufe deshalb auch oft", antworte ich. Danach fangen wir an zu zocken. Er kann mit seinem Laptop nicht all zu viel spielen, doch Minecraft geht eigentlich so gut wie immer. 

Irgendwann, ich schätze, dass wir circa eine Stunde spielten, klopft es an meiner Tür. Ich verstumme mein Mikrofon und anschließend tritt mein kleiner Bruder Noah in mein Zimmer. "Mama sagt, es gibt Essen." Ich nicke und er verschwindet, lässt meine Tür aber sperrangelweit offen. "Zombey? Ich geh' dann off. Bis dann!" "Okay, maudado. Tschüss." Ich grinse und trete aus dem Channel. 

Kurz danach finde ich mich auch schon am Esstisch wieder. Wir essen nicht oft zusammen. Manchmal bin ich am Lernen oder habe kaum Hunger und esse später. Doch oft besteht meine Mutter darauf. Sie ist ein Freund des Familienlebens und möchte deshalb häufig, dass wir uns an einem Tag wie diesen noch alle zu Gesicht bekommen. Ob ich dann lerne oder nicht, spielt für sie dann kaum eine Rolle.

Adam kommt zusammen mit einer Salatschüssel an den Tisch und setzt sich neben Noah. Meine Mutter findet es toll, dass Adam auch hier ist und wir alle beisammen sind. Er wäre eigentlich am Dienstag wieder zurück nach Hessen gefahren, aber er hat ein paar freie Tage dazu bekommen, weswegen er doch erst am Samstag fährt.

Herr Doll... Zomdado & DadosaftWhere stories live. Discover now