Kapitel 23

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"Wäre es denn wichtig gewesen?", setzt Fabi vorsichtig und surrend an. Schlingel stimmt dem zu. "Ja. Ich wollte Zombey irgendwie erreichen. Er ist in letzter Zeit ziemlich merkwürdig drauf. Es kann ja auch nur an Chessie liegen oder dem Stress wegen der Reise. Ich wollt' ihn fragen, ob alles okay ist. Er hat mir ja vorhin erst noch geschrieben. Aber er lässt sich irgendwie nicht erreichen. Vor allem heute nicht", betont er. 

Wintercracker scheint zuerst ein Stück verwirrt zu sein. Schnaubend fängt er sogar beinahe einen Satz an, was das Ganze widersprechen würde, bis er realisiert, was Schlingel damit andeuten wollte. Ich habe es aber ehrlich gesagt auch erst dann verstanden, als ich ein Stück  mehr darüber nachdachte. Man kommt ja auch nicht im erstem Moment sofort darauf, dass Schlingel andeutet, dass Zombey sich nicht meldet, weil er Mika ist und beinahe den ganzen Tag mit mir und Fabi verbrachte.

Meiner Meinung nach hat sich Zombey heute recht oft auf WhatsApp oder mittags im TS blicken lassen. Schlingel möchte wohl wirklich nur Mika provozieren, damit er mit der Sprache raus rückt. Als ich vorhin mit ihm telefonierte, konnte ich mir nicht einmal annähernd vorstellen, dass er so engagiert an die Sache heran geht oder dass er so fest hängend ist.

Eigentlich müsste ich es eigentlich gewusst haben; ich kenne Schlingel. Und zudem war er vorhin ziemlich aufgebracht und sauer wegen Zombey. Er und ich sind zwei komplett verschiedene Typen. Er ist aufbrausend, wenn er wütend ist, er sagt, was er denkt und lacht viel. Ich hätte es mir denken können, dass er jetzt so ist und nicht wie ich einfach still und zurückhaltend dasitzt. Fehlt nur noch, dass er meine Bitte umgeht, er Mika wütend anschnaubt und ihn irgendwie dazu zwingt, die Wahrheit zu erzählen. Das wäre jetzt wirklich das letzte, was ich erleben möchte.

"Vielleicht hat er einfach sein Handy ausgeschaltet", bringt Mika ein. Zweifelnd lache ich auf. "Zombey?", grinse ich ungläubig. "Er macht nie sein Handy aus", meint Wintercracker. "Wirklich nie", stimme ich zu.

"Ja und die Mailbox ging auch nicht sofort ran. Erst nach einigen Momenten", bestätigt Schlingel. "Sein Handy war an." Mika nickt, als ich zu ihm blicke. "Dann hat er es verlegt oder irgendwo während dem Film liegen lassen", rät Mika. "Aber sicherlich ignoriert er euch nicht. Das dürft ihr gar nicht erst anfangen zu denken."

Schlingel schnaubt lächelnd. "Wir haben das doch auch nie behauptet." Noch immer liegt mein Blick auf Mika. Ich sehe seine plötzliche und unerwartete Nervosität, seine Ungewissheit, bis er bemerkt, dass ich ihn ansehe. Er sieht nicht weg, wie ich es gedacht hätte, oder dem Bildschirm entgegen; er behält den Blick auf mir. Beinahe kommt es mir so vor, als würde er versuchen mich zu durchblicken. Aber so wie es gerade aussieht, kann es auch sein, dass er meiner Mimik einfach nachahmt. Ich sehe ihm nicht gerade lockerer entgegen. Mein Blick ist sicherlich starr und ohne irgendein Anzeichen an Ausdruck. 

Es überrascht mich selbst. Ich kann diesen Gesichtsausdruck allerdings kaum ändern. Ich möchte nicht lächeln, weil er das dann auch sofort tun würde und ich nicht seine nachfolgenden Reaktionen beobachten könnte. Das Lächeln würde diesen Moment neutralisieren. Er würde danach bestimmt weiter lächeln und hätte nicht mehr diese scheinbare nervöse Art an sich. Er wäre irgendwie... befreit?

Alles Theorien, die in meinen Kopf umherschwirren, die sich nicht sammeln lassen oder auseinander bringen. Ich weiß nicht, ob es Irrsinn ist oder doch die Realität. Jeder kennt dieses Gefühl sicherlich; das, wenn man versucht etwas über seine Lippen zu bringen, jedoch nur das erdrückende Gefühl in einem hinauf steigen spürt und man rein gar nichts anstellen kann. Da fehlt mir der Mut.

Doch dann wiederhole ich das, was ich bereits in Noahs Zimmer tat und Mika am Türrahmen stand. Ich bewege meine Lippen, ohne irgendein Ton darüber gleiten zu lassen. Ich bewege meine Lippen und forme ein 'Zombey?', was Mika vermutlich nicht einmal verstehen konnte, geschweige denn erkennen. Sein Blick formt sich zu einem leichten Stirnrunzeln, bis er selber beginnt seine Lippen zu formen. 'Was?!'

Herr Doll... Zomdado & DadosaftWhere stories live. Discover now