Kapitel 30

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Wir überqueren schnell die Straße, die zu meiner Überraschung kaum befahren ist. Sie ist zwar keine Hauptstraße, allerdings auch keine Landstraße. Auf der anderen Seite bemerke ich die vielen glühenden und leuchtenden Straßenlaternen, die ich eigentlich nie abends zu Gesicht bekomme. Ich gehe kaum abends raus. Meistens bleibe ich um die Zeit daheim, auch wenn es gleich erst 8 Uhr ist. Ich weiß auch nicht. Ich bin wohl wirklich kein Nachtmensch.

"Denkst du das ist für Chessie okay?", frage ich und klinge für meine Verhältnisse recht brüchig mit der Stimme. "Ja, das wird kein Problem sein. Sie wird sich sicher freuen dich zu sehen." Zombey lächelt mir entgegen und schenkt mir somit ein heiteres Gefühl. Ich dachte wirklich Chessie würde das nicht wollen, auch wenn er sie besser kennt und es vorhin motiviert vorschlug. Wenn er gewusst hätte, dass sie es nicht will, dann hätte er vermutlich nicht einmal gefragt. Dennoch hatte ich das Gefühl und ich denke, dass das etwas mit den Gedanken von vorhin zutun hat. Er schrieb mir zu erst, dass es nicht okay sei, wenn er länger hier ist, weil er nicht wüsste, was er dann Chessie erzählen sollte. Daher ging ich davon aus, dass sie nicht wüsste, dass er mich traf. Und jetzt zeigt sich das komplette Gegenteil und er bringt mich fröhlich zu ihr. Das ist etwas komisch und verwirrend.

"Zombey?" Zum zweiten Mal unterbreche ich die Stille, die zuvor nur von den Geräuschen unserer Schuhe geleitet wurde. "Ja?" Ich weiß, dass er mich ansieht. Jedoch sehe ich geradewegs nach vorne. Ich kann mir jetzt schon denken, dass ich ihm nicht in die Augen sehen kann, wenn ich jetzt an ihm zweifle. Schließlich war das ja schon mal so. "Hast du Chessie nicht erzählt, dass du mich getroffen hast?" Mich verwundert es schnell, dass die Geräusche seiner Schuhe verstummen. Sofort drehe ich mich doch zu ihm und sehe wie er stehen geblieben ist. "Eh-", haucht er lediglich.
Zombey würdigt mich keines Blickes. Er sieht schlicht und ergreifend über den Gehweg hinweg so wie ich es eben genauso tat. Doch seine Starre hält nicht mal ansatzweise so lange an wie meine. Ich schätze es sind lediglich zwei Sekunden in denen er nachdachte. "Also-", bringt er heraus, bis er mich endlich ansieht. Ich weiß nicht, weshalb ich in diesem Moment so sehr darauf beharre Augenkontakt herzustellen, aber vermutlich möchte ich nur wissen, was los ist. Ich möchte vorbereitet sein, wenn mich Chessie ausfragt.

"Zombey?" Es steht außer Frage, dass ich jetzt mal wieder heiser und brüchig klinge. Ich bin aufgeregt, das muss es sein. "Eigentlich- oh Mann. Das habe ich total vergessen!" Zombey schnauft laut und legt sich seine Hände vors Gesicht. "Ich habe ihr nicht erzählt, dass ich bei dir geschlafen habe. Ich habe nur gesagt, dass ich bei einem alten Freund geschlafen habe und- Sie wird merken, dass ich aus Versehen gelogen habe. Verdammt!" Er nuschelt in seine Hände, was allerdings nicht besonders viel ausmacht. Ich konnte ihn gut verstehen. "Oh. Eh- Dann-", bringe ich heraus.
"Denkst du sie ist sauer, maudado?" Seine Hände hat er mittlerweile wieder von seinem Gesicht genommen. "Nein- du. Ich denke, dass sie-" Ich habe keine Ahnung. Aber ich muss etwas aufbauendes sagen! Er sieht mich an, als würde er tatsächlich auf Hilfe warten. "Du kannst ihr sagen, dass ich zuerst.... nicht wollte, dass sie es weiß, aber- jetzt eben schon. Deshalb komme ich zum Hotel." Es ist zwar ebenso gelogen, aber besser als dass sich Zombey schlecht fühlt. Oder...? "Ja. Wenn das wirklich okay für dich ist?" Ich nicke, worauf er erleichtert lächelt.

Schließlich laufen wir weiter und überqueren nun schon zum dritten Mal eine Straße, bevor wir direkt vor dem Hotel stehen. Mir kommt es schon die gesamte Zeit über vor, dass sich Zombey nervös verhält. Also... erst als er mich gefragt hat, ob ich mitkomme, jetzt hier vor dem Hotel wo er mir zitternd die Tür aufhebt, damit ich eintrete. Ich hoffe, es geht ihm nicht ganz so übel wie er zu sein scheint.
Zombey tritt nun auch ein und lächelt mir einmal stumpf entgegen als er meinen Blick bemerkt. "Ist alles okay?", frage ich ihn. Ich klinge ernst. Das hatte ich nicht unbedingt vor, aber eventuell hilft das sogar. Um das ganze doch noch ein wenig zu verstärken, berühre ich sanft seine rechte Schulter und sehe zu ihm. "Ich- fühle mich nur komisch. Keine Ahnung", antwortet er, woraufhin ich nicke. "Das fiel mir schon auf. Zombey- eh. Wenn dir das jetzt zu viel ist, ich habe kein Problem damit, wenn ich wieder Heim-" "Nein! Also- eh. So schlimm ist das nicht. Und außerdem- brauche ich dich noch. Wegen der Anrufe." Ein kurzes Räuspern seinerseits folgt, bis er sich selber in Gang setzt und ohne mir jegliche Achtung zu schenken geradewegs durch den altmodisch gehaltenen Raum läuft.

Herr Doll... Zomdado & DadosaftWhere stories live. Discover now