Kapitel 29

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Ich nicke wortlos und beobachte ihn anschließend dabei, wie er sich seinen dunklen Rucksack von den Schultern stülpt. "Wieso hättest du denn eigentlich dafür mein Handy gebraucht?", frage ich beiläufig. Ich bin etwas irritiert, ja. Es ist auch etwas eigenartig; schließlich möchte er es ihnen ja sagen.

"Wenn sie meine Stimme gehört hätten, sobald ich sie mit deinem Handy angerufen hätte, dann wäre die Katze sofort aus dem Sack gewesen und es gäbe kein zurück mehr." Für einen Augenblick kramt er in seiner vordersten Tasche rum. Sofort kommt mir das Bild zurück in den Sinn, als er mir am Samstag mein Handy direkt zum Französisch-Unterricht brachte. 

Oh Gott! Zombey war dabei, als ich Menschen französisch beibrachte! 

Er hatte sich ja in die hinterste Reihe gesetzt, weil ich so sehr darauf beharrte. Wenn ich mir sicher gewesen wäre, dass das Zombey ist, hätte ich ihn sofort rausgeschickt. Na gut, vermutlich hätte ich das nicht gemacht; dafür bin ich viel zu gutmütig. Das schätze ich zumindest. Aber trotzdem ist allein der Gedanke daran schon so unangenehm für mich, dass ich vermutlich nie wieder vor ihm französisch sprechen werde! Wahrscheinlich hat er sich während der Stunde ein Lachen verkniffen und fand es recht belustigend wie ich vor einem versammelten Kurs mit den Armen schwang und somit wie wild gestikulierte. 

"maudado?" Zombey sieht mich erwartungsvoll an. "Hm?", antworte ich und es wirkt so, als hätte dieser Gedanke zu Samstag wirklich meine Sprache verschlagen. "Vielleicht sollten wir irgendwo anders hin gehen, wenn ich sie jetzt anrufe. Ich weiß nicht, was meinst du?" Ich zucke lediglich mit den Schultern und sehe mich für einen Moment um.
Also... zu mir ins Haus will ich nicht. Ich bin sowieso schon voll gehäuft mit Dingen, worum ich mich zu kümmern habe und da brauche ich nicht auch noch meine interessierte Mutter, die mich die nächsten Tage damit belästigen würde. Außerdem weiß ich nicht, ob ich mich mit dem Gedanken wohl fühle, dass Zombey meine Eltern kennen lernt.

"Es ist ja nicht kalt, wir können-" Ich halte inne. Ich habe keinen blassen Schimmer wo wir hin können. Ratlos verziehe ich meine Mundwinkel, was Zombey offenbar ein heiteres Lachen beschert. "Ist nicht schlimm, ich habe eine Idee." Unmittelbar fährt mein Blick zurück auf ihn rüber, ehe ich ungläubig meine Stirn runzle. "Wirklich?", frage ich, worauf ich lediglich ein selbstsicheres Nicken erhalte. Aus heiterem Himmel spüre ich Zombeys Hand an meinem Handgelenk. Zunächst erschrecke ich mich etwas. Er hat wirklich kalte Hände! "Ehh", bringe ich noch heraus, ehe er zum Laufen ansetzt. Zombey läuft nicht schnell, das hatte er sicherlich auch nicht vor, aber man könnte es so meinen. Immerhin hat er nach meinem Handgelenk gegriffen. Ich dachte wirklich, er würde jetzt losrennen und mich klischeehaft mitschleifen. Vielleicht liegt das auch nur an den vielen Anime, wo sie das so oft machen. Ja, das würde durchaus Sinn ergeben.

"Und wohin?" Verdutzt sehe ich zu ihm vor. Zunächst hustet er einmal leise auf. "Ehh", antwortet er, scheint dabei aber selber nicht wirklich zu wissen wohin. Mich überrascht das, gerade eben wirkte er ja noch so sicher und durchsetzend. 

Als wir schließlich um die nächste Ecke gehen, bleibt er urplötzlich stehen und blickt sich für einen Moment um. "Hier?", frage ich um wirklich sicher zu gehen. Er lächelt entschieden, ehe ich auflache. "Okay, Zombey. Hier", grinse ich. Tolle Idee!
Allmählich sehe ich mich ebenso ein Stück um, erkenne jedoch nicht viel, da es recht dunkel ist. Nur das Licht einer Straßenlaterne scheint in unsere Richtung. Ich bin froh, dass diese nicht flackert. Wir sind in einer Art Gasse, würde ich mal sagen. Allerdings ist es wirklich nicht mal eine richtige Gasse. Immerhin steht hier eine Parkbank - worauf sich Zombey übrigens sofort mit mir zusammen hinsetzte. Er hat ja nach wie vor seine Hand bei mir.
Ich bemerke nun, dass er mein Handgelenk fest im Griff hat. Das ist mir bisher noch nicht ein einziges mal aufgefallen. Jedenfalls fühlt es sich nicht drückend oder jegliches an. Erst als ich gerade hinsah, fiel es mir auf. Und zudem stelle ich auch noch recht schnell fest, dass ich nur ein T-Shirt trage, als ich meinen dazugehörenden Arm ansehe. Ich hoffe einfach darauf, dass es nicht noch kälter wird.

Herr Doll... Zomdado & DadosaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt