Kapitel 14

547 46 12
                                    

"Hm, das tut mir leid. Das sind übrigens Oliver und Killian", lächelt Jackson und zeigt uns dabei seine scheinbaren Freunde. Immerhin tragen sie keine Schürzen wie Jackson, was allerdings auch nichts heißen muss. Oliver hat dunkelblonde Haare, während Killian seine rot trägt. Sie sind gefärbt, das sieht man. Es sind keine orange-roten Haare, die man auf natürliche Weise bekommen kann. "Und was macht ihr noch?", fragt Jackson. "Gehen gleich in die Bar", antwortet Fabi rasch. "Echt? Die in der Qualstraße?", kommt es von Oliver. Fabi nickt. "Ist ja lustig! Genau dort wollten wir jetzt auch hin. Also, wenn ich gleich gehen darf", lacht Jackson. Killian lächelt. "Begleitet uns doch!" Sogleich blicke ich zu Mika und Fabi, die mich ebenfalls ansehen. Ich zucke mit den Schultern und dann ergreift Mika das Wort. "Wieso nicht?", lächelt er, sieht mich dabei für sicherlich nicht mal eine Sekunde an.

"Wann darfst du denn gehen?", frage ich Jackson. "In zwanzig Minuten." Ich nicke. "Ja, das dürfte reichen", meint Fabi, mit den Händen demonstrativ auf unser Essen zeigend.

Wenige Momente später lassen sie uns auch wieder alleine und verschwinden im Hinterzimmer. Sie lachen wieder so viel, wie zuvor.

-

Mittlerweile stehen wir abermals vor der Bar. Die drei anderen Jungs stehen vor uns und öffnen gerade die Tür. Jackson bleibt stehen und hält sie uns sogar auf. Ich trete als letzter ein und bemerke, wie Jackson wieder, oder sogar immer noch, so breit grinst. Manchmal kann das ziemlich gruselig sein.

Ich trete schließlich ein und die vier Anderen vor mir steuern bereits auf einen Tisch zu, der sich in der Nähe der Theke befindet, dennoch aber auf irgendeine Weise etwas Privatsphäre schafft. Ich setze mich neben Mika und sehe, wie sich Jackson neben mich setzt.

"Was wollt ihr trinken? Ich bezahl die erste Runde." In mir steigt ein Gefühl auf, welches ich nicht wirklich kenne. Vielleicht ist es, weil ich so was wie jetzt schon lange nicht mehr tat, geschweige denn dass ich keinerlei Erfahrungen, mit Freunden einen trinken zu gehen, besitze. Womöglich aber, bin ich auch nur so fiebrig, weil ich keine Ahnung habe, was ich trinken soll und weil Jackson mich gerade nur anstarrt. Wieso schaut er mich an?
Ein zappliges "Weiß nicht", bringe ich dennoch irgendwie über meine Lippen, habe dabei versucht, locker zu klingen. Wahrscheinlich gelang mir dies aber eher misslich. Jackson schmunzelt, was mir sofort den Gedanken einbringt, er würde mich auslachen. Aber das passt nicht zu ihm. Er lächelt doch wirklich immer. "Soll ich für dich aussuchen?", fragt er. Ich nicke, gesteuert von seinen mitreißenden Augen, welche mich förmlich auffordern zu bejahen. Wieso nicke ich? Ich hätte auch einfach sagen können, dass ein Wasser auch völlig reicht! "Ehm, ich hätte doch lieber nur ein Wasser, Jackson", sage ich schnell.

"Wir sind jetzt nicht wirklich nur wegen 'nem Wasser her gekommen, oder? ", mault Fabi lachend. Für einen Moment sehe ich ihn an, ehe ich nicke und Fabi schließlich zustimme. "Stimmt, ja. Aber ich bin nicht so ein Fan, wie gesagt...", lächle ich kleinlich. "Geht mir gleich", meint Mika. "Okay, Leute, das ist mir egal. Ich hol' uns jetzt allen einen Kurzen und jeder, wirklich jeder, trinkt wenigsten diese Runde mit", fordert Killian. Daraufhin steht er ohne Weiteres auf und geht zur Theke. Ich sehe zu Mika und wir beide wissen, dass wir jetzt wohl keine andere Wahl haben. Und es ist ja wirklich nicht viel. Und eins von diesen kleinen Gläschen wird mich jetzt auch nicht betrunken machen, also...

Ich zucke mit den Schultern, um Mika irgendwie meine 'Meinung' mitzuteilen. Daraufhin nickt er kurz. Mein nächster Blick fällt schließlich auf den Rothaarigen an der Bar. Ihm wird gerade ein Tablett überreicht und ich sehe, dass er im nächsten Moment auch schon wieder auf uns zusteuert.

"So, Leute." Killian stellt die Gläser jeweils vor jedem von uns ab und setzt sich. Zögernd mache ich es den anderen nach und nehme das Glas in die Hand, mustere es für einen Moment. Sie sind ziemlich originell, haben so eine ungewöhnliche Form. Sie ähneln normaler Gläser, beispielsweise Biergläser, Weingläser, Coca-Cola-Gläser. Nur in winzig. Ich habe eine Tasse. Das ist ziemlich witzig.

"Okay, darauf, dass wir neue Leute kennenlernen durften", strahlt Killian. Jackson lächelt nachdrücklich, woraufhin alle anfangen zu trinken. Außer Mika, der genau wie ich den vier anderen lediglich zusieht. Wir sehen uns an und ich bemerke für die nächsten zwei Sekunden, die uns bleiben, dass er mir wohl ziemlich zu ähneln scheint. Wir haben so viel gemeinsam, als wären wir schon immer Freunde. Klar, Freunde müssen sich nicht wirklich ähneln. Aber irgendwie kommt es mir so vor, so lustig es auch klingen mag. 

Wir beiden setzen sofort an und trinken zügig die kühle Flüssigkeit, als die anderen scheinen das Glas abzustellen.
Ich frage mich, welcher Schnaps das war, da dieser ziemlich intensiv und ungewohnt für mich ist. Außerdem brennt sich der Alkohol gerade in mir durch und ich habe das Gefühl, mir würde immer heiser werden. "Was ist das?", frage ich leicht hustend. "Wodka, oder?", sagt Fabi. Killian nickt. "Was?", huste ich erschrocken. "Wodka. Willst du nochmal?", lacht Jackson. Ich schüttel mit dem Kopf. "Nein, Wasser. Danke." Ich lache. Das klang ernster, als ich wollte. Aber mein Hals fühlt sich so komisch an. Normalerweise ist dieses Gefühl nicht ganz so intensiv. Ich habe noch nie Wodka getrunken. Ich habe darum immer einen großen Bogen gemacht. Es gab immerhin schon relativ viele Fälle, die in den Nachrichten eine Adventuretour starteten.

"Okay, dann Wasser. Was wollt ihr?" "Bring uns zwei Bier", lacht Oliver, während er seinen linken Arm über Killians Schulter legt und ihn eher freundschaftlich an seine eigene Schulter stößt. "Uns auch", lächelt Fabi schelmisch und wiederholt das Spiel, welches die beiden anderen eben taten mit Mika. Dieser allerdings gibt sich im Gegensatz zu mir einfach der Aussage hin und widerspricht dem Bier nicht, obwohl ich genau weiß, dass er wahrscheinlich auch etwas Alkoholfreies haben wollte. Oder ich steigere mich in diese Gedanken von vorhin nur zu sehr rein und er ist wirklich auf das Bier aus gewesen. 

Ehe ich mich versehe, ist Jackson bereits zurück und verteilt die Getränke. Ich finde es etwas schade, eher enttäuschend, dass die gewöhnlichen Gläser normal sind. Okay, wenn jedes Glas hier in der Bar irgendeine Besonderheit hätte, wären die Schnapsgläser auch keine außergewöhnliche Sache mehr. Irgendwie. Die anderen trinken eh alle nur aus Flaschen, außer Jackson und mir. Er trinkt so was wie ein Cocktail. Sieht jedenfalls so aus. Allerdings nicht so pink oder bunt, wie man sie kennt. Ich denke, das ist einfach Cola, Eis und irgendein Alkohol.

Schließlich bringen ein paar der Jungs immer wieder Fragen ein und so beginnt ein wirres Durcheinander an Gesprächen. Eigentlich schwirren hier nur zwei Themen herum, aber trotzdem hört es sich so an, als würde jeder irgendetwas willkürliches erzählen. Im Endeffekt kommt heraus, dass Fabis Bruder Model ist, was die vielen Fotos auf irgendeine Weise rechtfertigt. Es wirkt in seinem Zimmer, als wäre er ein heißblütiger Sammler an posierenden männlichen Musen.
Außerdem erzählte Jackson, dass er 24 ist und er neben dem Imbiss ein Kunststudium macht. Davor war er anscheinend für ein Jahr bei der Bundeswehr. Osaft denkt auch darüber nach, so was zu machen, ist sich allerdings total unsicher. Schon seit Wochen redet er mir die Ohren damit blutig. Und als ich das in der Runde von Mika, mir und Fabi lachend erzählte, schien es, als hätte ich gerade das sicherste Geheimnis der Welt ausgeplaudert. So kam es mir zumindest vor. Jedoch meinte Fabi daraufhin nur so was wie: "Besser als würdet ihr gar nicht reden", woraufhin er anfing zu lachen.

Die Gruppe teilte sich schließlich in zwei, was bis jetzt, eine gefühlte Dreiviertelstunde später immer noch so ist. Dass ich mal dachte, wir würden uns wirklich nie wirklich kennenlernen, weil wir nie Fragen aneinander hätten, ist jetzt auf alle Fälle anders. Wir reden durchgehend. Über Mikas Freundin, Fabis Job in seiner Heimatstadt oder auch über meine Geschwister.

"Du hast echt ein witziges Lachen, Fabi", schmunzelt Mika. "Ach ja?", antwortet Fabi erneut räuspernd. "Irgendwie... ja." Fabi lacht, verstummt dann aber wieder sofort. "Stimmt", antworte ich einleuchtend. "Wie ist es denn?", fragt Fabi. "Es erinnert mich an einen Freund", grinst Mika, was mir zuerst etwas die Sprache verschlägt. Als er das sagt, brennt sich in mir ebenso eine Person in mein Gehirn. "Hey, vielleicht seid ihr ja ein und die selben Person, hm?" Mika lacht ausgiebig, bis er meinen verdatterten Blick bemerkt und er leiser wird, während er mich dabei etwas unruhiger ansieht. Jedoch versuche ich die vielen einkehrenden Gedanken aus meinem zu viel denkenden Kopf zu verbannen. Aber egal wie viele Male ich es auch noch versuchen mag, diese Gedanken können wahrscheinlich nie aufhören. Mika-ist-nicht-Zombey.

Herr Doll... Zomdado & DadosaftWhere stories live. Discover now