Kapitel 31

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Ich weiß mal wieder nicht, woher der plötzliche Mut herkommt. Ich schätze, es ist das eigenartige Gefühl, dass sich mit jenem Brummen an meinem Ohr etwas komisch vermischt. Zuerst bin ich nervös wie sonst was und danach fühle ich mich so urplötzlich entschlossener denn je. Mein Blick fällt geradewegs zu Chessie, die mich mit gemischten Gefühlen mustert. "Hi", sage ich leise. So langsam wird mir diese Situation unangenehm, was ich jedoch zügig verdränge, als Chessie einleuchtend und erschrocken die Augen aufreißt. Sie sind nicht wirklich aufgerissen wie man es sich jetzt denkt. Sie sind nicht mal weit offen, aber wenn man ihr Gesicht von einer Nähe sieht, die sie zu mir hat, erkennt man die Überraschung in ihrem Blick. Das dazugehörige "maudado!" verstärkt diese Art etwas. So als hätte sie einen alten Freund nach Jahren wieder gesehen.
Allerdings trübt ihr Blich recht schnell, als sie anfängt zwischen mir und Zombey herzusehen. Irgendwie wirkt sie so, als wüsste sie nicht, was sie denken soll. "Verarscht ihr mich?"

"Nein, wirklich", lächelt Zombey. Er versucht wirklich glaubwürdig zu erscheinen. Chessie allerdings zieht nur eine ihrer Augenbrauen in die Höhe. "Ja?", hakt sie nach. "Ja!", bestätigt mein Kumpel lachend. Für einen Moment spüre ich seinen Ellenbogen, der gegen mein Oberarm stößt. Es war zwar echt ein leichter Stoß, aber ich streiche mir dennoch ein wenig über die Stelle. Rein aus Reflex.

"Sorry, dass wir dich damit so überfallen", sage ich und fühle mich auf eine nicht besonders überraschende Weise mulmig zumute.
"Also... die Idee, dass ich herkomme, kam eigentlich recht spontan. Oder...?" Mein Blick gilt Zombey, der nur zustimmend nickt. Einen Augenblick verharre ich so und beobachte ihn unbeabsichtigt ein wenig länger. Mir fällt es erst auf, als ich darüber nachdenke. Zügig sehe ich wieder zu Chessie und verstärke die Sache mit meinem unbeholfenen Blick somit unwillkürlich noch ein wenig mehr. Und so langsam denke ich, dass sie uns glaubt.

Eine gefühlte Stunde und eine intensive Unterhaltung später sitze ich groß lächelnd auf dem Bett. Ich bin gerade sehr glücklich, das würde mir sicher jeder glauben. Es war ein so erleichterndes Gefühl wie Chessie vorhin reagierte und was sie danach alles sagte. Zuerst, als sie uns zuvor noch stumme Blicke schenkte, fing sie stark an zu grinsen und im nächsten Moment lag sie auf mir. Eigentlich hatte sie nur geplant mich zu umarmen, aber ihre Freude war viel größer als die dachte und so schmiss sie mich geradewegs auf die Matratze. Ich war so überfordert, ich wusste gar nicht was ich tun sollte.
Nun ja, danach fragte sie uns beide aus. Wie wir uns getroffen haben und wann und woher wir wussten, dass wir es waren. Ich hatte einen gewaltigen Kloß im Hals, daher sprach Zombey. Und dafür danke ich ihm sehr. Das letzte mal als ich jemanden von allem erzählte, abgesehen von Fabi, da war dieser jemand total aufgebracht. Ich möchte einfach niemanden von dieser Geschichte erzählen. Das ist doch sowieso total ausgelutscht. Jeder meiner Freunde weiß es jetzt, selbst Chessie. Aber das ist jetzt nicht das Thema. 

Jedenfalls hat sie Zombey keinmal unterbrochen, was mich zunächst verwunderte. Sie ist eigentlich keine Person die stumm zuhört. Ich dachte sie würde wie Schlingel immer etwas fragen, aber das tat sie nicht. Zumindest erinnere ich mich so daran, ich habe nur bei manchen Teilen aktiv zugehört. Ich wollte die beiden nicht ansehen und sah deshalb auf die beige Bettdecke und verlor mich in meinen Gedanken. Allerdings weiß ich nicht mehr worüber ich nachdachte. Es war bestimmt sowieso unwichtig. Nach einiger Zeit wusste ich, dass Zombey zum Ende kommt und hörte deshalb wieder zu. Er erzählte von Fabi und dass sie am Sonntag eine Auseinandersetzung hatten.
Und das mit dem Kaffee erzählte er auch. Ich dachte sogar für einen Moment, er hätte Chessie jede Einzelheit erzählt. Inständig hoffe ich immer noch, dass er dies nicht tat. Mir wäre das total peinlich! Zum Beispiel am Samstag als wir in der Bar waren und ich mich zuerst weigerte Alkohol zu trinken, es dann aber doch tat. Oder dass ich 'Mika' um Rat fragte wie man sich ablenkt. Oder das mit dem Kühlschrank, als die beiden nur komisch kicherten und mir alles verschwiegen. Ich frage mich immer noch was das war! Oder später als wir von der Bar zurück kamen und sie mir das mit dem Paket sagten und wir diese Wette abschlossen. Verdammt! Aber- warte.

Herr Doll... Zomdado & DadosaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt