52. Wer nicht hören will...

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In dieser Nacht schlief ich sogar ohne Sorgen ein. Ich träumte nicht von Kriegen oder Hochzeiten, ich hatte Träume über die schönen Momente meines Lebens. Es war beruhigend mal über etwas so friedliches träumen zu können und doch so herzzerbrechend. Ich sah wieder, wie ich vor Jahrhunderten mit Loki auf der Wiese vor dem Palast saß und ich Blumenkronen bastelte, während er seinen Frust wegen Thor ausließ. Ich erinnerte mich wieder an ganz einfache Tage, wo wir alle gemeinsam zusammen saßen und darüber diskutierten, was wir den Tag über machen konnten, ehe Thor wie so üblich den Vorschlag brachte doch trainieren zu gehen. Ich träumte von den schönen Tagen, wo ich bei Loki im Bett schlafen durfte, weil draußen ein Sturm wütete und ich vor Angst kein Auge zu bekam, bei ihm jedoch mich immer sicher gefühlt hatte. Es hatte nie einen Platz gegeben, wo ich mich sicherer oder lebendiger gefühlt hatte als bei Loki. Er war immer dafür verantwortlich gewesen mich in Sicherheit zu wiegen, oder zumindest hatte er sich selbst diese Last auferlegt. Genauso wie ich mir die Last auferlegt hatte für die Sicherheit Asgards da zu sein. Für das kleine schwache Volk, wie all die Waisenkinder, oder all die Kinder, die zu Waisen werden könnten, durch einen Krieg.

Nachdenklich öffnete ich meine Augen, als die Sonne gerade anfing aufzugehen und ich sogleich an die helle Zimmerdecke von Steves Schlafzimmer sah. Er selbst schlief im Bett neben mir und ein Blick reichte aus um zu lächeln, denn wenn er so schlief, mit den zerzausten blonden Haaren und diesem unschuldigen Blick, dann wirkte er nicht wie der Held Amerikas, er wirkte nur wie ein einfacher Junge. Ein einfacher Junge, der ebenso eine große Last zu tragen hatte. Ich seufzte leicht und setzte mich aufrecht hin, wo ich mein Haar zurück strich und daran dachte zurück zu müssen. Da kein Thor hier aufgetaucht war, nahm ich an, dass man mir diesen einen Tag wohl gewährt hatte, nur würde ich mein Glück nicht weiter ausdehnen, denn ich müsste Heim. Ich müsste zurück und das mit einer Entscheidung, die ich eigentlich schon getroffen hatte. Egal wie schwer es auch war, ich müsste ihn heiraten. Ich müsste auf mein eigenes Glück verzichten zum Wohle Asgards. Steve hatte zum Wohle seines Landes auch so viel aufgegeben, aber nun konnte er langsam wieder glücklich werden, vielleicht würde ich das ja auch schaffen?

„Wieso bist du denn so früh wach?" Ich sah kurz zu Steve, der sich verschlafen aufsetzte und durch sein Haar fuhr.

„Ich bin am grübeln, aber du kannst ruhig weiter schlafen, ich muss nur gehen."
„Du willst schon gehen? Und was ist mit deinem Verlobten?", fragte er nun hellwach nach und ich lächelte traurig.

„Jeder muss Opfer bringen und versuch es mir nicht auszureden, Steve", sagte ich und stand vom Bett auf. Ich hatte weitere Klamotten von ihm zum schlafen gekriegt und sah sicher lächerlich in ihnen aus, so groß wie sie waren, aber na gut. Besser als nichts.

„Kleine, hör mal, es gibt sicher..."
„Wir heiraten ja nicht gleich morgen", unterbrach ich ihn jedoch, als er auch aufstand und sich mir gegenüber stellte, „Die Hochzeit wird sicher erst in Monaten sein und wenn ich mich umentscheide, dann gut, aber es ist das beste für meine Welt."

„Ich kann nur hoffen, dass dein Bruder es dir ausreden wird", murmelte er sauer und ich seufzte leicht, denn Thor würde das definitiv versuchen.

„Mal sehen. Ich werde versuchen euch alle bald wieder zu sehen", meinte ich nur und er folgte mir aus dem Schlafzimmer raus, weiter ins Wohnzimmer, wo noch die Weingläser und die leere Flasche von gestern standen. Natasha war recht spät gestern noch gegangen, doch alles in allem war der Tag unglaublich schön gewesen, nur war er eben vorbei. Alles schön geht so schnell vorbei.

„Und wo willst du jetzt hin?", fragte Steve mich.

„Irgendwohin, wo es etwas abgelegen ist, ich muss schließlich Heimdall rufen", sagte ich amüsiert und dachte daran wie viel Drama hier los wäre, wenn ich mitten an einer belebten Straße von einem gigantischen Strahl mitgerissen werde.

Loki|| He will be the death of me ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt