85. Zwei Seiten

6.5K 354 83
                                    

Es war ein fast schon lächerlicher Anblick mitanzusehen, wie meine Freunde sich voneinander verabschiedeten. Es war fast so, als würden wir in den Krieg ziehen, als wäre es ungewiss, ob wir uns je wieder sehen würden, dabei würden wir nur für ein paar Tage nach Midgard reisen und nicht einmal kämpfen, lediglich reden. Dennoch hatte Ivanka sich heulend um Coles Hals geworfen, Sif versuchte Fandral abzuwimmeln, der unbedingt mitwollte, doch hier mehr gebraucht wurde und ich selber spürte Lokis Blicke auf mir, als hätte er Angst ich könnte plötzlich verschwinden, einfach fort sein.

„Du wirkst genervt?" Amüsiert sah ich zu Thor, der wie die anderen auch mit uns zum Bifröst gekommen war, um Abschied zu nehmen.

„Natürlich bin ich genervt. Wir gehen die Avengers besuchen und nicht auf eine drei Jahre Mission, wo es garantiert Tote geben wird."
„Du musst sie verstehen. Die Zeiten sehen alles andere als rosig aus und es kann ganz schnell zu Ende gehen", erklärte Thor mir, der komplett erschöpft wirkte. Erschöpft und ausgezehrt von der Rolle des Königs.

„Dass ich mal solche Worte von dir höre", lachte ich auf, „Ich dachte man kann Asgard nicht bezwingen?"
„Unter Odins Herrschaft vielleicht, aber im Grunde habe ich keinerlei Ahnung davon, was ich da eigentlich mache", bemerkte er amüsiert und drehte sich kurz zu den anderen, die immer noch nicht fertig waren sich zu verabschieden, „Du solltest wirklich zu ihm gehen."

„Ich würde ja zu ihm gehen, wenn er mich nicht wie ein Kind ignorieren würde", schnaubte ich auf, als Loki ins Spiel kam. Mir fiel es schwer ihm so nahe zu sein, ohne ihn berühren zu können, doch seit ich beschloss nach Midgard zu reisen, war er beleidigt und sprach kaum ein Wort mit mir. Wenn er so sein wollte, dann spielte ich sein kindisches Spiel eben gerne mit.

„Er sorgt sich doch nur, Marcy. Nach allem was schon gewesen war, kannst du ihm das nicht gerade übel nehmen und außerdem wirst du es nur bereuen dich nicht verabschiedet zu haben." Sauer sah ich Thor für seine Worte an, was ihn lächeln ließ, „Du weißt, dass ich die Wahrheit spreche."
„Und ich hasse dich dafür", erwiderte ich, konnte jedoch nicht anders, als zu lächeln, als er meine Wange knuffte.

„Nun geh schon, sonst darf ich mir sein Gejammer die nächsten Tage anhören." Seufzend drehte ich mich um und sah zu Loki, der furchtbar angespannt wirkte und mich mit einer Mischung aus Sehnsucht, Sorge und eindeutig Zorn ansah. Oh wenn mir etwas geschehen würde, dann würde er mich vermutlich nie wieder alleine irgendwohin gehen lassen, so viel stand fest! Unsicher lief ich auf die Person zu, die mein ganzes Leben war und biss mir dabei nervös auf die Unterlippe, doch ich hatte einfach keine Ahnung, was ich sagen sollte, weswegen ich das einzige tat, was mir einfiel. Ich überbrückte den Abstand zwischen uns und schlang meine Arme um seinen kühlen Körper, ehe ich mein Gesicht an seine Brust presste und dankbar wahrnahm, wie er seine Arme feste um mich legte. Es war so schön ihm so nahe sein zu können. Jedes schlechte Gefühl verschwand und eine friedliche Ruhe legte sich um mich, die mir nur leider klar machte, dass ich hier bleiben, dass ich nicht fort gehen wollte, nur leider konnte eben nicht immer alles einfach sein.

„Ich liebe dich", nuschelte ich verzweifelt von dem Gedanken ihn mehrere Tage nicht mehr sehen zu können und er verstärkte seinen Griff bei meinen Worten.

„Ich weiß", antwortete er leise und ich lächelte glücklich, „Wenn dir was passiert, wird Rogers dafür sterben."

„Wieso Steve?", fragte ich amüsiert nach und löste mich von ihm, wo er mir sanft übers Gesicht strich.

„Du weißt genau wieso", antwortete er schmunzelnd und küsste mich da auch schon, was mich zufrieden aufseufzen ließ. Nur ein paar Tage hatte ich ohne seine Küsse auskommen müssen und doch fühlte es sich wie eine halbe Ewigkeit an. Ich war einfach glücklich über diesen kurzen perfekten Moment, ehe er zerstört wurde.

Loki|| He will be the death of me ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt