53. ... muss fühlen

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„Thor, lass mich sofort runter!", sagte ich nun deutlich lauter und auch deutlich gereizter. Mein Herz schlug wie wild bei dem Gedanken Loki wiederzusehen. Ja, es war fast schon so als würde es nach ihm schreien, als würde es ankündigen wollen, dass wir bald wieder vereint waren, nur wollte ich das nicht. Ihn jetzt zu sehen, was würde das schon bringen, außer noch mehr Schmerz und Kummer? Ich war einfach nicht bereit dazu ihn zu sehen und die Angst ließ mich regelrecht panisch werden. Ich hatte so eine unfassbare Angst wieder leiden zu müssen, wieder ein gebrochenes Herz davon tragen zu müssen oder noch schlimmer, wieder schwach zu werden. Ich würde bei seinem Anblick mich nur wieder und wieder in ihn verlieben und vor Sehnsucht sterben.

„Glaubst du, ich wil dich in seiner Nähe sehen? Ganz sicher nicht, aber gerade jetzt brauchst du ihn und er kann sich mal nützlich machen", sagte Thor schlicht und trug mich die Treppen runter in die Kerker, wo kein Tageslicht mehr zu uns drang, der Weg nur noch schwach beleuchtet war und es anfing ebenso kühler zu werden.

„Glaubst du wirklich, dass Loki an allem etwas ändern kann?", fragte ich nun und versuchte mich seinem Griff zu entziehen, was hoffnungslos war.

„Ich hoffe es."
„Und die Wachen? Sie werden es Odin berichten und...."

„Gerade ist die Schicht von jemanden, der das alles nicht so ernst sieht. Er wird still bleiben", unterbrach Thor mich fast schon gelangweilt, als wir vor dem Eingang der Zellen hielten und Thor mich endlich herunter ließ. Mein Herz schlug mittlerweile so schnell, dass ich dachte es müsste jeden Augenblick herausspringen, doch es blieb wo es war. Ich könnte natürlich jetzt nach oben rennen, weg von hier, doch es war wie eine unsichtbare Macht, die mich davon abhielt. Es war als würde ich seine Anwesenheit deutlich spüren und ich konnte gar nicht mehr weg.

„Wollt ihr den verwöhnten Prinzen sehen?", fragte da die Wache auch schon nach, die ich gar nicht bemerkt hatte und die sich nun amüsiert vor uns stellte.

„Das wird kein Problem sein oder?", fragte Thor nun und der Mann trat zur Seite.

„Beeilt euch einfach. In einer Stunde kommt Collin und löst mich ab", sagte er nur. Wenn Thor in dem Moment meine Hand nicht in seine genommen hätte, wäre ich vermutlich wie erstarrt stehen geblieben, aber er zog mich weiter und ich sah wieder all diese gefüllten Zellen, wie damals auch als ich Cole hier suchen war. Nur jetzt war in eben einer dieser Zellen Loki drinnen und ich vergaß zu atmen. Überrascht stand er da in seiner wohnlich geschmückten Zelle und sah uns an... nein er sah mich an. Seine Blicke galte allein mir und ich bekam ungewollt eine Gänsehaut und verspürte eine Sehnsucht in mir, die mich zu zerreißen drohte. Die Situation ähnelte in vielerlei hinsicht wohl der damals auf Midgard, wo er ebenfalls in so einer Zelle eingesperrt saß und ich ihn besucht hatte.

„Mit dem Armband kannst du durch das Glas hindurch. Ich vertraue darauf, dass du es ihm nicht geben wirst und standhaft bleibst", riss Thor mich zurück in das Hier und Jetzt und ich sah auf mein rechtes Handgelenk, wo er schon ein goldenes, recht hässliches Teil dran machte, das verblüffend schwer war.

„Thor... ich glaube, ich kann nicht...", stammelte ich, als er mich schon seufzend an die Hand nahm und direkt zum Glas zog.

„Du kannst! Ich warte draußen. Und Loki.... rede ihr diese verfluchte Heirat aus!", sagte Thor an den bis dahin stillen Loki gerrichtet, ehe er mich durch das Glas schubste und ich taumelnd in Lokis Zelle zum stehen kam, wo ich mich panisch nach Thor umsah, der jedoch ging und mich alleine ließ. Mit Loki.

„Du bist wirklich hier", hauchte er leise und unsicher drehte ich mich zu ihm um, wo ich versucht war über ihn herzufallen, es jedoch nicht tat.

Loki|| He will be the death of me ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt