Kapitel 7

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Ich musste förmlich rennen, um mit Alice mitzuhalten. Wäre sie keine Prinzessin, würde sie bestimmt bei Olympia antreten.
Und definitiv gewinnen!

Fast stolperte ich, als wir die Treppen runterrannten.

"Jessabelle!" rief jemand und kam auf uns zu. Im Schlepptau die Männer von der Präsentation.

"Alec!" rief Alice.

"Alice," sagte Alec.

Alec?! Alexander?! Prinz Alexander?!

"Jens!" schrie Owen.

"Jens? Wer ist Jens?" fragte ich.

"Keine Ahnung," sagte Owen und zuckte mit den Schultern.

Und so wie ich nun mal bin, fing ich an zu kichern. Wie ein kleines Schulmädchen. Vor den mächtigsten Männern des Landes. Toll.

"Miss Morgenstern. Wir haben von ihrer Rettungsaktion gehört und sind Ihnen zutiefst dankbar. Ihre..."

"Verzeihen Sie mir, dass ich Sie unterbrechen muss, Mister Mitchells, aber ich möchte keine Dank für so etwas Selbstverständliches," sagte ich zögerlich und wurde dennoch rot.

"Oh, natürlich Miss..."

Doch weiter kam er nicht, denn nun viel ihm der Prinz ins Wort. "Ihre Bescheidenheit ist bewundernswert, Miss Morgenstern. Jedoch war ihre Tat wirklich lobenswert. Vollallem da uns ihr werter Bruder erzählt hat, dass Sie furchtbare Angst vor dem Wasser haben. Daher bin ich verpflichtet, Ihnen meinen Dank auszusprechen." Die Männer hinter ihm nickten zustimmend.

Und noch mehr Schleimer...

Er nahm meine Hand und drückte einen Kuss drauf. Ich stand wie angewurzelt da und wusste nicht, was ich sagen sollte.

Das einzige, an was ich denke konnte, war, dass ich diese Lippen nicht nur auf meinen Handrücken spüren wollte...

Als er sich wieder aufrichtete, viel sein Blick auf meine Kleidung. "Mein Pullover steht Ihnen übrigens gut. Ich hatte ganz vergessen, dass ich Ihn noch hatte."

Ich wurde rot wie eine Tomate. Wie peinlich! Da stand ich mitten auf dem Flur, in einem Pullover des Prinzen und ohne Schuhe. Noch nicht einmal meinen Mantel hatte ich mitgenommen. Dieser befand sich nach wie vor im Zimmer der Prinzessin.

Ich versuchte selbstbewusst zu wirken, scheiterte jedoch kläglich, als ich ihn ansah. Er irritierte mich. Sein Blick war stählern, aber ein leichtes Flackern war hinter seinen Augen zu sehen. So schnell wie es gekommen war, so schnell war es auch wieder weg und ich redete mir ein, dass ich es mir nur eingebildet hatte.

"Du hast ihn mal bei mir vergessen, Alec!" rief Alice. Nun lächelte Alexander sie an. Nur ein leichtes Heben seiner Mundwinkel und nicht mehr. Doch selbst das überraschte mich, denn bis dahin war seine Miene eher ausdruckslos geblieben.

Hmm. Interessant.

"Owen? Bist du soweit fertig? Oder musst du noch etwas erledigen?" wandte ich mich an meinen Bruder.

"Nein, alles erledigt. Wir können los, wenn du willst."

"Oh nein, bitte, nicht gehen! Bleib doch! Ich hab dir noch gar nicht mein Puppenhaus gezeigt," weinte Prinzessin Alice und zog einen Schmollmund.

Ich ging in die Hocke, um auf Augenhöhe mit ihr zu sein. "Hm, vielleicht kann ich dich mal besuchen kommen und dann kannst du mir alles zeigen. Aber wenn du das nächste Mal das Bedürfnis hast, bei so einer Kälte baden zu gehen, sagst du nächstes mal lieber Bescheid," sagte ich und zwinkerte ihr zu.

Die Männer um uns herum fingen an zu lachen. Ich sah sie skeptisch an. So witzig war das nun auch wieder nicht...

"Du kannst uns doch jeden Tag besuchen kommen," schlug Alice vor.

"Das geht leider nicht. Wir wohnen in einer ganz anderen Stadt und die ist ziemlich weit weg von hier. Wir haben uns für heute Nacht eine Suite in einem Hotel gemietet, damit wir nicht die Nacht durchfahren müssen."

Nun wandte sich auch Prinz Alexander an uns. "In einem Hotel? Unter keinen Umständen. Sie können die Nacht auch genauso gut hier im Schloss verbringen. Ich lasse einen Bediensteten rufen, der Ihr Gepäck aus Ihrer Suite holt," bestimmte er.

Owen und ich sahen uns geschockt, verwirrt und gleichzeitig erfreut an. Doch der Prinz war noch nicht fertig mit sprechen. "Solange Sie bei uns zu Gast sind, können Sie sich wie Zuhause fühlen. Wenn Sie etwas brauchen, lassen Sie es sich von Ihrer Zofe oder Ihren Dienstboten bringen."

Und mit diesen Worten verschwand er. Seine Freunde folgten ihm. Manchen mit ebenso überraschten Mienen wie wir. Andere mit undurchschaubarer.

"Wow, also das war...unerwartet," sagte mein Bruder.

"Wem sagst du das..."

"Superr!" rief Alice kichernd und hopste davon zu der Zofe von vorhin, wobei sie ein Kinderlied vor sich her summte.

Zu sehr hatten mich die endlos tiefen, dunklen Augen des Prinzen in den Bann gezogen. Die Kälte darin, war irgendetwas anderem gewichen. Ich hatte nur keine Ahnung, was das war. Doch sobald er den Blick abgewandt hatte, war dieser Moment auch schon wieder vorbei gewesen und ich holte stockend Luft. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich sie angehalten hatte.

Er strahlt etwas Bedrohliches aus...

Als hätte Owen meine Gedanken gelesen, sagte er. "Irgendwas stimmt mit dem Kerl nicht. Halt dich lieber von ihm fern."

Ich sah ihn mit gegrunzelter Stirn an. "Wie meinst du das? Ich hab doch gar nichts gemacht."

"Du nicht. Aber mir gefällt nicht, wie die Männer dich gemustert haben," meinte er.

"Du verstehst das völlig falsch, Owen. Ich sehe gerade zum Tod lachen aus. Da ist es ja kein Wunder, wenn die Leute mir seltsame Blicke zuwerfen. Mach dir keine Sorgen," sagte ich beschwichtigend und schüttelte den Kopf.

Brüder...

Mein Bruder schaute zwar immer noch skeptisch drein, lächelte dann aber und legte mir einen Arm um die Schultern.

"Vielleicht hast du recht, Schwesterherz. Aber ich behalte diese Männer trotzdem im Auge, ob du willst oder nicht. Und jetzt komm mit, wir suchen jemanden, der uns auf unsere Zimmer führen kann."

My Beauty -Abgeschlossen-Where stories live. Discover now