Kapitel 31

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Mittlerweile war es mir egal. Ich rannte zu meinem Kleiderschrank und fing an zu packen.

Keine fünf Minuten später war ich auch schon fertig. Schließlich war ich auch mit wenig angereist und hatte daher nichts weiter zum einpacken.

Ich schob meinen Reisekoffer vorsichtshalber unters Bett. Wer weiß, vielleicht kommt Alexander ja doch noch auf die dumme Idee, mich zu besuchen und nocheinmal mit mir zu reden. Doch das konnte er sich abschminken.

Als ich sichergestellt habe, dass man den Koffer nicht sieht, ging ich in Owens Zimmer, um ebenfalls seine Sachen zu packen.

Sein Zimmer war aufgeräumt. Nichts lag auf dem Boden, das Bett war gemacht und im Bad stand alles an seinem Platz. Ich wusste, dass hier keine Zofen und kein Dienstboten aufgeräumt hatten. Owen achtete nämlich immer peinlich genau darauf, dass alles ordentlich aufgeräumt war und ließ daher niemanden an seinen Besitz. Es könnte schließlich vorkommen, dass sie seine Ordnung durcheinander bringen und das konnte mein Bruder ganz und gar nicht leiden.

Daher war ich schlau genug, Zuhause niemals um- oder aufzuräumen, denn wenn er aus dem Büro oder von Freunden wiederkam, würde er mir eine Predigt darüber halten, dass zu Weihnachten der Weihnachtsbaum nicht mit roten und goldenen Kugeln geschmückt wird, sondern mit Blauen und Silbernen, da sonst die Familientradition verletzt werden würde oder er würde mich dafür tadeln, dass in die teure chinesische Vase, welche auf der kleinen Kommode im Wohnzimmer steht, auf keinen Fall rosane Tulpen gehören würden, sondern irgendeine andere exotische Blumenart, an dessen Name ich mich noch nicht einmal mehr erinnern kann, weil die Vase speziell für solche Pflanzen angefertigt worden sein soll. Ich sag ja immer: Owen ist pingeliger als der Papst.

Ich lief zu seinem Kleiderschrank und fing an, seine Sachen zu packen. Anschließend schob ich den Koffer -genau wie bei mir- unters Bett und ging wieder in mein Zimmer.

Wir würden die Nacht durchfahren, weshalb ich mich noch ein Weilchen aufs Bett legte und erst aufwachte bis mich Corina weckte. Ich werde sie schrecklich vermissen.

"Sie müssen aufstehen, Miss. Sonst verpassen Sie noch das Abendbrot", meinte sie sanft und rüttelte mich an meine Schulter.

"Aber natürlich. Danke", sagte ich, hob die Hand und gähnte genüsslich.

Danach stand ich auf und zwängte mich in ein rosanes Kleid, welches eine Handbreit über meinen Knie endete.

Hübsch.

Ich fuhr mir nocheinmal mit meinen Händen durch die Haare, um sie zu bändigen. Ich sah nämlich -im wahrsten Sinne des Wortes- aus, wie gerade aus dem Bett gekommen.

Als mein Blick auf den Glastisch viel, hielt ich jedoch mitten in der Bewegung inne. Dort stand ein riesiger Strauß rote Rosen in einer weißen Vase.

"Die sind von Prinz Alexander. Er bat mich, sie Ihnen zu bringen", sagte sie und wirkte dabei sehr glücklich.

Ich aber konnte die Blumen nur anstarren. Ich wusste einfach nicht, was ich davon halten sollte. Eine kleine Stimme in mir freute sich riesig darüber. Doch ein anderer, weitaus größerer Teil war traurig und wütend. Dachte er wirklich, damit wäre alles wieder beim Alten?

Er machte mir Angst.
Er lässt sich von anderen Frauen küssen.
Er prügelt sich mit meinem Bruder und lässt ihn verletzt im Kerker liegen.

Zugegeben: Alexander kann zwar nichts dafür, dass Owen nicht freigelassen werden konnte, schließlich kommt der Befehl ja von ganz oben, aber er hätte sich wenigstens um seinen Zustand erkundigen und ihm einen Arzt rufen lassen können.

Gegen meine Angst konnte ich nichts tun. Sie war eben einfach da. Er ist so herrisch. Ich gebe zu, dass es mir manchmal gefällt, wenn er so hartnäckig ist, aber ich möchte nicht, dass er mich zu Dingen zwingt, die ich gar nicht will.

My Beauty -Abgeschlossen-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt