Kapitel 20

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"Wie ich gesehen hab, seid ihr beiden jetzt also verlobt?", sagte Nora mit einer unterdrückten Wut in der Stimme. Sie hatte die Hände neben ihren Hüften zu Fäusten geballt und war rot angelaufen.

Warum war sie nun schon wieder wütend?

"Jaaaaa, ist das nicht toll?", fragte Vera immernoch überglücklich. Sie hatte sich bei den ebenso breit grinsenden Jacob untergehackt.

"Ja, ganz toll... Ich hätte eher anderes erwarte", erwiderte Nora und wandte sich nun Jake zu. „Und was ist mit Laura? Na was ist mit ihr, Jacob?"

"Laura? Wenn meinst du?", fragte Jake irritiert.

"Na, die kleine Blonde mit der du ab und zu etwas unternimmst? Ich hätte gewettet, dass du sie heiratest und nicht Miss Sun hier", sagte sie und verdrehte dabei arrogant die blauen Augen.

"Wie bitte? Meinst du etwa die Laura mit der ich auf der Pressekonferenz war?", fragte Jacob erstaunt und zog erschrocken die Augenbrauen hoch.

"Ja, genau die! Sag bloß Vera weiß nichts davon!", erwiderte sie mit einen gehässigen Grinsen im Gesicht.

Vera schaute nur fragend und eine wenig schüchtern zu Jacob.

Dieser fing plötzlich an zu lachen. „Oh jee. Also Vera, die Frau ist meine kleine Cousine. Ich hoffe, das macht dir nichts aus, dass ich gelegentlich Zeit mit meiner Familie verbringe."

Vera wirkte erleichtert und nun schaute sie grinsend zu Nora. "Ach herrje... Tja, das war wohl nichts."

"Sei nicht so neidisch, Norii! Deine Zeit kommt auch bald", sagte Jake und kniff wissend die Augen zusammen.

In diesen Moment kam Owen herein und gesellte sich zu uns. "Toll... Jetzt seid ihr alle hier. Mir war langweilig und niemand von euch war aufzufinden!"

"Tja Brüderlein. Würdest du öfter mal raus gehen, hättest du uns vielleicht sogar getroffen", sagte ich.

"Ich war doch hier. Du hast mich vergessen", warf Nora ein und zwinkerte anzüglich Owen zu. Offenbar nahm sie Jakes Rat ziemlich ernst.

Lass die Finger von meinen Bruder! Der brauch dich nicht auch noch!

Aber darüber brauchte ich mir keine Sorgen zu machen, denn dieser sagte nur: "Ich hab dich nicht vergessen. Mit dir will bloß keiner was machen."

Und damit ging er zu seinem Platz und setzte sich, während wir anderen uns vor lachen krümmten. Nora lief rot an vor Wut und vor Scham. Zugegeben: ich hatte ein klein wenig Mitleid mit ihr, als sie aus dem Raum ging. Aber nur ein ganz kleines bisschen.

Der König und auch Alice kamen nicht zum Abendbrot, da Alice in nächster Zeit bei ihrer Tante in Schweden war. Der König hatte sie begleitet, würde aber am Morgen wiederkommen.

"Was hast du denn da gemacht?!", fragte mich Owen schockiert, als er während des Essens auf meine Hände schaute. Ich hatte versucht meine Hände unter dem Tisch zu verstecken, aber mein Bruder bekam nun mal alles mit.

"Ich habe mich an Scherben geschnitten. Ein Spiegel ist kaputt gegangen, aber der Arzt sagt, dass das nicht so schlimm ist."

Er warf mir noch einen skeptischen Blick zu, widmete sich dann jedoch wieder seinem Stück Brot zu. Dieses tauchte er in seine Suppe und biss danach ab. „Du kannst mit mir über alles reden."

"Das weiß ich. Bald werde ich sowieso mit dir reden müssen..." flüsterte ich leise und schaute geistesabwesend auf meine Schüssel.

Nach dem Abendessen ging ich gut gelaunt auf mein Zimmer. Doch als ich die Tür öffnete, hörte ich leise Stimmen.

"Du kannst hier nicht bleiben, Léon!" zischte jemand. Vorsichtshalber ließ ich die Tür nur einen Spalt offen. Könnte ja sein, da ist jemand gefährliches! Also entschloss ich mich zu lauschen. Na gut, vielleicht auch eher aus Neugier.

"Ich musste dich einfach sehen!", stieß ein Mann- offenbar Léon, keuchend hervor. Wieso war er so aus der Puste?

"Dann hättest du doch einfach warten können! Du kannst nicht einfach in das Zimmer von Lady Belle kommen und..." sie brach ab -Oh, das war ja Anna! und schnappte keuchend nach Luft.

Was ist passiert?

Auch ich schreckte zurück. Ein seltsamer Laut kam von drinnen. Ich nahm all meine Mut zusammen und stürmte hinein. Niemand legt sich mit meinen Zofen an!

Ich riss die Tür auf und wollte gerade anfangen, den Kerl zurechtzuweisen und ihm gehörig meine Meinung zu sagen, als ich sah, was wirklich passierte war.

Anna und Léon standen eng umschlungen inmitten des Raumes und als ich herein platzte, fuhren sie erschrocken auseinander.

"Na toll, jetzt habe ich die Stimmung verdorben!", rief ich gespielt sauer aus und machte einen Schmollmund.

Léon schaute mich aus seinen schokoladenfarbene Teddybäraugen überrascht an. Sein dunkelblondes Haar stand -dank Anna, in alle Richtungen ab. Er hatte einen durchtrainierten Körper und war fast einen Kopf größer als Anna. Seine Wachmannsuniform saß tadellos und das verschmitzte Lächeln, was er mir zuwarf, hätte zweifellos jede Frau in die Ohnmacht getrieben.

"Lady Belle! Es tut mir unendlich Leid, Officer Marcús wollte gerade gehen, er... also... ich meine...," fing sie an doch ich unterbrach sie lachend.

"Oh, du musst mir nichts erklären, Anna. Geh doch lieber mit Officer Marcús," bei seinen Namen zuckte ich anzüglich mit den Augenbrauen," mit und genießt gemeinsam den Rest des Tages."

"Aber Miss, ich muss doch..." sagte sie doch diesmal unterbrach Léon sie und kam auf mich zu.

"Meinen größten Dank, Lady Belle. Ich werde sie vor Mitternacht wieder zurückbringen", sagte er und drückte einen Kuss auf meinen Handrücken, wobei er schelmisch grinste. Nun erinnerte er mich an Owen. Auch er ging mit Frauen so um. Natürlich nur mit denen, an welchen er Interesse hatte.

Ich lachte nur und auch Anna bedankte sich überschwänglich, doch ich winkte ab. Sie sollten beide ihren Spaß haben. Während sie hinaus gingen, gab Anna Léon einen Klaps auf dem Arm und funkelte ihn leicht wütend an. Man konnte jedoch sehen, dass sie versuchte, ein Grinsen zu unterdrücken.

"Was? Du weißt doch, dass du die einzige Frau für mich auf der Welt bist, mein Liebling." Zwar lachte er dabei, aber man konnte hören, dass es die pure Wahrheit war. Er hob kurz ihr Kinn an und gab ihr einen kurzen Kuss auf dem Mund.

Als sich die Tür wieder schloss ging ich ins Bad und machte mich Bettfertig. Nun zog ich mir ein schönes rosanes Nachthemd an und legte mich in mein Bett. Ich war ziemlich müde und wollte echt nur noch schlafen.

Nach drei Seiten in meinen Buch überrollte mich auch schon der Schlaf.

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"Juhuu. Die Alte zahlt! Hab ichs doch gewusst. Nur blöd, dass es erst so spät kommt. Man sollte doch meinen Eltern liegen ihre Kinder mehr am Herzen." sagte Willy.

"Tja, Harrys Idee mit dem Kleinen hatte eben funktioniert! Zwar ließ es nicht ganz so wie geplant, aber was solls? Zwei sind eben doch besser als einer", sagte Conni und ich konnte ahnen, wie er mit den Schultern zuckte und sein langes, fettiges Haar zurück strich.

Sie hatte uns die Augenbinden abgenommen und uns gezwungen, etwas zu sagen. Da war eine Kamera. Sie haben uns geschlagen. Sie haben mich an den Haaren gepackt. Sie haben uns angeschrien. Und dann haben sie das Messer geholt. Überall war Blut. Das einzige, was ich hörte, war das Lachen der Männer. Doch irgendjemand schie. Der Schrei war lauter als das Gelächter. Erst später merkte ich, dass ich es war, die geschrien hatte.

My Beauty -Abgeschlossen-Kde žijí příběhy. Začni objevovat