Kapitel 12

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Ich ging in mein Zimmer und zog mir gleich meine blauen High Heels aus. Zwar konnte ich stundenlang darin laufen, nur das Gefühl, wenn man sie ausgezogen hat, ist einfach befreiend.

Nun setzte ich mich auf mein Bett und atmete erstmal tief durch. Nora Miladay machte mir ganz schön zu schaffen, aber anscheinend wurde sie von nicht alt so vielen geschätzt. Selbst vom König nicht. Ich hatte nur keine Ahnung, warum er mich so verteidigt hatte. Entweder hatte er einen persönlichen Hass auf Nora oder aber es hatte was mit mir zu tun. Aber was soll das schon sein? Also kann es nur was mit ihr zu tun haben.

Ich hatte nicht viel ausgepackt, weshalb das Einpacken nicht so lange dauerte. Bis zum Mittag versuchte ich mit Lesen die Zeit totzuschlagen. Ich hatte keine Lust, Mittag im Speiseraum mit den anderen zu essen, weshalb ich mir es einfach von Anna aufs Zimmer hatte bringen lassen.

Nachdem ich Anna weggeschickt hatte und ich vergeblich versuchte, die Spaghetti auf meiner Gabel zu wickeln -sonst bekomme ich das eigentlich immer hin- klopfte es an der Tür.

"Ja? Herein." Owen konnte es nicht sein. Der klopfte nie an. Ich war aber sehr überrascht, als plötzlich Prinz Alexander zur Tür herein kam.

"Oh... ehm... Hi?" fragte ich unsicher. Was hätte ich schon anderes sagen sollen? Ich war viel zu aufgeregt, da er mich in meinen Zimmer besuchte, was ich, nebenbei bemerkt, nicht ganz nachvollziehen konnte. Ich werde vor dem Abendessen eh schon weg sein. Und ich werde ihn wahrscheinlich nie wieder sehen.

"Du hast noch gar nicht ausgepackt? Du weißt schon, dass das deine Zofen machen können. Du musst es ihnen nur befehlen," sagte er.

"Oh ja... Weißt du... Also... Ich werde dann sowieso nach Hause fahren. Also wird das nicht nötig sein," erwiderte ich.

"Wie bitte? Ich hatte mich doch klar ausgedrückt, dass ihr hierbleibt für euer Projekt." Er wurde langsam etwas lauter. Wie ein König eben, wenn man seinen Befehl missachtete.

"Ja schon, aber Owen weiß besser Bescheid darüber und er wird auch hierbleiben. Ich fahre allein zurück nach Hause."

"Nein, du bleibst hier! Und keine Widerrede!", rief er jetzt sichtlich verärgert. Ich zucke zusammen, da mich dieser kleine Ausbruch erschreckte. Nun schaute ich beschämt auf meinen Teller. Ich hatte nicht vorgehabt, ihn zu verärgern.

"Jessabelle. Es tut mir leid. Ich wollte dir keine Angst machen. Ich bin der letzte Mensch, vor dem du Angst haben musst," sagte er sanft und kam auf mich zu, als er meine Furcht bemerkte.

"Hey, sieh mich an." Er hockte sich vor mich hin und nahm meine Hände."Ich werde manchmal etwas lauter und ich bin es eben gewohnt, Befehle zu erteilen. Verzeihst du mir?", fragte er und strich eine Haarsträhne hinter mein Ohr.

"Ist schon okay. Ich bin sehr schreckhaft, tut mir leid. Du kannst nichts dafür."

"Nein, dich trifft keine Schuld. Also entschuldige dich nicht," er schaute Richtung Tisch. "Iss auf. Wir können später über deinen Aufenthalt hier reden."

"Jetzt erteilst du mir wieder einen Befehl," sagte ich lächelnd. Irgendwie glaubte ich noch nicht daran, dass wir beide darüber reden würden. Er schien nicht der Typ zu sein, der viel redet.

"Tja, ich sagte zwar, dass ich es gewohnt bin, Befehle zu erteilen. Jedoch habe ich dir wohl verschwiegen, dass es mir auch gefällt, meine Schöne. Und jetzt iss endlich."

"Ich habe keinen Hunger mehr und..."

"Es wird aufgegessen. Du hattest kein ordentliches Frühstück und hier hast du noch nicht mal die Hälfte gegessen," sagte er und zeigte auf meinen Teller.

"Es ist wirklich nicht..." Doch wieder unterbrach er mich, indem er aufstand und mich hochhob.

"Es wird was gegessen. Und wenn du nicht willst, dann muss ich dich eben füttern," sagte er und zog mich seitlich auf seinen Schoß. Er schlang die Arme links und rechts um mich und fing an die Spaghetti aufzuwinkeln. Ich war gefangen und ich fing an zu lachen. "Du brauchst wirklich..."

Und wieder konnte ich nicht zu Wort kommen, denn er schob mir meine Gabel in den Mund. "Kauen," sagte er bloß.

Ich tat, wie mir befohlen wurde und die Nudeln schmeckten doch gleich viel besser. Seine linke Hand lag auf meiner Hüfte und mit der rechten Hand schob er mir die Gabel in den Mund. Es gefiel mir. Ehrlich. Was mich selbst überraschte.

Ich schlang die Arme um seinen Hals und als der Teller leer war, wischte er mit seinen Daumen über meine Mundwinkel. "Du hast da noch was," flüsterte er.

Er schaute die Soße auf seinen Finger an, wobei sich ein kleines Lächeln auf seinen Gesicht ausbreitete. "Mund auf," sagte er nur und schaute mich an.

Ich öffnete langsam meinen Mund und er schob mir seinen Finger hinein."Und jetzt brav saugen." Und nun grinste er mich spitzbübisch an.

Nun fragte ich mich ernsthaft, wo mein Verstand geblieben war. Ich saß auf dem Schoß des Thronfolgers, ließ mich von diesem füttern und leckte zur Krönung des Ganzen auch noch seine Finger ab. Aber trotz allem gefiel es mir auch noch. Oje.

Er stand auf und trug mich zum Bett. Als ich mich unwillkürlich versteifte, blieb er stehen. Mir ging das ein kleines bisschen zu schnell. Ich war noch nicht soweit.

Alec bemerkte das und sagte: "Ich werde schon nicht über dich herfallen. Du legst dich erstmal hin und schläfst. Ich werde deine Zofen später schicken lassen. Sie werden deinen Koffer für dich auspacken. Und nein. Ich will nichts hören. Du tust das, was ich dir sage und keine Widerrede."

Ich errötete leicht. Wie konnte ich nur denken, dass er DAS vorhatte? Ich hätte wissen müssen, dass Alexander sowas nicht tun würde. Er ist schließlich vernünftig. Denke ich...

Alexander schlug die Bettdecke zur Seite und ließ mich in die weichen Kissen fallen. Er deckte mich zu, schloss die langen, weißen Vorhänge und drückte mir dann noch einen kurzen Kuss auf die Stirn. Danach ging er zielstrebig und ohne ein weitere Wort zu sagen zur Tür und verließ das Zimmer.

Ich hatte keine Ahnung, was da gerade eben passiert war, aber ich besaß auch nicht die Kraft, darüber nachzudenken. Ich war wirklich hundemüde und wollte nur noch schlafen.

Ich hörte Stimmen vor meiner Tür und irgendetwas krachte dagegen, aber ich war schon auf dem Weg in meine Träume. Vielleicht hatte ich mir das auch alles nur eingebildet.

______

"Dieses geizige Arschloch will nicht!", sagte der eine. Ich weiß nicht mehr seinen Namen. Wir sind schon so lange hier.

"Tja dann müssen wir eben handeln, nicht war Conni?", fragte der andere. Also Willy.
Richtig, der eine war Conni, der andere Willy.

Nun wurde die Tür geöffnet und Schritte waren zu hören. Ist das Daddy?

"So Jungs, ihr wisst, was zu tun ist," sagte ein Dritter. Bestimmt der, der reingekommen ist.

"Aber klar, Boss," rief Willy. Willy ist böse. Eigentlich sind alle böse, aber Willy schreit immer ganz laut. Fast so laut wie Daddy.

Im nächsten Moment wurde mir etwas stinkenden auf dem Mund und auf die Nase gedrückt. Ich fing an zu zappeln und versuchte zu schreien.

Terry fing auch an zu weinen und dann viel ich einfach um. Owens Schrei war das Letzte, was ich hörte.

My Beauty -Abgeschlossen-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt