Kapitel 24

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Nach gefühlten zwei Minuten Schlaf, erwachte ich erneut und sah Corina vor mir auf und ab hüpfen. Offenbar war sie sehr aufgeregt und versprühte förmlich gute Laune.

"Guten Morgen. Was ist denn mit dir passiert? Du siehst so glücklich aus", fragte ich und fing automatisch auch an zu grinsen. Sowas war ansteckend.

"Oh ja, Miss. Ich wurde zu Ihrer persönlichen Zofe ernannt! Das ist so aufregend, wissen Sie?", sagte sie lachend.

"Ja? Das ist wirklich schön!" Ich hatte noch nie eine persönliche Zofe. Seid damals, gibt es bei uns Zuhause nur noch wenig Personal. Wir haben lediglich eine Köchin und eine Putzfrau. Zwar hatten wir früher noch viel mehr Bedienstete gehabt, aber Vater hatte sie alle entlassen, nach der Sache mit Mom...

Nun freute ich mich wirklich, eine eigene Zofe zu haben.

"Oh ja. Und vorallem noch die der zukünftigen Königin! Das ist genial! Ich hoffe doch, Sie sind mit mir zufrieden. Oder hätten Sie sich lieber eine andere Zofe gewünscht?", fragte sie und wurde während des Sprechens immer leiser. Sie hatte offenbar Zweifel daran bekommen, die richtige Wahl zu sein. Dabei konnte ich mit keine bessere Wahl vorstellen.

Mich irritierte es nur, dass sie mich zukünftige Königin genannt hat.

Vanessa und ich waren ja noch nicht ganz warm miteinander geworden - ein Umstand den ich umbedingt ändern wollte - und Anna war nahezu immer in Gedanken versunken. Und nun kannte ich auch den Grund: Léon. Der Officier. Ich wünschte den beiden alles Glück der Welt, ehrlich.

Nur Corina war eben feinfühliger. Sie konnte sich gut in andere hineinversetzen und zuhören. Sie war ruhig, aufmerksam und sehr fleißig. Außerdem war sie mir in der kurzen Zeit eine wirklich gute Freundin geworden.

"Oh nein, nein. Du bist hervorragend dafür geeignet! Glaub mir, ich hätte mir niemand anderes gewünscht", sagte ich und stand auf als ich sah, dass ihre Augen anfingen zu glänzen.

"Ehrlich!", versuchte ich sie zu beruhigen und umarmte sie.

"Danke. Ich danke Ihnen", schniefte sie und drückte mich fest an sich.

"Ist doch alles in Ordnung. Du brauchst dich nicht zu bedanken", sagte ich und lächelte freundlich. Wenn sie nicht aufhört zu weinen, fing ich auch gleich an. Aber ein Glück sind es nur Freudentränen.

Wir lösten uns voneinander und sie erzählte mir -während sie mich schminkte- , dass Vanessa und Anna nicht hier sein können, da sie die Prinzessin erwarten würden. Alice kam also wieder zurück und musste abgeholt werden. Normalerweise ist nämlich Anna Alice' persönliche Zofe.

"Wann wird die Prinzessin denn eintreffen?", fragte ich interessiert. Ich hatte ihr schließlich versprochen, mal mit ihren Puppenhaus zu spielen. Dieses Versprechen hatte ich immer noch nicht eingelöst. Es wurde höchste Zeit!

"Nach dem Frühstück. Beim Mittagessen wird sie also anwesend sein", sagte Corina und war nun auch mit meinen Haar fertig. "Sie sehen wunderschön aus, Miss."

Sie war immer so lieb zu mir! Ich sollte mich bestimmt mal bei ihr revanchieren. Nur wie sollte ich das anstellen?

Ich bedankte mich nocheinmal bei ihr und trat aus der Tür. Owen erwartete mich bereits, wie üblich lehnte er mit verschränkten Armen an der Wand. Er hatte die blauen Augen geschlossen, doch als die Tür ins Schloss öffnete er sie.

Sein dunkles Haar war verwuschelt, was nur eines bedeuten konnte. "Du bist heute nicht allein aufgewacht."

Ein Grinsen umspielte seine Mundwinkel. "Du doch auch nicht, Schwesterherz."

Ich merkte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss und ich versuchte gelassen zu erwidern. "Woher willst du das wissen?"

"Ich hab da so meine Quellen", sagte er immer noch grinsend. Doch dann wurde er wieder ernst und fixierte mein Gesicht. "Wenn er dir wehtut, werde ich ihm wehtun, klar?"

My Beauty -Abgeschlossen-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt