Kapitel 33

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"Weißt du eigentlich, was wir da gerade getan haben?!", sagte Harry. Er  lief unruhig hin und her. Auch mein Vater tat das oft, wenn es irgendein Problem gab, welches dringend gelöst werden musste.

"Ic-hhh wee-ißß n-icht, Sir", stotterte Willy und wurde ganz blass im Gesicht.

Harry lief weiter herum und warf  Willy aber noch einen bösen Blick zu. Auch das erinnerte mich an Daddy. Immer wenn Owen, Terry oder ich zu laut waren, wurde er laut und guckte ganz wütend. Mommy hatte dann eine Hand auf seinen Arm gelegt und uns lieb angeschaut. Danach hatte Daddy sich wieder beruhigen können.

"Seid gefälligst still! Conni steh nicht so blöd darum und starr Löcher in die Frau, sondern kümmere dich um die Bengel! Um die da kümmern wir uns", rief Harry nun.

"Wir konnten doch nichts dafür! Sie bewegt sich nicht mehr! Mommmy!", schrie mein Bruder aus vollen Hals. Doch Conni ging auf ihn zu und gab ihm eine schallende Ohrfeigen. Dann zog er ihn am Arm nach oben und schleifte Owen hinter sich her, während dieser wie wild um sich schlug und trat.

Conni packte auch mich an der Hand und ignorierte dabei meine Tränen. Mein Hals tat ganz doll weh, vom vielen schreien, weshalb ich mich nicht dagegen wehrte oder fragte, wohin wir gehen werden. Ich hatte Angst, falls wir gar nicht mehr zurück kommen würden.


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"Guten Morgen!", rief mir eine Stimme ins Ohr. Ich zuckte zusammen und versuchte mit meinen Händen mein Trommelfell zu schonen.

Anschließend brummte ich nur verärgert, um meinen Bruder meine Meinung über sein Verhalten mitzuteilen. Er hatte mich schon gestern so geweckt und da war meine Reaktion die gleiche gewesen.

So früh am morgen!

"Komm schon, Schwesterherz! Die Sonne lacht. Der Tag ist angebrochen und du Faulpelz liegst noch im Bett. Was für eine Schande!", sagte er gespielt entrüstet und stemmte die Fäuste in die Hüften.

Als ich immernoch keine Anstalten machte, aufzustehen, tat er genau das, was er niemals hätte tun sollen: Er zog mir die Decke weg!

"Owen!!! Es ist ka-ha-lt! Sowas kannst du doch nicht machen!", rief ich empört und griff mit geschlossenen Augen in Owens Richtung, um mit etwas Glück meine Decke wieder zu bekommen.

"Das kannst du vergessen. Du bekommst die hier nicht wieder. Steh endlich auf, du hast sogar das Frühstück verschlafen! Das Frühstück verstehst du?! Die wichtigste Malzeit des Tages! Zusammen mit dem zweiten Frühstück und dem Nachmittagslunch... na gut... eigentlich auch wie Mittag, vom Abendbrot ganz zu schweigen. Sollte ich die Kaffeekränzchen von Mrs. Manchester und ihr köstliches Vanillegebäck mitzählen? Sie wird sicherlich sauer, wenn ich sie auslassen wür...", sagte Owen zu sich selbst und tat so, als wäre es von äußerster Wichtigkeit. Erst als sein Blick auf mich viel, verstummte er und zuckte amüsiert mit seinen muskulösen Schulter. So wie er jetzt da stand, sah er genauso aus wie unser Vater. Manchmal war die Ähnlichkeiten erschreckend, besonders wenn mein Bruder einen Anzug trug oder sich die Harre geschnitten hatte.

Dad hatte kurze, lockige schwarze Haare. Auch Owen hatte schwarze Locken, welche ihm jedoch oft in die Stirn fielen und so wirkten, als wäre man ein duzend Mal mit der Hand hindurch gefahren.

Nun hatte er es sich aber -genau wie Dad-,  gescheitelt und nach hinten gegelt. Owen und ich hatten Mutters Grübchen und die gebräunte Haut geerbt. Im Gegensatz zu meinen Bruder, hatte ich keine Sommersprossen. Er bekam sie nur im Sommer, was -wie ich fande- eigentlich ganz niedlich aussah. Sie zogen sich nur ganz leicht über seine gerade, schlanke Nase und wenn man nicht gerade direkt vor im stand, fielen sie auch gar nicht auf. Nun waren sie fast komplett verschwunden und es fühlte sich an, als würde ein ganz anderer Owen vor mir stehen.

My Beauty -Abgeschlossen-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt