Kapitel 8

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Mein Zimmer lag genau gegenüber von Owens Zimmer. Er ging in seins und ich in meins. Die Zofe namens Anna hatte uns erzählt, dass wir heute unsere Mahlzeiten auf unsere Zimmer einnehmen würden. Daraufhin beschlossen mein Bruder und ich, zusammen zu essen.

Als ich die Tür zu meinen heutigen Schlafgemach öffnete, blieb mir wortwörtlich die Luft weg. Das Zimmer war riesig!

Und auch nicht ganz mein Stil...

Nun ja, es war ja nur für eine Nacht. Ich schmiss mich gleich auf das Bett. Eine alte Angewohnheit von mir. Es war erstaunlich bequem und die Bettwäsche duftete wunderbar nach... nach... nach was Wunderbaren halt.

Kurz darauf klopfte es an der Tür und es kamen drei Dienstmädchen mit einem Servierwagen herein. "Das Essen für Sie und Ihrem Bruder, Miss," sagte die eine. Sie hatte eine leise, sanfte Stimme und schien ein wenig schüchtern zu sein. Ich mochte sie auf Anhieb.

"Das sind Vanessa und Corina," sagte Anna und zeigte zuerst auf das zierliche, blonde Mädchen und dann auf eine hübsche Dunkelhaarige, "Corina ist hier um ihre Maße zu nehmen."

"Verzeihung?" fragte ich während Vanessa anfing den Tisch zu decken.

"Ihre Maße. Für Ihr Kleid, Miss. Wenn Sie morgen mit der königlichen Familie zu Frühstück essen wollen, müssen Sie angemessen gekleidet sein."

Mir vielen fast die Augen raus, so erstaunt war ich. Mit der Königsfamilie frühstücken? Warum auch nicht. Ist ja schließlich nichts Besonderes...

"Nun gut. Wenn das so ist..." sagte ich und Corine ging an die Arbeit. Sie lächelte mich freundlich an, wobei ihre grau-blauen Augen einen warmen Glanz bekamen. Sie war ausgesprochen hübsch.

"Arbeiten Sie schon lange hier?" fragte ich die drei. Vanessa schaute kurz auf und schaute dann ganz schnell wieder weg. Eine leichte Röte breitete sich in ihrem Gesicht aus.

Hab ich was Falsches gesagt?

Anna fing leise an zu lachen. "Vanessa ist ein wenig schüchtern gegenüber fremden Menschen. Aber um auf ihre Frage wieder zurückzukommen: Ja, so könnte man das sagen. Ich arbeite schon ziemlich lang hier. Seit ich dreizehn bin. Meine Mutter arbeitet hier und hat mich früher immer mitgenommen, damit ich mir was dazuverdienen konnte. Allerdings machte mir die Arbeit so viel Spaß, dass ich gleich hier geblieben bin," erklärte sie stolz.

In diesem Moment kam mein Bruder herreingeplatzt -natürlich ohne anzuklopfen- und war völlig außer Atem, "Du glaubst nicht wenn ich gerade auf dem Flur begegnet bin!" rief er aus.

Anna, Corina und Vanessa zogen sich -nun da ihre Arbeit getan war- leise aus dem Zimmer zurück. Schade, denn ich hätte Lust gehabt, mich noch ein Weilchen mit ihnen zu unterhalten.

"Spucks schon aus, Bruderherz," sagte ich und wir setzten uns an dem Esstisch. Es gab Schnitzel mit Kartoffeln und irgendeiner komischen Soße dazu. Zum Nachtisch kleine Erdbeertörtchen mit Schlagsahne. Uuuh. Ich aß nicht so gern Fleisch, weshalb ich mein Schnitzel später Owen geben würde.

"Wow, also dein Zimmer sieht ja um einiges besser aus als meins! Ich komme mir vor als wäre ich bei unserer Großtante Mildred zu Besuch."

"Wir haben keine Großtante namens Mildred."

"Ja, aber wenn wir eine hätten, würde es bei ihr genau so aussehen," sagte er und nickte dabei übertrieben mit dem Kopf.

"Wenn du meinst. Also wen hast du gerade auf dem Gang gesehen?" fragte ich, um aufs Thema zurückzukommen.

Er holte tief Luft, bevor er anfing zu sprechen, "Nora Miladay und Vera Vanderen. Warum haben die eigentlich alle so komische Namen?" fragte er und kniff verwirrt die Augen zusammen.

"Damit man sich die Namen besser merken kann," erwiderte ich lachend und zerdrückte eine Kartoffel mit der Gabel, "Was haben die beiden hier gemacht?"

"Nun du weißt ja, dass Nora Miladay mal etwas mit dem Prinzen hatte und..."

"Wie bitte?! Nein! Woher sollte ich das denn wissen?" schrie ich ihm panisch entgegen und ließ vor Schreck die Gabel fallen. Ich hatte keine Ahnung warum mich dieser Gedanke bedrückte, aber Owen schien es auf jeden Fall zu verwirren.

"Schwesterchen? Alles in Ordnung? Du siehst auf einmal so blass aus im Gesicht," Doch dann schien es Owen endlich zu dämmern. "Er gefällt dir, stimmts."

Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Warum kennt er mich nur so gut...

"Nein... Also... Er ist doch ein Prinz... Und ich..."

"Ein hübsches Mädchen," beendete er mein Gestotter und lehnte sich auf seinen Stuhl zurück, "Oh Mann... dich hat es ja echt erwischt."

"Nein, das hat es nicht. Wir werden morgen nach Hause gehen und ich werde ihn nie wieder sehen. Punkt."

"Wenn du das denkst. Ich glaub da noch nicht dran," sagt er und wir aßen weiter.

Ich wollte nichts von Prinz Alexander. Er ist gar nicht mein Typ, okay? Ich steh nicht auf diese Sorte Mann. Glaub ich...

"Isst du das Schnitzel noch? Oder kann ich das haben?" fragte Owen und riss mich damit aus meinen Tagträumen.

"Nimm es dir ruhig. Ich ess doch kein Schnitzel."

Nachdem Owen gegangen war, kam Zofe Anna wieder herein, um mir zu sagen, dass ich am nächsten Tag pünktlich um 8 Uhr in den Speiseraum kommen müsste, da dort das Frühstück stattfinden würde. "Selbstverständlich werden wir Sie pünktlich wecken und Ihnen beim Anziehen helfen."

"Mir beim Anziehen helfen? Und was stimmte denn eigentlich mit meinen Klamotten nicht?" fragte ich Anna.

"Wenn Sie dem König gegenüber treten, müssen Sie auch wie eine Prinzessin gekleidet sein. Und es gibt nun einmal einen bestimmten Stil, den wir einhalten müssen. Corina hat Ihr Kleid morgen früh bestimmt fertig. Machen Sie sich also keine Sorgen."

Nachdem Anna gegangen war und ein Dienstbote mir meinen Koffer gebracht hatte zog ich meinen Schlafanzug an und schlüpfte unter die Decke. Nach kurzer Zeit schlief ich auch schon ein.

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"Was meinst du, Willy. Was sollen wir mit den Rotzlöffeln anstellen?" fragte der eine.

"Nichts Conni. Harry hat gesagt wir sollen die Drei nicht anrühren, sonst gibt es Ärger," antwortete der andere -Willy also. Ich konnte nichts erkenne, da uns die Männer, die Augen verbunden hatten.

Ich hab die Männer nicht erkannt, die uns aus dem Auto gezogen hatten, aber es waren Vier oder Fünf gewesen. Einer hatte in einem anderen Wagen gewartet.

Owen hat gesagt, ich soll weglaufen, aber ein Mann hatte Terry am Arm gepackt und zog ihn weg. Ich hab noch versucht ihm nach zulaufen, aber da hatte mich schon einer dieser Kerle erwischt und hochgehoben. Terry ist doch erst vier gewesen und ich war fünf.

Nun vernahm ich ein lautes Plumsen neben mir. Einer der Männer hat sich neben mir fallen gelassen, "Aber die hier ist ja auch eine hübsche Kleine," sagte er und ich spürte nur eine Hand, die langsam mein Bein entlang glitt.

My Beauty -Abgeschlossen-Where stories live. Discover now