Kapitel 5

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(Bild: Kantine)

Im Flur, nachdem Lion sich bereits zu unserem Wagen aufgemacht hatte, hielt Damion mich am Arm fest. "Warte kurz, kleine Postbotin."

"Ja?", fragte ich leicht verwundert, denn ich spürte, dass er mir nichts Negatives sagen wollte.

"Ich vertraue Dir ja, schließlich bist du meine Seelenverwandte, und ich merke, wie gut es dir hier gut. Also", er pausierte kurz, um durchzuatmen. "...gebe ich dir dein Handy wieder."

Ich schaute ihn mit offenen Mund an. Das ist ein ganz schönes Wagnis. Schließlich könnte ich ihm das Killerkommando unter der Führung von Blake auf den Hals hetzen. Nicht, dass ich das tun wollte...

"Warum gibst du es mir jetzt, wo keiner zusieht?", fragte ich und verschränkte die Arme hinter meinem Rücken. "Willst du, dass dein Rudel nichts erfährt?"

"Nein, sie würden sich verständlicherweise sehr große Sorgen machen und es auch nicht gutheißen. Aber ich sagte dir ja, Seelenverwandte über Rudel. Auch wenn das Rudel mir wirklich sehr viel bedeutet, bedeutest du mir alles."

"Ich bin die zukünftige Alpha deines Rudels. Was wäre ich denn für eine Alpha, die ihr Rudel auf diese Weise einer möglichen Gefahr aussetzt, auch wenn ich es vielleicht "gut" finde?"

Er schaute mich fast stolz an. "Und was soll ich jetzt damit tun?"

"Am Besten ziehe ich mir alle Telefonnummer von meinen Freunden herunter. Die von Blake und co. werde ich nicht übertragen. Bei denen konnte ich so lange Zeit nicht ich selbst sein."

Er nahm mich in den Arm und drückte mich fest. "Ich bin froh, dass du es selbst erkannt hast. Du sahst so unglücklich und gestresst aus, als ich dich in meinem Büro das erste Mal gesehen hatte."

Mein Handy steckte er wieder in seine Gesäßtasche. "Also haben wir einen weiteren Gegenstand auf deiner Einkaufsliste - ein neues Handy."

"Ich habe aber kein Geld."

"Kleine Postbotin. Du gehörst zum Rudel, schon vergessen? Wir haben ein großes Budget."

"Wow, daran muss ich mich erst noch gewöhnen...", sagte ich und wurde dabei immer leiser. Damion nahm meine Hand und zog mich mit. "Wir müssen langsam mal zu unserem Auto, Wölfe sind alles andere als geduldig", sagte er und fuhr mit dem Blick nebenbei an meinem Körper entlang. Wow, fühlt man sich da lebendig und auch "begehrt".

Damion vor mir, der sich nach vorne gewandt hatte und zielstrebig zu dem Auto ging (ich hoffe, er weiß wo er lang muss, ich weiß es nicht), knurrte vergnügt, so wie es schien.

Ich erschrak. Ich muss echt lernen, meine Gedanken unter Kontrolle zu kriegen. "Keine Chance", sagte er leise. "Da machst du die Rechnung ohne mich, Kleine!"

Am Auto angekommen, hielt er mir wie ein perfekter Gentleman die Tür auf. Nur sein Blick passte nicht dazu. Der war viel zu heiß, keine Spur von gentleman-ähnlicher Kultiviertheit.

Aber hey, du Wolf, ich kann das auch, dachte ich drohend und funkelte ihn verführerisch und mit blitzenden Augen an. Meine Ohren scheinen auch seit meinem "ersten" Verwandlungsversuch besser geworden zu sein und ich hörte noch, wie Damion leise Luft einzog. Die Tür fiel im Moment darauf zu und paar Sekunden später, viel zu schnell im Vergleich zu einem Noch- Menschen wie mir, saß er schon neben mir.

"Du musst mir das beibringen", maulte ich. "Ich möchte auch so schnell sein, wann ist es soweit?"

"Bis heute Nachmittag, also bis zu deiner ersten Verwandlung, musst du dich noch gedulden!"

"Du meintest selber, Geduld ist nicht unsere Stärke. Deine Worte...", beschwerte ich mich bei ihm.

"Du, kleine süße Wölfin", sagte er und lehnte sich zu mir, um meine Wange zu streicheln. "bist nur eine viertel Wölfin. Also gilt das nicht!" Die letzten Worte flüsterte er mir in mein linkes Ohr und hinterließ dort eine köstliche Gänsehaut.

Wolf's Heart - Finding Destiny (Majesty Award 2019, Wattys Longlist 2018)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt