Kapitel 49

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Mit einem kleinen Hopser sprang ich vom Schiff und hatte dabei die Hand des Matrosen komplett ignoriert, die er mir hingehalten hatte. Die anderen liefen hinter mir her, bis wir uns auf der Promenade versammelten.

Sabine schaute uns misstrauisch an. “Was kommt jetzt noch auf mich zu? Singen ist eindeutig wie der peinlicheren Schublade…“, seufzte sie und wechselte dann in eine bedrohlichere Tonlage. “Wenn das auch auf Traihnors Mist gewachsen ist, dann ist die Hochzeit schneller abgesagt, als er Celine Dion fertig singen kann..”

Wir grinsten amüsiert, beeilten uns aber, das richtig zu stellen. “Nein, wir haben Traihnor nicht alles an Ideen vorgeben lassen, sonst säßen wir jetzt am Bier trinken mit Bollerwagen irgendwo…”, erwiderte Cornelia und hatte dann einen stolzen Unterton angenommen. “Die Idee war von uns.”

Sabine wandte den Kopf zu ihr. “Ich weiß nicht ob es besser macht. Wegen euch sind wir jetzt wahrscheinlich auf Youtube als ‘worst singing JGA ever’...”

Wir lachten wieder. “Und wenn schon. Im Internet ist es ja nur für immer gespeichert”, witzelte ich und machte eine wegwerfende Bewegung.

Sabine verdrehte gespielt die Augen. “Bei dir hat man nie das letzte Wort, Leandra.”

Natürlich musste ich darauf jetzt was sagen: “Nein, das ist richtig.”

Cornelia legte ihre Arme um uns und schob uns voran Richtung Innenstadt. “Bevor ihr euch gleich duelliert… gehen wir doch stattdessen zur nächsten Location und trinken einen zusammen.”

Sabine reckte ihren Kopf nach vorne, sodass ich sie sehen konnte. “Nur einen?“, fragte sie empört und grinste dann. “Dabei wird's nicht bleiben.”

Ich musste mir ein lautes Lachen verkneifen. Wir harkten uns ein und gingen als 5-er Reihe weiter. Und sahen für eine Weile wie verantwortungsbewusste und erwachsene Frauen aus, die wir aber gerade nicht waren.

Wir unterhielten uns nämlich dezent und leise, weil ausnahmsweise alle damit beschäftigt waren den Weg zu finden.

Sabine unterbrach unsere Diskussion, wo es nun lang geht, mit einem kurzen Satz. “Wir müssen rechts.”

Wir sahen sie an. Sabine lächelte wissend. “Traihnor hat euch hier wieder einen Tipp gegeben, oder?“

Wir wechselten einen Blick und nickten dann ergeben. Sabine löste sich und ging vorweg. “Folgt mir.”

Michelle ging neben mir und sah zu mir. “Eine Frau mit Orientierungssinn, wir sind doch nicht ganz verloren.” Ich musste grinsen. “Zwar vertraue ich Sabine, aber ihre Koordinationsfähigkeiten habe ich noch nie getestet.. Also warten wir erstmal ab…”

“Das habe ich gehört, Leandra”, sagte Sabine ohne sich umzusehen. Natürlich hatte sie das, und es überraschte mich nicht. “Ich meine natürlich GO Sabine GO!!!” und schwang dabei unsichtbare PomPoms.

Jetzt riskierte Sabine doch einen Blick und musste sehr lachen. “Zum Glück bist du die Leitung von einem Wolfsrudel und keiner Cheerleadergruppe…”, japste sie.

“Und du meintest, dass du dich blamierst um uns zu amüsieren… Das hier ist der Beweis…”

Sabine tat unbeeindruckt. “Wofür?“

“FALSCH”, rief ich und Sabine zuckte zusammen. Ich lachte und schwang wieder die unsichtbaren PomPoms. “Na, das nicht nur du dich heute blamierst. Ich habe Pom Poms geschwungen …. Und Wolfsgehör zu nutzen und Leute zu belauschen gehört sich nicht.”

Sabine ignorierte abgelenkt mein Gefuchtel, fegte stattdessen euphorisch um die Ecke und zeigte mit ausgestreckten Arm auf die Bar. “Da sind wir. Und hatte ich Recht oder hatte ich Reecht?”

Wolf's Heart - Finding Destiny (Majesty Award 2019, Wattys Longlist 2018)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt