Kapitel 57

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Ich musste schmunzelnd. Das konnte ich auch. "Akaryon!", erwiderte ich, ebenso mit einem überraschten Unterton. "Was für eine Überraschung, dass ihr uns einen so umfassenden Empfang bereitet. Es war sicher nicht einfach, das hier alles so schnell auf die Beine zu stellen."

Akaryons Blick vergewisserte sich unverkennbar, während ich noch sprach, ob Sabine und Lion unter meinem Rudel waren. Er schien zufrieden zu sein, als er sie entdeckte. Ich musste aufpassen, meine Häme nicht durchblitzen zu lassen. Lion ist wirklich Gold wert.

'Danke', hörte ich seine Stimme in meinem Kopf. Ich würde es ihm später nochmals persönlich sagen.

Akaryon schaute nun wieder zu mir. "Überraschung? Nein, das war es nicht." Sein Lächeln war verschwunden und seine Stimme klang nun tief, nicht mehr schmeichelnd und falsch. Zum ersten Mal wurde mir nicht übel, weil er diese Stimme abgelegt hatte.

"Du hast mir meine Nettigkeit beim letzten Treffen echt abgekauft..." Er lachte böse. "Das habe ich nur gemacht, weil ich in deinen Reihen längst einen Spion hatte, der mir sowieso alles haarklein berichtet."

Akaryon labte sich an den erschrockenen Mienen meines Rudels und sah nicht, dass Lion und ich weniger schockiert wirkten. Er drehte sich um wie ein Dompteur, der seine Hauptattraktion präsentierte. "Constantin, beehre uns doch mit deiner Anwesenheit!"

Tatsächlich: Constantin löste sich aus Akaryons Reihen und trat neben ihn. Akaryon legte grinsend und kumpelhaft den Arm um ihn. Meinen hasserfüllten Blick musste ich nun nicht vortäuschen. Ich merkte, dass ich bis zum letzten Moment gehofft hatte, dass es nicht Constantin sein würde. Was ich ihm vor Lions Verdacht anvertraut hatte...

"Es war wirklich rührend...", begann Constantin mit einer höhnischen Stimme. "... wie du mir ernsthaft die Geschichte mit meinem furchtbaren Verlust geglaubt hattest. Du bist echt total naiv."

Rifea kochte in mir und wollte ihn direkt angreifen. Aber genau das konnte Akaryons Plan sein. Also atmete ich flach einmal ein und aus, sodass ich wieder ruhiger wurde.

Akaryon ging währenddessen auf mich zu, bis Sabine und Lion ihn knurrend warnten, nicht noch näher zu kommen.

"Mal ehrlich, Leandra, hattest du denn nie an ihm gezweifelt? So weiß ich nämlich, dass eine Macht zur Zeit nicht wirkt und auch worin sie besteht. Vielleicht solltest du dir nichts vormachen und deine Rolle als Alpha an den Nagel hängen. Überlass das doch den Wölfen, die es können..."

Ich sah kurz zu Lion, der nickte. Sein Blick sagte: Lass dich nicht aus der Ruhe bringen.

Ich löste nun meine Hände, die ich weiterhin hinter meinem Rücken gehalten hatte. Ich hatte sie ganz schön stark zusammengepresst, aber ich ließ mir nicht anmerken, dass meine Gelenke dort schmerzten. Das würde gleich aufhören.

Ich ging nun ganz nah an Akaryon ran und sagte leise zu ihm: "Meinst du echt, meine Schwäche zu kennen? Falsch gedacht, du Hornochse! Aber ich kenne deine, bevor du sie überhaupt kennst..."

Er runzelte genervt die Stirn. "Und meine Schwäche soll sein..?"

Ich grinste und trat einige Schritte zurück. "Nummer eins: offenkundige Selbstüberschätzung, die jeder sieht, außer du und dein lethargisches Rudel. Und deine zweite Schwäche wirst du schon früh genug mitbekommen. Sie wird dich regelrecht umhauen, das schwöre ich dir."

Ich ging an Akaryon vorbei und ging auf Constantin zu. Meine Augen waren zu engen Schlitzen verengt. "Hallo Rogue - Werwolf ohne Rudel. Du Verräter bist kein Wolf mehr in meinem Rudel. In Akaryons Rudel bist du eh viel besser aufgehoben. Aber ob er dich nimmt? Einmal Verräter, immer Verräter..."

Wolf's Heart - Finding Destiny (Majesty Award 2019, Wattys Longlist 2018)Where stories live. Discover now