Kapitel 30

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"Im Nachgang gesehen ist die Vollversammlung doch sehr positiv verlaufen", sagte Damion in die Runde. Bei uns waren noch Craw, Lion, Zain und Michelle.

"Ich bin immernoch ganz perplex", gab Zain zu. "Von sowas wie deinen Fähigkeiten habe ich in meinem Leben noch nicht gehört... Und deine Demonstration an Damion war beeindruckend ... Endlich jemand, der ihn mal in Schach halten kann." Zain grinste.

Damion schnaubte belustigt. "Ja, da spricht der verletzte Stolz aus dir, kleiner Bruder, weil du es selbst nicht schaffst." Ich schaute ihn erschrocken an. Doch das kleine Lächeln auf seinem Gesicht sorgte dafür, dass ich mich entspannte.

Zain verdrehte die Augen und schien es ebenfalls mit Humor zu nehmen. "Ja, träum weiter."

Michelle schaute zu mir und seufzte. "Immer diese Jungs und ihre Machtspielchen... lass uns doch gemeinsam schon mal zum Trainingsplatz vorgehen, mmh?"

Ich nickte und folgte Michelle, die mir vorweg zur Tür ging.

Ich hörte Craw noch mit beruhigendem Ton sagen, dass Damions Überlegenheit ja einen bestimmten Sinn hat - schließlich ist er der Alpha. Craw und seine klare Sicht für das Wesentliche. Kann eine Alpha eigentlich auch eine männliche, rechte Hand haben?

'So gerne du auch die Norm aus den Angeln hebst, so ist doch eher üblich, dass du eine Frau wählst. Damit sich die weiblichen Rudelmitglieder nicht übergangen fühlen.', reagierte Damion gedanklich auf meine Frage.

Ich nickte, weil ich mich inzwischen an die Gedankenrede gewöhnt hatte.

Michelle schaute in dem Moment zu mir. 'Redest du gerade mit Damion?' Ich lächelte. "Ertappt!", gab ich zu.

Sie öffnete die Tür und trat ins Freie. Wir sogen gemeinsam die frische Luft ein. Die Sonne blendete uns auf angenehme Weise und erwärmte unsere Haut. Die Temperatur war sehr angenehm. Umso erstaunter war ich, als Michelle fröstelte.

"Ist es hier etwa kalt für dich?", fragte ich überrascht.

"Ja, für dich nicht?", fragte sie überrascht zurück und schmunzelte. "Ja, stimmt, ihr Werwölfe seid da resistenter."

"Gehts denn? Ich kann dir sonst meine Jacke geben", bot ich ihr an.

Sie schaute zu mir und lächelte irgendwie erfreut. "Nein, das passt schon. Ich gehe gleich wieder rein, sobald das Training beginnt. So schön deine Jacke auch ist. Neu?"

Ich grinste. "Ja, wie es scheint, meinte Damion meinen Kleiderschrank komplett zu erneuern."

Sie lächelte und sagte mit einem Anflug von Amusement: "Ich denke, es gibt Schlimmeres." Ich grinste ebenfalls und stellte mich einfach neben sie. Nach einigen Sekunden Schweigen schaute ich zu ihr und sagte dann langsam: "Was hast du auf dem Herzen, Michelle?"

Sie wandte sich mir auch zu und stützte dann ihre Ellbogen auf die Veranda. "Wie ist es, eine Werwölfin zu sein?"

Ich stützte mich ebenfalls auf die Veranda und dachte darüber nach. Und antwortete dann nach einer Weile: "Dein Körper verändert sich und das macht einem teilweise", begann ich und pausierte kurz, suchte nach den passenden Worten. "... Angst ist dafür das falsche Wort. Es erschreckt und überrascht einen. Aber das ich jetzt eine Werwölfin bin, hat ansonsten nur Seiten, die ich begrüße. Nichts ist schöner, als an der eigenen Seite seinen Seelenverwandten zu haben. Man muss da nicht allein durch. Und diese neuen Lebensumstände werden einem nicht für immer neu sein."

Sie schaute mich mit gerunzelter Stirn an. "Du siehst nach außen hin immer so gelassen aus und scheint jede Situation mit einer totalen Entspanntheit zu meistern."

Wolf's Heart - Finding Destiny (Majesty Award 2019, Wattys Longlist 2018)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt