Kapitel 35

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Akaryon

Während ich über die Schulter schaute, spürte ich die kalte Wut, die aus meinem tiefsten Innersten kam und teils von Dolgur - meinem Wolf - ausgelöst war. Ein Knurren stieg meine Brust hoch. Ich versuchte, seine Wut in mir zu drosseln aber blieb dabei erfolglos. Nachdenklich runzelte ich die Stirn. Wie war es mir gelungen, vorhin Dolgurs Wut abzuwehren.. .

'Die haben das mit uns gemacht. Ich konnte nichts tun! ' fauchte Dolgur mit einem bedrohlichen Unterton.

'Und wie soll das gegangen sein?', fragte ich dennoch mit einem Hauch an Skepsis. Misstrauisch und mit einer verärgerten Falte zwischen den Augen beobachtete ich die Feinde meines Rudels die mich brüskiert, als Schwächling dargestellt und angegriffen hatten. Die neue Seelenverwandte von Artock schwankte und wurde von der Menschenfrau gestützt und schienen zu kommunizieren, allerdings ohne das die Menschenfrau etwas sagte. Ich kniff die Augen zusammen. Mein Gedächtnis zog Schlüsse, die ich für unmöglich hielt. War es nur das Einverständnis zweier guter Freundinnen oder war es mehr? Ich wurde daraus nicht schlau.

'Vielleicht können wir das Gesehene eines Tages für unseren Vorteil nutzen', stellte ich fest.

Dolgur freute sich diabolisch: 'Nichts anderes hatte ich erwartet.'

'Sobald ich das Ganze richtig verstehe...', dachte ich immernoch, fasziniert durch das Unbekannte.

'Sionon, du denkst zu viel nach. Es reicht zu wissen, wer die Rechte Hand von Artock und seiner Wölfin ist. Mehr Info brauchen wir nicht. Lass den Rest ruhen und lass uns unsere Vergeltung bekommen.'

Ich spannte meine Muskeln an und senkte den Kopf. Er hatte Recht, dass ich darauf brannte, meine Rache zu nehmen. Aber den Rest möchte ich auch verstehen. Vielleicht ist das Gesehene der Schlüssel zu..... Ja, was, wusste ich nicht. Aber ich würde es weiter verfolgen.

Der eigentliche Grund, weswegen ich da gewesen war, war merkwürdigerweise in den Hintergrund gerutscht. Der Geruch von Sabine nahm ab, war jedoch für uns immernoch klar zu riechen. 'Und wir müssen ohne sie gehen', raunte Dolgur wütend.

'Vielleicht sollten wir sie einfach lassen, wir haben genug junge Frauen in meinem Rudel - alle so gut geeignet wie Sabine, meinen Nachfolger auszutragen.' Richtig gut fand ich das nicht, aber Artocks Rudel ist größer als meines. An maßloser Selbstüberschätzung litt ich nicht und häufig musste ich den zielstrebigen Wolf in mir bändigen. Dolgur war stets sehr eigensinnig gewesen und ich kannte es nicht anders. Er war schon immer da gewesen und somit sehr wichtig für mich.

Mein Blick glitt von Artock zu seiner Seelenverwandten. Neid erfasste mich und meinen Wolf. Artock hatte seine Seelenverwandte gefunden. Ein wütender Gesichtsausdruck legte sich auf mein Gesicht. Wieso hat er das Glück, und ich nicht! Vielleicht würde ich nie fündig werden wenn die Hälfte von mir meine Partnerin nicht finden wollte.

Während ich mich über das Glück vor meinen Augen ärgerte und von Neid zerfressen wurde, verschwendete Dolgur keinen Gedanken an eine Gefährtin.

'Und wenn wir einen Weg fänden, stärker zu sein als sein Rudel?', stieß Dolgur einen weiteren Gedankengang an. Ich schüttelte den Kopf jedoch legte sich ein leichtes Grinsen auf mein Gesicht. 'Dann können wir darüber reden. Aber im Augenblick fällt mir noch nichts ein... Vielleicht hilft ja ein längerer Lauf!'

Dolgur knurrte, bleckte die Zähne und warf seinen Kopf hin und her. Gemeinsam beschleunigten wir und gewannen mehr und mehr Abstand zu meinem Rudel.


Leandra

Seine kalten Augen verfolgten mich gefühlt immer noch. Das Treffen mit Akaryon war wirklich gruselig gewesen. Ich spreche wohl nicht nur für mich wenn ich sage dass er der böseste Mann war, den ich je getroffen hatte. Ich dachte zurück an die Schmerzen, die ich durch Damion gefühlt hatte, und strich an meinen Armen hoch und runter. Dort hatte sich eine Gänsehaut gebildet.

Wolf's Heart - Finding Destiny (Majesty Award 2019, Wattys Longlist 2018)Where stories live. Discover now