Ich bin draußen, falls mich jemand sucht

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Wir saßen alle gemeinsam am Frühstückstisch. Aus dem Radio kam leise Musik, der Kaffee plätscherte in die Kaffeekanne und auf dem Tisch standen warme Brötchen. Draußen war es relativ ruhig und wir saßen alle relativ ruhig zusammen. Es war ein Montag und Jason hatte frei. Wir konnten es also alles langsamer angehen, auch wenn heute überwiegend Turniervorbereitungen gemacht werden mussten, da es morgen für mehrere Tage auf ein großes Turnier gehen würde. Es würde das erste Turnier sein, zudem ich fahre und auf welchem ich auch reiten würde, seit Nightwishs Tod. Ich ritt nicht in der oberen Klasse mit, sondern startete in der Kategorie der Jungpferde.

„Okay gut, was brauchen wir alles?", begann Peter seufzend und griff zu einem Zettel und einem Stift.

„Welche Pferde fahren denn bei uns mit?", wollte Mom wissen.

„Ja, ein paar der Bereiter kommen auch mit. Peter Pan und der neue Fuchs werden von denen geritten. Du reitest Schmiddi in der Dressur und dann ist schon mal der LKW zur Hälfte voll", meinte Peter.

„Dann noch King Star", ergänzte Jason murmelnd und tippte auf seinem Handy rum. Peter nickte zustimmend und schrieb den Pferdenamen nieder.

„Und zu guter Letzt noch Onyx", kam es von Mom und ihre Blicke lagen auf mir. Ich nickte leicht. Onyx war der junge Hengst, den ich seit zwei Wochen in meiner Obhut hatte. Er kam an das Reitzentrum Thompson, als Jonny noch lebte, wurde damals aber von einem Bereiter trainiert. Peter hat mir den Grauschimmel anvertraut und somit war er das erste Pferd, welches ich nach dem Tod meines Pferdes trainierte. Ich glaube auf irgendeine Art und Weise war es gut, den unsicheren Hengst um mich herum zu haben, weil er mich einerseits ablenkte, aber andererseits komplett das Gegenteil von Nightwish war. Aktuell war Onyx noch sehr unsicher, nervös und misstrauisch gegenüber jedem, doch das musste sich ändern. Mit seiner Abstammung und den sauberen Sprüngen sollte er erst in den Profisport und dann in die Zucht gehen.

„Okay gut. Die fünf fahren im LKW mit, der Rest wird dann noch auf die Anhänger aufgeteilt. Parallel laufen Auktionen. Mindesten ein Anhänger wird leer mit zum Turnier fahren. Ich will auf alles vorbereitet sein", kam es von Peter.

„Wie viele Pferde fahren insgesamt mit?", erkundigte sich Lynn.

„Ich glaube 12. Es sind doch relativ viele gemeldet", erwiderte er und sah auf die Liste am Kühlschrank

„Sind die Pferde schon draußen?", wechselte Mom abrupt das Thema. Ich schüttelte nur den Kopf, da ich gerade in mein Brötchen gebissen hatte. Peter seufzte auf einmal, erhob sich und verschwand im Wohnzimmer. Kurz darauf kam er mit einem Schreibblock wieder und riss die oberste Seite ab. Er reichte mir den Zettel.

„Die Pferde bleiben heute drinnen, müssen in die Führmaschine und anschließend gewaschen werden", erklärte er und schrieb schon wieder etwas anderes aus. Ich las die Liste von 14 Pferden und sah ihn fragend an

„Was ist mit denen?", wollte ich wissen.

„Die werden heute Nachmittag abgeholt und zum Transitstall gefahren. Unser Inventar an Pferden muss zum Winter ein wenig kleiner werden", erwiderte er und nahm einen Schluck Kaffee. Ich nickte nur und erhob mich.

„Ich bin draußen, falls mich jemand sucht", verkündete ich und erhob mich. Ich ging durchs Wohnzimmer in den Flur, zog meine Stiefelletten an und nahm meine Bomberjacke von der Garderobe. Mein Weg führte mich als erstes in den Südtrakt. Dort nahm ich mir von der kleinen Tafel, auf welcher die Springstunden notiert waren, das Stück Kreide und ging mit Peters handschriftlichen Zettel von Box zu Box, um die Pferde ausfindig zu machen, die heute noch den Stall verlassen würden.

„Brauchst du Hilfe?", kam es auf einmal von Jason. Ich sah von meinem Zettel auf, hielt kurz inne und dachte nach. Dann nickte ich leicht.

„Die Pferde aus dem Haupttrakt sollen nachher größten Teils auf die Wiesen hinten. Kannst du zwischen den Zäunen die Tore so schließen beziehungsweise öffnen, dass die nachher einfach nur noch rauslaufen müssen und dann direkt auf die richtige Wiese kommen?", bat ich ihn

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