Das hier ist leben und sterben lassen

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Mit dem neuen Jahr, kamen neue Probleme. Tommy rief uns in der ersten Januarwoche an und meinte, dass es so mit Onyx nicht weiter gehen könnte. Der Trainer hätte beide aufgegeben und nun sollte der freche Grauschimmel zurück auf unser Gestüt. Tommy würde ihn nicht im Profisport reiten. Laut Tommy gab es dort für ihn keine Zukunft. Wann jedoch der Grauschimmel wieder zurückkehren würde, stand vorerst in den Sternen, denn nur eine Woche später erkrankte eins der Einstellerpferde schwer. Rasend schnell breitete sich die Krankheit im Stall aus, da durch die Kälte alle Pferde in ihren Boxen und damit im regelmäßigen Kontakt waren. Alle drei Stalltrakte standen daraufhin Kopf. Es mussten viele Pferde ihre Boxen wechseln, getrennt werden oder sogar den Hof verlassen. Wie eine Seuche schwappte die Krankheit von Box zu Box und richtete Unheil an. Drei Tierärzte waren täglich auf dem Hof, um das Kapital, in Form der Pferde, zu retten. Hierbei ging es nicht nur um das viele Geld, welches die Tiere wert waren, sondern um das Pferd selbst. Fast alle tragenden Stuten, welche nicht infiziert waren, wurden vorübergehend in Boxen eines Nachbarhofes untergebracht. Die Stalltrakte wurden in drei Bereiche aufgeteilt: der Hauptstall, in welchem die gesunden Pferde standen, den Beobachtungsstall, in welchem die infizierten Pferde behandelt wurden und der Quarantänestall, in welchem die besorgniserregenden Pferde standen. Einer der Tierärzte hatte die Krankheit, als das schleichende Sterben bezeichnet. Was genau diese Krankheit anrichtete, hatte ich noch nicht ganz verstanden. Das war auch erst einmal nicht relevant, denn es ging darum, so viele Pferde wie möglich vor ihrem Schicksal zu retten. Dabei war es ganz egal, um welches Pferd es ging. Es interessierte nicht, ob nun der alte Wallach von einer älteren Frau, oder die Top Zuchtstute betroffen war. Jeder sollte überleben. Eines der Probleme war aber, dass der Kranheiterreger bei jeder Übertragung sich leicht veränderte. Dies hatte zur Folge, dass alle Pferde geimpft werden musste, welche noch nicht erkrankt waren. Durch das vielfältige Auftreten des Erregers wurde ein so starkes Mittel den gesunden Pferden gespritzt, dass diese zwei Tage lang vom Training befreit wurden. Es schlug ein wie ein Beruhigungsmittel. Es war eine Tragödie und es war kein Ende in Sicht. Innerhalb der ersten drei Tage erlitten vier Pferde den Folgen dieser schweren Krankheit. Jason, Daniel, Lynn, Mom, Peter und ich hatten einen Plan erstellt, wer wann welches Pferd raus ließ oder trainieren würde. Dieser strukturierte Ablauf musste sein, damit es jeden Tag drei Leute gab, die nicht zu den schwerkranken Pferden in den Quarantänestall mussten. Wir wollten die Ausbreitung der Krankheit so gering wie möglich halten.

Doch wir waren nicht die einzigen, die von dieser Plage betroffen waren. Über ganz Kanada waren Höfe bekannt, welche diesen schädlichen Erreger beherbergten. Inzwischen war auch klar, woher diese, bislang seltene, Krankheit stammte. Ein Pferd aus der Intensivzucht hatte den Krankheitserreger verschleppt und wurde drei Tage in einem Transitstall untergebracht, ohne dabei in die Quarantäne gebracht zu werden. Da von einem Transitstall aus die Pferde in alle Ecken Kanadas gebracht werden, konnte sich dementsprechend schnell die Krankheit ausbreiten.

Für heute war ich im Quarantänestall eingetragen und es war eine belastende Atmosphäre hier. Die Besitzer der Pferde waren alle da. Jeder stand vor der Box seines geliebten Tieres und sah in die trüben Augen dieser. Jeder kämpfte um das Leben seines Pferdes. Die zwei Pferde, um welche ich mich momentan kümmerte, waren Lady, eine braune Stute mit Stern auf der Stirn, und Schmiddi, der Schimmelhengst von Peter. Es hatte beide schlimm erwischt. Mit den zwei Eimern in der Hand, in welchen ich ein Hafer-Müsli-Mix mit warmen Wasser an gemischt und anschließend mit Medikamenten präpariert habe, ging ich über die Stallgasse und sah abwechselnd in die Boxen links und rechts. Fast alle Pferde standen mit hängenden Köpfen ihren Boxen. Einige lehnte sich, nach Rückhalt suchend, gegen die Wand. Wiederrum andere hatten Schaum vor dem Mund, weil sie unkontrolliert kauten. Fast alle hatten Fieber. Es war der Horror. Am Ende der Stallgasse standen Schmiddi und Lady. Schmiddi litt größtenteils nur an Fieber, doch er war in sich gekehrt und hatte die meiste Zeit seine Augen geschlossen, da er Lichtempfindlich war

Close To Heaven.Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin