Du bedeutest mir viel

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Wir hatten erfolgreiche Turniertage hinter uns gebracht. Sogar sehr erfolgreiche. Außer den Jungpferden wurden alle Pferde mindestens dritter. Es war ein guter Abschluss der Saison und eigentlich ein Grund zum Feiern, da sich auch die Jungpferde im Verhalten gut bewiesen hatten. Doch auf der Rückfahrt nach Shelby herrschte zwischen Jason und mir im Geländewagen Ruhe. Genauso wie im LKW bei Mom, Peter und Lynn.

Jason lenkte das Auto-Anhänger-Gespann vom Turniergelände. Vor uns fuhren drei weitere Gespanne und ganz vorne der LKW mit den Pferden. Ich sah in den Rückspiegel. Der Fuchs, welchen ich am ersten Tag entdeckt hatte, war das einzige Pferd, welches wir gekauft hatten. Eigentlich wollte Peter heute Morgen noch zwei weitere Deals abschließen, doch nachdem Daniel, Lynns Freund, heute Nacht anrief, war die Stimmung drastisch gekippt. Heute Nacht um kurz vor 2 hatte Harmony gefohlt. Sie hatte ihr erstes Fohlen auf die Welt gebracht. Der Geburtsmelder, welchen sie um den Bauch trug, schlug er sehr spät an, sodass ihr die Stalljungen nicht sofort helfen konnten. Es gab Probleme bei der Geburt. Das Stutfohlen und seine Mutter mussten nur wenige Minuten nach der Geburt von einer Tierklinik abgeholt werden. Nun befanden sich beide Pferde in den Händen von Tierärzten, die um das Leben beider kämpften. Harmony soll komplett geschwächt sein und das Fohlen zu dünn. Wie das passieren konnte, war uns ein Rätsel. Es stand jetzt schon fest, dass das Fohlen eine Handaufzucht werden würde. Was auch feststand war, dass Harmony und ihr Fohlen nicht mit allen anderen Pferden nach Kanada ziehen würde. Wenn die Stute überleben würde, würde sie frühestens in einem Monat nachkommen.

„Es war klar, dass irgendwas passiert", kam es leise von Jason. Ich nickte

„Sie ist einfach zu alt. Sie könnte längst Oma sein", meinte ich. Jason stimmte mir zu und drehte das Radio lauter. Peter und Mom würden wohl heute noch zu Harmony fahren. Garantiert würde ich zu Hause bleiben. Ich konnte nicht schon wieder ein Pferd um sein Leben kämpfen zusehen. Zu sehr erinnerte es mich an mein geliebtes Pferd.

Die Fahrt über redeten Jason und ich kaum ein Wort. Es war einfach eine Stille, in welcher jeder seine eigenen Gedanken hatte und darüber nachdachte. Als wir wieder am Reitzentrum ankamen, ging das muntere Ausladen los. Ich kümmerte mich um die Pferde, die Bereiter um das Sattelzeug und alles was dazugehörte. Onyx brachte ich auf die Weide zu den anderen jungen Hengsten, King Star, Schmiddi und Peter Pan kamen in die Führmaschine.

Das neue Pferd, welches auf meinen Wunsch gekauft wurde, hieß Nevados. Ich ließ ihn aus dem Anhänger und er sah sich prüfend um. Ein wenig Panik lag in seinen Augen und er wich verängstigt zurück, bis er mit dem Hintern an der Stallwand stand. Mit weitaufgerissenen Augen sah er sich um.

„Holst du mal Rocky?", richtete ich an Jason, welcher sich auf den Weg in Richtung Haupttrakt machte. Nevados brauchte jetzt erst einmal ein Pferd, an dem er sich in den nächsten Tagen orientieren konnte. Ich versuchte ihn in er Zwischenzeit auf dem Innenhof herum zu führen, was sich als schwierig gestaltete, da er sehr groß war und mich einfach um tänzelte.

Jason und ich brachten die beiden Pferden in die kleine Longierhalle, damit sie sich kennenlernen konnten. Zu meinem Erstaunen verstand sich Nevados gut mit Rocky. Der Schimmel strahlte so viel Ruhe aus, dass der Fuchs sich innerhalb von Minuten an ihm orientierte.

„Was hast du heute vor mit ihm?", wollte Jason wissen.

„Ich kenne ihn überhaupt nicht. Raufsetzen wäre leichtsinnig. Nimm du mal Rocky in die Mitte und ich Longier ihn eben. Er sollte nachher gemeinsam mit Rocky auf die Weide, damit er sich seinen Platz in der Herde sichert", meinte ich und befestigte die Longe an Nevados Halfter. Zu meinem Erstaunen lief er überraschend ruhig und gleichmäßig an der Longe, doch sobald ich unachtsam war, begann er zu bocken.

„Gott, ein Pferd bei dem du dich permanent konzentrieren musst", kam es seufzend von Jason, der sofort das Problem erkannt hatte.

„Der ist überhaupt nicht in der Lage mit Problemen alleine da stehen gelassen zu werden. Der braucht Konsequente Anweisungen", meinte ich.

Close To Heaven.Where stories live. Discover now