Das bist du nicht mehr wert

651 44 1
                                    

Es war bereits später Nachmittag, als ich mit meinem SUV und dem Pferdeanhänger auf dem Reitzentrum und Gestüt Thompson ankam. Auf dem Parkplatz vor der Stallung standen einige Autos, der Einsteller und die Reitplätze waren gut gefüllt. Scheinbar hatte Peter das Wasser von den Plätzen gepumpt, damit man selbst noch im November draußen reiten konnte. Es war Schnee angekündigt und spätestens wenn der gefallen war, würde niemand mehr draußen reiten. Ich hielt mittig auf dem Parkplatz und hupte zweimal. Die Pferde auf dem Reitplatz sahen sich neugierig um, blieben jedoch ruhig. Peter kam aus der Stallung. Mit ihm Mom und Lynn. Sie sahen mich breit grinsend an.

„Na, hattest du eine gute Fahrt?", wollte Lynn wissen.

„Ja, alles super. Nochmal alles Gute", erwiderte ich und nahm sie in den Arm.

„Ach, den Anhänger hast du auch wieder mitgebracht?", gab sie amüsiert von sich. Sie wusste, dass eins der Pferde auf meinen Vorschlag verkauft wurde und dachte jetzt, dass ich den leeren Anhänger wieder mitbringen würde.

„Ja, schon. Warte mal kurz hier", meinte ich und nickte Peter zu. Ich kletterte seitlich in den Anhänger und Peter klappte die Rampe runter. Ich sah Roccostrado zufrieden an, strich seinen Schopf ordentlich und ließ auf ein Zeichen von Peter ihn langsam rückwärts weichen. Als der Hengst hinter dem Anhänger stand, nahm Peter ihm die Transportgamaschen und die Decke ab, sodass er in seiner ganzen Schönheit strahlte.

„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag Lynn, der ist für dich", verkündete ich. Lynns Mund stand weit offen und sie schüttelte fassungslos den Kopf. Vorsichtig ging sie auf den Hengst zu und strich ihm behutsam über den Hals. Freundlich roch er an ihrer Kleidung und schnaubte

„Wie heißt er?", wollte sie wissen und betrachtete ihn immer wieder.

„Roccostrado", erwiderte ich grinsend und beobachtete sie genau

„Kommt dir der Name bekannt vor? Oder kannst du irgendwie eine Verbindung erkennen?", erkundigte sich Mom bei ihr. Sie dachte kurz nach.

„'Roc', genau wie Rocky Rubin", stellte sie breit grinsend fest, „Wie süß dass du darauf geachtet hast" Ich schüttelte den Kopf

„Das war nicht ausschlaggebend. Roccostrado ist der Voll-Bruder zu Rocky Rubin.", entgegnete ich. Lynns hörte auf zu Lächeln, sah mich mit weit geöffneten Mund an und begann dann über beide Ohren zu strahlen. Sie fiel mir um den Hals und fing auf einmal an zu weinen – vor Freude.

„Mir hätte nichts Besseres passieren können", brach sie nach Luft schnappend. Ich grinste breit meine Mom an und wusste, dass es die richtige Entscheidung war.

„Du bist ihn noch nicht einmal geritten, Lynn", gab ich amüsiert von mir. Sie schüttelte den Kopf und wischte sich die Tränen weg.

„Ich spüre einfach, dass es das Richtige ist.", kam es nur auflachend von ihr. Ich übergab ihr ihr neues Pferd und während sie ihn in den Stall brachte, holte ich sein Sattelzeug aus meinem Auto. Daniel fuhr mein Auto weg und stellte den Anhänger bei den Reithallen ab. Lynn wollte sofort auf Roccostrado und die Tatsache, dass der junge Hengst Bewegung brauchte, passte ganz gut. Während sie sich um ihn kümmerte, ging ich durch die Stallung und sah mich um, was sich so in einer Woche getan hatte. Ich erblickte Jeanny, die Nichte von Peters bestem Freund, bei einer der Stuten. Sie hatte scheinbar ihr Pferd gefunden. Ich mochte Jeanny sehr, wir kannten sie schon sehr lange und dadurch, dass wir jetzt in Kanada lebten, sahen wir sie so gut wie täglich. Sie wohnte nur ein paar Autominuten entfernt.

„Und? Alles gut bei dir? Hab ich was verpasst in den letzten sieben Tagen?", erkundigte ich mich und gesellte mich zu ihr und ihrer dunkelbraunen Stute.

„Ja, alles super. Es funktioniert immer besser mit ihr und Jason hat mir tolle Tipps gezeigt, wie ich sie unter Kontrolle behalte.", erwiderte sie breit grinsend. Ich musste ebenfalls lächeln

Close To Heaven.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt