Close To Heaven.

Wir müssen euch etwas sagen

Ich betrat die Küche und sah wie Peter gerade dabei war Brötchen in den Brotkorb zu legen. Mom trug irgendwelche Blumen in einer Vase von A nach B und Jason saß am Tisch, mit einer Tasse Kaffee in der linken und der Zeitung in der rechten Hand.

„Morgen", kam es von mir einmal in die Runde und ein „Morgen" kam von allen zurück. Zwar unterschiedlich motiviert, aber immerhin

„Hier", meinte Jason und warf die Zeitung auf meinen Platz. Fragend setzte ich mich auf meinen Stuhl und las die Überschrift: ‚Rest in Harmony' Verwundert sah ich Jason an, doch er nahm nur einen Schluck seines Kaffees und machte mir mit einer Kopfbewegung deutlich, dass ich lesen sollte.

‚Vor vier Tagen endete das Leben der Fuchsstute Harmony, welche durch ihre zahlreichen Erfolge rund um den Globus bekannt wurde. Die 18 jährige Stute war über ein Jahrzehnt lang gemeinsam mit ihrer Besitzerin Susann Michaels im Parcours gewesen und hatte dabei schnell an Beliebtheit gewonnen. Typisch für das schlanke, eitle Pferd waren die Starallüren und ein gewisses, Diva ähnliches Auftreten, welches sie auszeichnete und charakterisierte.

Durch einen Weidehengst wurde die Stute im Frühjahr ungeplant trächtig, doch aufgrund ihres glücklichen Auftretens im Zusammenhang mit der Trächtigkeit, wollten die Besitzerin und die Tierärzte ihr ihr ungeborenes Fohlen nicht nehmen.

In den letzten Wochen der Trächtigkeit hatte die Stute immer wieder mit Beschwerden zu kämpfen und die Geburt ihres Stutfohlens setzte das Leben beider aufs Spiel. Einige wochenlang rang die 18 jährige Harmony um ihr Leben, entschlief jedoch vor vier Tagen friedlich im Beisein ihrer Besitzerin Susann Michaels. Das Stutfohlen wurde einer Fohlenlosen Stute übergeben, welche den kleinen Fuchs direkt annahm.

Dieser Verlust eines weiteren Michaels Pferdes in diesem Jahr, trifft die Familie erneut wie ein Schlag. Schon Anfang Oktober starb das wohl bekannteste Springpferd dato. Nightwish, der Sohn von Mister X, litt an einer schweren, nicht therapierbaren Krankheit, und musste deswegen im Alter von 12 Jahren aus dem Turniersport und anschließend aus dem Leben genommen werden. Wir wünschen der Familie viel Kraft, in dieser schweren Zeit'

Mit gerunzelter Stirn sah ich Jason an.

„Hatten die nichts Besseres zu berichten?", fragte ich nur sarkastisch. Ich hasste es Artikel über uns zu lesen. Es war unser Privatleben. Es hatte niemand anderen anzugehen. Ich konnte damit nicht umgehen, dass das Leben meiner Familie Teil der Öffentlichkeit war. Über vier Jahre hatte ich es intensiv dank Nightwish spüren müssen, doch damals war es auch verständlich, aufgrund des Ruhms, den mein Pferd hatte. Jetzt wo alle erfolgreichen Pferde unserer Familie aus dem Turnierleben und größten Teils auch aus dem irdischen Leben verschwunden war, sah ich keinen Grund mehr für die Medien über uns zu berichten. Leider würde das wahrscheinlich nie aufhören, denn Peter war nun mal bekannt für seine sehr gut ausgebildeten Sportpferde und Lynn war mit King Star auch kurz vor dem Durchbruch. Es würde uns wohl weiterhin verfolgen.

Lynn und Daniel tauchten in der Küche auf und setzten sich verschlafen an den Tisch.

„Fit sieht anders aus", kommentierte Peter amüsiert. Mom musste auf seine Aussage hin grinsen und setzte sich ebenfalls zu uns an den Tisch. Irgendwie verhielten sich beide seltsam. Sie wirkten so hibbelig, so glücklich.

„Ist was?", fragte ich prüfend und sah skeptisch zwischen den beiden hin und her. Sogar Jason sah von seinem Handy auf und wirkte es ebenfalls bemerkt zu haben.

„Wir müssen euch etwas sagen", kam es dann auf einmal von Mom.

„Ihr habt im Lotto gewonnen?", hakte Lynn mit großen Augen nach.

„Besser", erwiderte Peter, „wir sind verlobt" Vier Personen, mit großen Augen und weitgeöffnetem Mund starrten am Frühstückstisch den beiden ältesten sprachlos ins Gesicht.

„Herzlichen Glückwunsch!", platzte Lynn auf einmal heraus und fiel erst Mom, dann Peter um den Hals.

„Und ich dachte, bevor hier irgendwer heiratet, heiraten Daniel und Lynn", gab Jason amüsiert von sich und sah in die Runde. Peter musste ebenfalls lachen und legte einen Arm um Jasons Schulter.

„Oje, wo wird das hinführen? Sportpferde aus der Zucht von Thompsons und Michaels. Das wird es werden", kam es kopfschüttelnd von Daniel.

„Wann wollt ihr heiraten?", fragte ich nun.

„Nächstes Jahr", erwiderte Peter lächelnd. Ich sah Jason an und nickte in Richtung Flur.

„Komm mal mit", meinte ich. Verwundert sahen mich alle an, doch Jason erhob sich brav und folgte mir.

„Was willst du?", fragte er skeptisch. Ich zog meine Schuhe an und griff zu meiner Jacke. Er tat es ebenfalls und gemeinsam verließen wir das Haus.

„Was hast du vor?", wollte er verwundert wissen.

„Wir werden noch heute zwei Stuten raussuchen, die rossig sind. Sie sollen gedeckt werden. Eines der beiden Fohlen wird das Hochzeitsgeschenk werden", erklärte ich

„Welcher Hengst?", hakte Jason prüfend nach

„Wir werden Schmiddi nehmen, um die Stuten zu finden, aber Nightwishs Gene sollen es werden", erwiderte ich. Jason lachte heiser auf

„Zwei Fohlen? Was wird mit dem zweiten passieren?", wollte er wissen. Wir hatten die Stallgasse erreicht und ich ging zielstrebig zu dem Stutenstall.

„Das Fohlen, welches bessere Dressurveranlagungen hat, wird Moms werden. Nummer zwei geht in die Zucht", meinte ich. Ich griff nach dem kleinen Buch, in welchem alle Informationen über die Stuten drin standen. Sorgfältig sah ich nach, welche Stuten nach dem Zyklus her bald wieder rossig sein müssten. Einige Namen schrieb ich auf den Zettel und gab ihn Jason.

„Kannst du die bitte auf den Paddock bringen und mit Futter an den Zaun holen? Ich mach Schmiddi fertig", bat ich ihn und suchte nach den langen Zügeln. Jason nickte zustimmend und machte sich an die Arbeit. Ich befestigte die langen Zügel an Schmiddis Trense und holte dann den Schimmel aus seiner Box. Als wir die Stallgasse verließen, begann er sich wie ein Irrer aufzuführen. Er wieherte und tänzelte. Ganz klar, einige der Stuten waren rossig. Ich hatte drei Favoriten an Stuten im Kopf, welche vom Körperbau genau meinen Vorstellungen entsprachen und hoffte ins Geheim, dass sie rossig waren. Schmiddi zeigte bei zwei Stuten an, dass sie in Frage kämen.

„Merk dir die zwei, ich bringe Schmiddi eben mit Peter Pan raus", rief ich Jason zu und führte den Hengst weg. Gemeinsam mit seinem Pferdefreund durfte er auf den Paddock vorm Haus und sich austoben, währenddessen Jason und ich die beiden Stuten einfingen.

„Cara und Dunia. Mal sehen was das am Ende rauskommt", meinte ich zu Jason, als wir die beiden verluden und ein Stalljunge sie zu einem Gestüt fuhr.

„Darf ich Prognosen abgeben?", fragte Jason mich amüsiert. Ich nickte

„Nur zu", erwiderte ich

„Cara bringt dein Zuchtpferd und Dunia Susanns Sportpferd zur Welt", entgegnete er

„Warum bist du dir da so sicher?", hakte ich verwundert nach.

„Hab ich im Gefühl", gab er schulterzuckend von sich