Dinge ändern sich

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Weihnachten. Das Fest der Liebe. Das Fest der Familie. Das Fest des Friedens. Frieden. Den hatte auch endlich der Schnee gefunden. Es schneite zwar noch, aber das waren nur sanfte Flocken, welche langsam vom Himmel fielen. Kein Schneesturm, keine Unmengen auf einmal. Das Gestüt lag still dort. Alle Pferde standen in ihren eigenen Boxen. Die Dächer mussten keine Tonnen an Schneelast tragen. Der Betrieb war eingestellt. Trainingsfrei. Eine schöne Zeit, sowohl für Mensch, als auch für die Tiere. Die Hengste und einige Wallache durften raus auf die Weiden. Die Stuten blieben im Paddock und einige gingen nur in die Führmaschine. Das Leben richtete sich nach einer Excel Tabelle, in welcher jeder Auslauf der einzelnen Tiere dokumentiert wurde.

Ich hingegen stand mit Lynn und Mom in der Küche und bereitete alles fürs Festessen vor. Da ich noch aus der Stadt einen Baumkuchen besorgen sollte, würde ich im Anschluss noch Matt besuchen, welcher mit seinen Jungs in einer von deren Wohnungen Weihnachten feiern würde. Seine Eltern waren dieses Jahr nach Hawaii geflogen. Aus dem Radio ertönte Weihnachtsmusik und mit Hüftschwung sangen Mom und Lynn mit. Jeder hatte seine Aufgabe. Während sich Lynn um die Vorspeise kümmerte, hatte Mom mit der Fest Gans zu kämpfen. Ich schichtete fröhlich das Tiramisu vor mich hin und aß gefühlt jedes zweite Löffelbiskuit.

„Luna, wir brauchen das später noch", kam es tadelnd von Lynn, welche ihren Kopf auf meiner Schulter abstützte. Ich sah sie nur lachend an und hielt ihr einen Löffelbiskuit hin, welchen sie genüsslich aß

„Luna. Lynn. Wir wollen auch noch was abhaben", gab nun Mom missmutig von sich und wir stellten unsere Nascherei schnell ein. Die beiden Golden Retriever lagen vor dem Kamin mit in der Küche und dösten vor sich hin, während draußen Jason und Peter den Kontrollgang durch die Ställe machten und bereits mit dem Füttern begannen. So müssten nachher nur noch alle Pferde rein geholt werden und wir wären fertig für heute.

Als das Essen soweit vorbereit war, rief Peter nach mir. Er wollte, dass ich zu ihm ins Wohnzimmer käme. Etwas skeptisch sah ich ihn an, als er auf dem Sofa sitzend ins Kaminfeuer starrte. Mit einem Seufzen erhob er sich und ging auf die lange Wand zu, an welcher viele Fotos unserer Pferde in braunen Holzbilderrahmen hingen.

„Komm her", meinte er zu mir und ich trat neben ihn. Er zeigte auf eins der Bilder. Mister X. Dann zeigte auf Harmony. Dann auf Rocky Rubin. Dann auf Schmiddi. Dann auf Nevados. Als letztes zeigte er auf das Bild von Lucky Strike.

„Du hast deine Mom sehr glücklich gemacht mit dem Pferd. Danke", gab er auflachend von sich, „Du hast ein Gespür dafür"

„Es passte einfach nicht mit mir und da fängt man nun mal anzugucken, was besser passen würde", entgegnete ich schulterzuckend.

„Ja, das trifft es gut", stimmte er mir zu. Etwas verwundert sah ich ihn an. Peter nickte in Richtung des Bildes, welches Onyx zeigte.

„Bei ihm läuft es momentan auch nicht Rund. Tommy verzweifelt immer wieder an ihm", gestand er. Ich sah das Bild des Grauschimmels an. Der kleine freche Hengst war ein wunderbares Pferd, wenn man ihn denn verstand.

„Wenn ein Pferd nicht zum Reiter passt, fängt man an nach neuen Reitern zu suchen. Du weißt, dass du auf dem Papier seine Besitzerin bist, oder?", fragte er mich. Ich nickte. Ja, das hatte Peter aus Wertsteigerungsgründen vor einiger Zeit gemacht. Onyx war mehr Wert, wenn ich als seine Besitzerin in seinem Pass stand.

„Ich möchte, dass er nicht nur im Pass deins ist. Er soll dein Pferd sein. Falls das mit Tommy und ihm nicht wird, dann sollst du ihn reiten ihn so trainieren, wie es in deinen Augen richtig ist", meinte Peter und ich sah ihn erstaunt an

„Du weißt, wie viel Onyx Wert ist und du setzt deine ganzen Hoffnungen auf ihn", gab ich zu bedenken. Peter seufzte leise.

„Ich sehe deine Art, wie du ihn ansiehst. Ich kenne es, denn du hast nur Nightwish so angesehen.", entgegnete er und sah zu mir runter.

„Als ich diesen Blick gesehen hab, da war mir klar, dass ich ihn niemals zu dem mache, wie ich ihn gerne hätte. Du hättest es eh immer auf eine andere besser gemacht. Onyx ist jung, da kann noch viel richtig gemacht werden. Susann und ich haben es beschlossen. Wir lassen ihn erstmal im Training, doch wenn Tommy aufgibt, dann liegt es ab sofort in deiner Hand", erklärte er.

„Danke!", entwich es mir glücklich und ich fiel Peter um den Hals.

Einige Stunden später war ich mit Odin im Schlepptau in Jasper, um den Baumkuchen für Morgen zu kaufen und Matthew zu besuchen. Er hatte mir gesagt, dass er vorher noch in die Werkstatt musste, um mit seinem Bruder irgendwas an einem Auto zu ändern und anschließend in die Wohnung fahren würde. Da ich eh eine Stunde später war als geplant, passte das ganz gut, denn so traf ich erst bei seiner Wohnung ein, als eh schon da war. Ich klingelte unten am Eingang und mit einem Summen wurde mir die Tür zum Treppenhaus geöffnet. Odin rannte übermütig vorweg und lief zielstrebig in Matts Wohnung. Als ich fast in der dritten Etagen angekommen war, auf welcher Matthew wohnte, hörte ich zwei männliche Stimmen. Eine gehörte ihm, die andere konnte ich nicht zu ordnen. Beim Hinaufsteigen der letzten Stufen erblickte ich dann einen Jungen, circa so alt wie Matthew, mit dem sich Matt unterhielt. Er wohnte gegenüber von ihm und war entweder ein Freund von ihm oder einer seiner Brüder. Als der Fremde mich erblickte, grinste er Matt dreckig zu.

„Besuch?", fragte er ihn mit hochgezogenen Augenbrauen

„Ne, der Hund hat geklingelt", gab Matthew nur zurück und als er mich sah, grinste er breit.

„Bis später", rief der Fremde ihm noch zu und schloss seine Wohnungstür. Ich trat ein in Matts Wohnung. Er trug, wie fast immer, seine schwarze Jeans, ein weißes Shirt und eine schwarze Lederjacke.

„Wer war das?", fragte ich verwundert

„Ein Freund von mir.", erklärte er und ging vor in die Küche

„Willst du was essen? Oder was trinken?", wollte er wissen und lehnte sich gegen die Küchenzeile. Ich stand ihm einfach nur gegenüber und sah ihn stumm an.

„Komm her blöde Kuh", gab er murmelnd von sich, legte den Kopf dreckig grinsend in den Nacken und hob mich leicht hoch. Ich gab ihm einen Kuss und Matthew ließ mich auf dem Sofa wieder runter. Er ließ sich neben mich fallen und reichte mir die Fernbedienung seines Fernsehers.

„Was wünscht die gnädige Dame?", erkundigte er sich

„Nichts zu essen. Sonst Platz ich heute noch", erwiderte ich lachend. Matt legte frech seine Hand auf meinen Bauch

„Foodbaby?", fragte er provokant

„Ja. Aber nur ein Foodbaby", entgegnete ich

„Das hoffe ich doch.", kam es auflachend von ihm. Ich lehnte ich gegen seine Schulter und er legte einen Arm um mich.

„Ist diese Jeanny heute Abend auch da?", wollte er nach einiger Zeit wissen

„Zum Glück nicht. Selbst Daniel ist nicht da", gab ich leise von mir

„Daniel ist nicht da?", hakte er verwundert nach

„Ne, er ist zu seiner Familie nach Montana geflogen", erklärte ich.

„Also seid ihr nur zu fünft", stellte Matt fest

„Ja. Die fünf, die auch zusammen in Montana all die Jahre Weihnachten gefeiert haben", stimmte ich ihm zu und musste dennoch leise seufzen

„Traditionen sind doch was Schönes", entgegnete er und sah fragend zu mir runter

„Die schönsten Weihnachtsfeste habe ich mit Mom, Dad und Lynn gefeiert. Zu viert", meinte ich kleinlaut.

„Ja, Dinge ändern sich leider", kam es nur von ihm

Close To Heaven.Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang