Onyx

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Als wir auf dem großen Turniergelände mit dem Pferde-Transporter und den dazugehörigen Autos der Bereiter ankamen, herrschte bereits bunter Trubel. Ich saß gemeinsam mit Jason in meinem Geländewagen und hatte hinten dran den leeren Anhänger hängen, falls Peter sich heute für drei neue Pferde entscheiden würde. Da wir nicht nur mit dem LKW angereist waren, sondern auch mit weiteren Auto-Anhänger-Gespannen, hatten Jason und ich die umgeklappte Rücksitzbank voll mit Sätteln. Ein Parkplatzwart lotste uns über das gesamte Turniergelände nach hinten auf einen gepflasterten Parkplatz. Es waren jede Menge Zuschauer da und ich war froh, dass ich nur einen leeren Anhänger durch das Gedränge rangieren musste. Dadurch, dass der LKW seitlich entladen wurde, musste unser gesamter Konvoi mitten auf dem Turniergelände stehen bleiben, damit wir die Tiere ausladen und den LKW dann einparken konnten. Als ich Moms Gesten aus der Fahrerkabine des LKWs erkannte, seufzte ich leise, zog die Handbremse an, nahm den Gang raus und stieg aus dem Auto.

„Kannst du den nachher einparken?", bat ich Jason. Er nickte und stieg auf der Fahrerseite in mein Auto. Gemeinsam mit Mom und Lynn lud ich in Windeseile die Pferde aus.

„Hier nimm mal Onyx", meinte Lynn und drückte mir den jungen Grauschimmel in die Hand. Er sah sich neugierig um, tänzelte auf der Stelle und wieherte immer wieder laut. Völlig respektlos lief er immer wieder gegen mich, sodass ich ihm gehörig die Karten lesen musste.

„Hier", kam es auf einmal von Mom und sie drückte mir Peter Pan in die Hand. Der Schecke schien noch ziemlich verschlafen zu sein und döste direkt weiter vor sich hin. Zu allem Überfluss gab mir Lynn auch noch Schmiddi. Die restlichen vier Pferde teilten sich Mom und Lynn untereinander auf und so gingen wir zu dritt in die Stallung, in welcher wir Boxen zugeteilt bekommen hatten. Schmiddi und Peter Pan liefen wie immer Schulter an Schulter und machten keinerlei Anstalten. Sie waren die Ruhe selbst. Onyx hingegen machte mir das Leben ziemlich schwer, indem er wild am Strick zog, den Kopf hochriss und seine Hinterhand bedrohlich nach außen schob. Manchmal wünschte ich mir echt den ruhigen Nightwish zurück in solchen Situationen.

Ich brachte alle drei Pferde in ihre Boxen und suchte dann Jason, um die Sättel der Pferde in die Stallung zu bringen. In Mitten des Trubels war es nicht einfach, den Geländewagen und Jason wiederzufinden und dementsprechend froh war ich, als ich die beiden weiter hinten auf dem Parkplatz sah. Die anderen Bereiter hatten bereits ihre Sättel aus dem Auto geholt und wir mussten somit nur noch Satteldecke, Bandagen, Sattel und Trense mitnehmen. Jason griff direkt zum Sattel, weswegen ich nur den Kleinkram tragen musste und den Fußmarsch zur Stallung nutzte, um im Internet noch schnell meine Startnummer herauszufinden.

„Hast du dich schon angemeldet?", wollte Jason wissen. Ich schüttelte den Kopf.

„Ne, das macht Peter gerade", erwiderte ich und sah skeptisch über die Menschenmasse hinweg zum Abreiteplatz

„Geil, da muss ich gleich durch", murmelte ich genervt.

„Ja, ich auch", entgegnete Jason

„Kannst du gleich Schmiddi fertig machen? Ich muss erst Onyx reiten, dann Schmiddi. Mom schafft es zeitlich nicht", meinte ich. Der Braunhaarige nickte seufzend. Er und Schmiddi, das war schon immer ein Machtkampf gewesen. Warum die beiden einfach nicht harmonierten, wussten wir alle nicht.

In der Stallung holte ich Onyx aus seiner Box und begann ihn gründlich zu putzen. Der junge Hengst hielt nicht viel davon, ruhig zu stehen. Dass King Star die ganze Zeit wieherte, beruhigte das aufgebrachte Gemüt des Grauschimmels auch nicht.

„Sag mal, warum ist King Star eigentlich so laut?", wollte Jason augenrollend wissen. Ich stellte mich auf einen kleinen Hocker und begann die Mähne von Onyx zu kämmen

„Wenn ich das mal wüsste. Seit dem ersten Tag hat er uns viel mitzuteilen", erwiderte ich nur und sah rüber zu dem braunen Wallach.

„Stell dir mal bitte vor, er wäre Hengst", gab er zu bedenken. Ich lachte heiser auf.

Close To Heaven.Where stories live. Discover now