The pressure's growing exponentially

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Als am Abend meinen Eltern nach Hause kamen, erzählte ich ihnen nicht, was nur wenige Stunden zu Vorgeschehen war. Es hätte sie eh nicht interessiert. Sie waren schon immer sehr zurückhaltend und auf ihre Arbeit konzentriert. Es war auch keine Selbstverständlichkeit, dass die beiden zum Elternsprechtag kamen. Eher eine Seltenheit.Also verbrachte ich den ganzen Abenden in meinem Zimmer und grübelte.Die wunderschönen Augen gingen mir einfach nicht aus dem Kopf, egal was ich anfing oder dachte. Immer wieder tauchten sie vor meinem geistigen Auge auf.Verunsichert ließ ich den Kopf gegen mein Klavier sinken.Ich zerbrach mir wieder den Kopf, anstatt das ganze zu vergessen.Mir wurde langweilig und beschloss etwas anderes zu machen als auf die abgewetzten Tasten meines Klaviers zu starren. Bewegung hat noch nie jemanden geschadet.Gedankenverloren erhob ich mich und griff an meine Hosentasche, wo mein Handy sein sollte. Doch da war es nicht. Verwirrt fasste ich an die andere Tasche. Auch nichts. Hatte ich es beim Aufladen vergessen? Ich drehte mich zu meinem Nachttisch. Dort lag es auch nicht. Dann begann ich, in meinem Bett zu suchen. Wieder nicht. Schwer sinierend setze ich mich in die weißen Kissen. Wo hatte ich es verloren? Ich runzelte die Stirn, ging den ganzen Tag noch einmal durch.


Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich Trottel hatte meinen Rucksack im Musikraum vergessen und in der ramponierten Vordertasche war es drin. "Fuck", fluchte ich und ließ mich zurückfallen. Die Schule war um vier geschlossen worden. Das würde ich dann erst morgen wieder bekommen. Und wenn Lucy in mitgenommen hatte? Schlagartig setzte ich mich wieder auf und sprang vom Bett. Die Chance war groß genug um mich bei 10 Grad nach draußen zu treiben. Ich warf einen Blick auf meinen Wecker. Halb sechs.Ohne weiter nachzudenken, schnappte ich mir meine Schuhe, die immer noch vor meinem Bett lagen und ging nach unten. Am Treppengeländer hing eine Jacke von mir, die ich unterm Gehen überzog."Ich geh noch zu Lucy!", sagte ich laut."Okay.", hörte ich meine Mum desinteressiert sagen.Sobald ich meine Schuhe anhatte lief ich aus dem Haus.Lucy wohnte nur 5 Straßen weiter. Also war das ganze eine Art Abend Spaziergang. Die kühle Herbstluft tat mir gut und weckte mich aus meiner Melancholie.Ich zog mir Kapuze über den Kopf und steckte die Hände in die Taschen meiner uralten schwarzen Jeansjacke.Mein Atem ließ schon Wölkchen entstehen als ich in Lucys Straße einbog. Ich kannte sie schon ewig. Genau genommen schon gute 17 Jahre. Eine lange Zeit, in der wir sehr viel miteinander durchgestanden hatten. Von klein an war sie meine beste Freundin. Und ich würde denjenigen die Haut abziehen, der ihr auch nur ein Haar krümmt.Ich betätigte die Klingel und kurz darauf waren Schritte zu hören. Lucys Mum, die ihr wie aus dem Gesicht geschnitten war, öffnete mir. Als sie mich erkannte, strahlten ihre moosgrünen Augen, wie bei ihr. Auf dem Arm hatte sie ihren Sohn Karson , am Ohr das Telefon. Sie lächelte mich kurz an, drehte mir aber gleich wieder den Rücken zu und ging in die Küche zurück.Ich trat ins Haus und ging die Treppe hoch zum Zimmer meiner Freundin.Auf den Stufen lagen Puzzleteile und andere kleine Spielsachen verstreut. Und im Flur waren die Wände mit Wachsmalstiften voll gemalt. An Lucys Tür blieb ich stehen und klopfte. Ein leises "Ja" war zu hören. Ich öffnete die Tür.Sie lag auf ihrem gemachten Bett und hatte ihr Handy in der Hand."Hey!", begrüßte ich sie und schloss die Tür hinter mir. Ihr Zimmer sah immer so perfekt aus. Wie machte sie das nur? Bei mir lag immer etwas herum. Seien es Klamotten, Bücher oder Notenblätter, alles fand man stapelweise auf dem Boden.Lucy blickte auf und grinste."Ich hab mich schon gefragt, wann Sie hier auftauchen, Miss Weeks.", meinte sie und setzte sich auf. Ich lächelte zurück und zog meine Jacke aus."Ich kauf dir jetzt keinen Zauberstab ab", scherzte ich. Lucy warf einen letzten Blick aufs Handy und legte es dann mit einem grinsen Weg. Es war ein kleines Spiel zwischen und Filmzitate zu verwenden."Wo warst du in den letzten Stunden?", fragte meine beste Freundin als ich mich auf ihrem Schreibtisch Stuhl niederließ. "Ich war zu Hause.", sagte ich so beiläufig wie möglich und ließ den Blick schweifen. Nicht einmal die Bilder an der Wand hingen ein bisschen schief. Lucy sah mich eindringlich an. "Warum?".Sollte ich ihr die ganze Wahrheit erzählen? Oder den Teil mit der Frau weglassen? Ich überlegte kurz, um mir meine Antwort zurechtzulegen. "Ich bin nach Musik vorm Lehrerzimmer zusammengebrochen und Parker hat mich nach Hause geschickt. Was total überflüssig war!", erzählte ich ihr. "Ach so. Ich dachte schon irgendwas Schlimmes ist passiert!". Ich verdrehte die Augen, als Lucy zu lachen begann. "Du bist so blöd!", beschimpfte ich sie und warf ihr ein Kissen, das auf der kleinen Bank lag, die neben mir stand an den Kopf. Sie fing es aber und schleuderte es zurück. Jetzt begann auch ich zu lachen.Das war so typisch Lucy, immer was zu Lachen haben.Ich schüttelte den Kopf und ließ kurz den Blick schweifen. An ihrem Kleiderschrank lehnte eine staubige Gitarre. "Wo hast du denn die ausgegraben?", fragte ich und griff nach ihr."Die hab ich im Keller gefunden!", sagte sie stolz und sah mich erwartungsvoll an.Als ich einen Griff spielte, stellten sich bei mir alle Haare auf. "Gott, ist die verstimmt!", meinte ich. Mit der Hand fuhr ich über das eingebaute Stimmgerät, um es von Staub zu befreien. Es war fast ein Wunder, dass es noch ging. Nachdem ich die Gitarre einmal gründlich gestimmt hatte, bemerkte ich das mich Lucy die ganze Zeit beobachtet hatte. "Spielst du mir was vor?", bettelte sie und klimperte mit ihren langen Wimpern. Ich seufzte. "Na gut.", murmelte ich und begann zu spielen.Lucys Reaktion war erstaunlich. Sie saß einfach nur so da und sah mich an. Doch ihr Blick sagte mir, das sie dahin schmolz."Das war echt schön!", sagte sie mit leiser Stimme. Ich wurde rot und sah zu Boden. "Danke". Mit Komplimenten konnte ich einfach nicht so gut umgehen."Sorry, das ich dich heute so angefahren hab", murmelte sie dann und lächelte entschuldigend. Ich winkte ab. "Ach, schon vergessen. Ich hab mich selber schon genervt, wenn ich ehrlich bin", sagte ich grinsend und legte die Gitarre wieder weg."Glaubst du das Parker sauer auf dich ist?". Ich zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, ich hab ja nicht viel gemacht und für seine Unfähigkeit kann er wenig". Lucy verdrehte die grünen Augen und lachte."Du bist unmöglich, Grace".Als ich zwei Stunden später beschloss nach Hause zu gehen, hätte ich fast wieder meinen Rucksack vergessen. Doch Lucy dachte immer an alles. Sie hielt ihn mit hin und verabschiedete sich."Bis Morgen". Sie schloss mich kurz in die Arme und entließ mich ins nächtliche Custer."Danke", sagte ich und ging die Holzstufen nach unten.Als ich an der Hauptstraße entlang ging, suchte ich mein Handy heraus und steckte meine Kopfhörer rein. Endlich.Ich ignorierte die ganzen Nachrichten und suchte nach einem bestimmten Lied.Musik erklang und erfüllte mein Herz. Es war meine größte Leidenschaft. Ein großer Inhalt meines Lebens. Neben Essen und Schlafen.'Miss Jackson' von Panic! At the Disco war mein absolutes Lieblingslied. Es ging mir nie aus dem Kopf. Die erste Liebe meines Lebens, die man bekanntlich ja nie vergisst.Erst jetzt merkte ich, wie dunkel es geworden war. Nur noch die großen Straßenlampen warfen Licht auf den Bürgersteig. Wie einem Horrorfilm jetzt fehlte nur noch ein Killer oder Dämon der mich töten wollte und aus dem Schatten auf mich springen würde.Der Weg kam mir kurz vor. Nach 10 Minuten war ich zu Hause und schlich mich in mein Zimmer. Durchgefroren kuschelte ich mich in meinen Schlafanzug und putze mir die Zähne. Mit einem Abschminktuch nahm ich das leichte Make-up von meinem Gesicht und legte mich dann mit meinem Handy ins Bett.Obwohl ich heute den halben Vormittag und den ganzen Nachrichten geschlafen hatte, kam es mir vor als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen. Ich stellte mir noch schnell den Wecker und drehte mich auf die Seite. Eine Weile starrte ich die kahle Wand an, bis ich dann schneller als normal einschlief.


Ständig sah ich die braunen Augen, die mir den Atem raubten. Und einen dunklen Wald aus dem seltsame Geräusche kamen. Doch plötzlich änderte sich das Bild. Ich stand vor einem Klassenzimmer . Die Tür hatte merkwürdige rote Fingerabdrücke auf dem Holz. Vorsichtig öffnete ich die Tür. Mich traf fast der Schlag als ich sah was in dem Raum war. Auf dem Boden vor mir lag jemand, blutverschmiert und sich vor Schmerzen winden. Ich stürzte nach vorne, um zu sehen, wer das war, doch ich konnte das Gesicht nicht erkennen. Ich sah nur dicke, dunkelbraune Haare und die bekannten Augen.Plötzlich kroch das Blut über meine Füße die Beine hoch und zog mich in die Tiefe. Das ging so schnell, dass ich vergaß zu atmen. Und auf einmal begann ich durch eine Dunkelheit zu fallen. Ich hörte die ganze Zeit verschiedene Stimmen, die ich nicht zu ordnen konnte, meinen Namen schreien. Es wurde immer lauter und lauter. Ein großes Wir waren das mich von innen heraus zu zerreißen drohte.Ein lautes monotones Pipen mischte sich dazu.Ich schreckte aus meinem Albtraum hoch. Mein Atem ging unkontrolliert schnell und Schweißperlen standen auf meiner Stirn. Ich setzte mich auf und fuhr mir über das Gesicht. Wie kann man nur so ne Scheiße träumen?Ich sah auf meinen Wecker, der immer noch laut piepte. 6:21 Uhr, Zeit zum Aufstehen. Gesagt, getan und ehe ich mich versah, saß ich schon am Frühstückstisch. Zwar alleine aber das war nicht schlimm, da ich morgens eh lieber meine Ruhe hatte. Um halb Acht machte ich mich dann auf den Weg zur Schule.Lucy erwartete mich schon am Haupteingang. Sie kam mit merkwürdigem Gesichtsausdruck auf mich zu."Hey, was ist denn los?", fragte ich und umarmte sie kurz."Parker will dich unbedingt sprechen, er meint es ist unglaublich wichtig! Er war schon drei Mal im Klassenzimmer und hat nach dir gefragt!", erzählte sie mir aufgeregt als wir ins Schulgebäude gingen."Okay?", sagte ich und zog die Augenbrauen hoch.Als wir vorm Klassenzimmer standen, hörte ich Mr. Parker schon nach mir rufen. "Grace! Kommst du schnell mit mir?", fragte er außer Atem als er vor uns stand. Schweigend ging ich hinter ihm her. Mein Musiklehrer führte mich an den ganzen Klassenzimmern vorbei in den andern Flügel der Schule. Viele Schüler und auch Lehrer gingen an uns vorbei. Ich beachtete sie nicht sonderlich. Mein Blick blieb nicht länger als ein paar Sekunden an einem hängen. Lauter bekannte, uninteressante Gesichter und Gestalten, die ich teilweise schon seit der Vorschule kannte. In Custer, kannte man sich einfach noch und es war auch wesentlich leichter, einen guten Ruf zu verlieren, als in einer größeren Stadt. Doch plötzlich stießen meine Augen auf ein paar wunderschöner, dunkelbrauner Augen. Mein Herz blieb für eine unendlich lange Sekunde stehen. Die ganze Welt schien sich nur noch in Zeitlupe zu bewegen."Morgen Ella!", hörte ich Mr. Parker sagen. Und zack der Moment war wieder vorbei. Mein Herz nahm den Betrieb wieder auf, ich ging weiter und das Leben leider auch. Ich blickte über meine Schulter, um sicherzugehen, ob es keine Einbildung war. Doch ich sah nur dunkelbraune Haare, die in einen Pferdeschwanz gebunden waren und einen schmalen Rücken. Die Haare auf meinen Armen und im Nacken standen mir gebär. Ich hätte mir nie gedacht das mir ein Rücken eine Gänsehaut bereiten würde. Na ganz toll.Mr. Parker öffnete die Tür von einem alten Klassenzimmer und ging hinein."Setzt dich bitte.", sagte er und bot mir einen Stuhl an."Was ist denn los?", fragte ich und setzte mich."Ich hab gestern Nachmittag mit der Schulleitung und auch einigen Lehrer geredet und wir haben beschlossen, solange du dazu bereit bist, dir die Leitung des Lehrerchors zu überlassen. Ich werde es nicht machen können da ich in mit meiner Frau nach Rosewood ziehen werde", erklärte er mir.Ich starrte ihn an als hätte er gerade jemanden vor meinen Augen getötet."Ich soll den Lehrerchor leiten?", fragte ich leicht hysterisch nach. Das war bestimmt ein Scherz. Es musste ein Scherz sein."Ja, ich weiß das ist eine große Herausforderung, aber ich bin mir sicher du wirst das schaffen!", versicherte mir Parker."Du hast es in der Klasse auch super gemacht, und Jugendliche etwas Beibringen, auf dass sie keine Lust haben, ist echt nicht leicht, das kannst du mir echt glauben".Ich atmete tief durch. Was sollte ich jetzt machen?"Sie haben doch noch viele andere Musiklehrer, die imstande sind einen Chor zu leiten!". Ich war immer noch schockiert."Grace würde ich dich jetzt danach fragen, wenn es einen anderen Weg gäbe? Und außerdem hat unser Lehrerchor eine lange Tradition, die niemand verlieren möchte. Es ist eine große Chance Schüler und Lehrer besser zu Verbinden. Es könnte sich auch positiv auf deine Noten auswirken und ein Vermerk im Zeugnis ist auch schon vereinbart". Ich verdrehte die Augen. Warum ausgerechnet ich?"Was kommt alles auf mich zu?", fragte ich und seufzte. "Du musst sie für unser Konzert im nächsten halb Jahr vorbereiten. Mehr nicht. Die Proben wären am Donnerstagnachmittag die Kosten für die neuen Noten werden von der Schule getragen und du bekommst den Schlüssel für das Notenarchiv im Keller und natürlich zum Musikraum.", erläuterte er weiter. Ich überlegte kurz. Noten konnten echt verdammt Teuer sein und mein Taschengeld für diesen Monat würde für die nächste nächtliche Onlinebestellung nicht mehr reichen. Eigentlich war die ganze Sache doch nicht so scheiße. Nicht was man nicht schaffen würde."Okay ich machs!".

Miss JacksonWhere stories live. Discover now