Guess I better wash my mouth out with soap

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Mein Herz schlug schnell in meiner Brust. Ich atmete flach und schloss kurz die Augen. Alle Geräusche um mich herum drangen nur noch dumpf an mein Ohr. Ich war verdammt aufgeregt. Plötzlich legte jemand seine Hand auf meine Schulter. Es war Liam der mir diese ganze Sache aufgeschwatzt hatte. Doch jetzt konnte ich nicht mehr zurück, mehrer Wochen lang hatte er Werbung für diesen Abend gemacht, es würde mich nicht wundern, wenn so Talentsucher im Publikum sitzen würden. Ich schluckte. "Bist du so weit?", fragte er und grinste mich an. Er wusste ja nicht was in mir vorging. Als ich das letzte Mal ein Konzert spielen sollte, wurde mir das Herz gebrochen und meine beste Freundin war drauf gegangen. Langsam nickte ich. Deshalb wollte ich diesen Teufelskreis durchbrechen und etwas neues wagen.Liam ging auf die helle erleuchtete Bühne und es wurde schlagartig still. "Guten Abend, Leute! Schön das ihr alle so zahlreich gekommen seit". Dabei musste er schmunzeln, die Bar war gesteckt voll, sie musste sogar aus dem Frühstücksraum Tische und Stühle besorgen, damit alle Platz hatten. "Heute Abend wir eine sehr liebe Freundin von mir ihr unglaubliches Talent zum Besten geben. Deshalb rede ich nicht lange herum und präsentiere ich euch jetzt Grace Weeks! Einen großen Applaus bitte!", mit diesen Worten setzt ich mich langsam in Bewegung. Einen Fuß nach dem anderen. Einatmen und ausatmen. Bevor ich ein Bein auf die kleine Holztreppe, die zur Bühne hinauf führte, setzte, strich ich den Rock meines grün karierten Kleides glatt. Zudem hatte mich Liza überredet. Eigentlich wollt eich Jeans und T-Shirt tragen, doch so hätte sie mich nicht auf die Bühne gelassen. Dazu hatte sie mir die Haare locker in einen Zopf geflochten. Doch sobald ich auf der Bühne stand und mir die Scheinwerfer die Haut aus dem Gesicht brannten, fühlte ich mich irgendwie erleichtert. Es war als wäre ich angekommen. Und automatisch grinste ich über beide Ohren. Ich griff nach meiner Gitarre, die schon auf mich wartete und setzte mich auf den Barhocker. Ich atmete noch einmal durch und fing langsam an zu spiele.Die letzten Wochen hatte ich damit zugebracht eine anständige Set List zu erstellen, wobei Liam mir immer eine große Hilfe war. Doch das mit Heart Attack gleich am Anfang gleich alle so in meinen Ban ziehen konnte, damit hatte ich nicht gerechnet. Es war Muks Mäuschen Still in der Bar. Sobald der letzte Ton verklungen war, brandete eine Welle von Applaus auf."Danke", sagte ich und lächelte. Mit 'Let me go' lief es noch besser. Ich hatte auch keine Angst mich zu verspielen, auch wenn ich ständig zwischen Klavier und Gitarre wechselte. Ich fühlte mich sicher und auch auf eine gewisse Art frei. Ich wollte nie wieder etwas anderes tun.Während ich 'Chandelier' am Klavier zum Besten gab, ließ ich viele Gefühle mit fließen. Es war als würde ich eine alte Geschichte erzählen. Etwas Persönliches, auch wenn ich nicht wusste wie es sich anfühlte, wenn man betrunken war. Doch ich konnte die Message übermitteln und sie kam bei den Menschen an. Danach kamen noch drei Songs und Liam sagte die Pause an. "Das war doch schon einmal eine vielversprechende erste Hälfte", sagte er und grinste mich an. "In 20 Minuten geht's weiter".Mit wackeligen Beinen ging ich von der Bühne. Das Adrenalin saß mir immer noch in den Knochen. Ich sah wie Liza sich einen Weg zu mir bahnte. Sofort streckte sie die Arme nach mir aus. "Das war einfach fantastisch", sagte sie, doch bevor sie noch etwas sagen konnte, zog ich sie näher zu mir und küsste sie. "Ich liebe dich", sagte ich und küsste sie gleich noch einmal. "Grace!", sagte sie erschrocken und sah mich großen Augen an. "Was?". Ich grinste, dann grinste sie auch. "Ich liebe dich noch mehr". Ich strich ihr über die Wange. "Das glaube ich nicht". Liza runzelte die Stirn. "Weil ich dich am meisten liebe". Sie lachte und nahm meine Hand. "Du solltest was trinken", meinte sie und zog mich zur Bar. Von allen Seiten sprachen mich Menschen an und lobten mich. Ich wurde dunkelrot im Gesicht und sagte etwas verhalten 'Danke'. Liza bestellte mir was und schob mich dann zu meiner Familie. Alle waren um einen winzigen Tisch versammelt. Sie hatte sogar Schilder gebastelt und immer wieder mal hoch gehalten. So blitze mir 'Grace du rockst!' oder 'Unser Rockstar' immer wieder während der Show zu. "Das war echt Klasse!", meinte Ethan und grinste mich breit an. "Dad hat die ganze erste Hälfte durch geweint", sagte Jackson und Dad funkelte ihn böse an. "Aber nur, weil ich so stolz bin!", verteidigte er sich. Ich grinste. "Ja ja".Liam beugte sich über mich und drückte mir ein großes Glas Cola in die Hand. Erst jetzt merkte ich wie staubtrocken mein Mund geworden war. "Danke", murmelte ich und kippte mir das halbe Glas in den Rachen. "Du machst es wirklich super!", lobte er mich stolz. "Da hab doch keine so schlechte Idee gehabt". "Halt die Klappe", meinte ich und stellte das halb volle Glas zu den anderen Getränken. "Wir machen heute einen richtig krassen Umsatz, ich glaub du musst hier öfter spielen", raunte mir Liam ins Ohr. "Mal sehen". Dann zog er von dannen und wuselte wieder hinter die Bar. Ich legte meine Arme auf Jacksons Schulter und setze mein Kinn auf seinen Kopf. Lachend nahm er meine Hände in seine. Es fühlte sich so gut an, als wäre es nie anders gewesen, als hätte er nie gefehlt. Ich drückte ihn ganz fest an mich und wollte ihn nie wieder loslassen. Doch meine 20 Minuten waren schnell vorbei und ich verabschiedete mich wieder.Nach 'Head above water' folgte einer der speziellen Songs. "Den nächsten Song wird nur eine handvoll Leute in diesem Raum witzig finden, aber ich hoffe er gefällt euch trotzdem". Mit diesen Worten griff ich zu meiner Gitarre und fing an 'Miss Jackson' zu spielen. Aus der Ecke in der meine Familie saß, kam schallendes Gelächter und auch die Leute hinter der Bar lachten. Denn nur sie wussten das Liza, Jackson hieß und auch mein Bruder, der das ganze zum Totlachen fand. Hin und wieder musste ich auch mein Lachen unterdrücken, es war so hirnrissig aber auch total lustig. Nach dem Song, sah ich zu Liza die mir einen Kuss zu warf. "'Nightingale möchte ich gerne meinen Brüdern widmen. Wir brauchten fast ein ganzes Leben um zueinander zu finden, doch jetzt seit ihr hier und ich lass euch nicht mehr gehen". Ein paar Tränen schlichen sich in meine Augen, die ich wegblinzelte. Ich wechselte wieder ans Klavier und spielte das Lied mit viel Leidenschaft. Als dann 'Sacrifices' an der Reihe war, wurde ich doch ziemlich nervös. "Dieses Lied hab ich selber geschrieben. Es hat mir durch eine schwere Zeit geholfen und dadurch konnte ich viel verarbeiten. Ich hoffe er gefällt euch". Schwer atmete ich ein und drückte die Tasten des Klaviers. Es war jetzt fast sechs Monate her, seitdem Lucy vor der Turnhalle erschossen wurde. Sechs Monate ohne sie. Ich vermisste sie immer. Jede Sekunde meines Lebens. Doch ich spürte sie. Sie war immer bei mir. Auch jetzt. Ich spürte wie sie neben mir auf der Klavierbank saß und mir zu sah. "Du machst es gut ohne mich", hörte ich sie sagen, während ich das Zwischenspiel meisterte. "Du machst das wirklich gut und du wirst es auch schaffen", sagte sie sanft. Ich lächelte. Ohne es bemerkt zu haben, hatte ich angefangen zu weinen. Trotzdem lächelte ich. "Du bist stark genug". Ich nickte langsam und sang die zweite Strophe. "Du bist stark genug, Grace". Ich musste vom Mikrofon weg rücken, weil ich mit so viel Energie und Gefühlen das alles sehr laut aus mir kam.Als der letzte Ton gespielt war, hörte man gar nichts. Stille. Ich atmete schwer und wischte mir die Tränen weg. Dann langsam brachen die Zuhörer aus der Starre. Zaghaft fingen sie an zu klatschen. Erst einzelne, dann immer mehr bis alle aufstanden um zu klatschen und zu jubeln. Ich sah hoch. Viele kämpften mit den Tränen oder weinten. Wow. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich bekam eine Gänsehaut. "Danke". Ich lächelte matt. Sobald sich alle, auch ich, wieder beruhigt hatten, setzte ich das Programm fort. Es folgten noch 'Soap', 'Good enough', 'Lost in Japan' und 'Love of my life'. Als letztes spielte ich 'I will be'. Die letzten beiden Songs widmete ich nur Liza. Ich spielte es nur für sie, als wären wir beide alleine. So wie ich ihr immer vorgespielt hatte. Wie sie mir aufmerksam zugehört hatte und mich mit strengen Blicken bedacht hatte, als ich geflucht hatte, weil ich mich verspielt hatte. Und mit jedem Moment war meine Liebe zu ihr gewachsen.Und dann war es endlich vorbei. Ich hatte es überstanden. Liam kam auch die Bühne gesprungen und grinste mich an. "Dein Applaus!". Ich stand vom Klavier auf und verbeugte mich. "Wie fühlst du dich jetzt?", fragte er und ich nahm das Mikrofon vom Ständer. "Äm erleichtert und heiß ist mir". Liam lachte. So witzig war das doch gar nicht. "Ich muss sagen, das war echt ein unglaubliches Konzert, wirst du wieder bei uns spielen?". "Erstmal danke und das werden wir sehen, wenn du mich wieder dazu nötigst". Er verdrehte die Augen. "Dich muss man ja zu deinem Glück zwingen". Ich warf ihn einen strengen Lehrerblick zu. Das hatte ich mir von Liza abgeguckt. Er duckte sich weg. "Willst du noch was loswerden?", er sah mich vielsagend an. "Ja ich möchte meiner tollen Familie danken und meiner Freundin, ich liebe dich", sagte ich in ihre Richtung. Meine Brüder klatschten und pfiffen wie die verrückten. "Aber auch dir und dem Hotel, die das ganze hier möglich gemacht haben"."Es war uns ein Vergnügen! Danke fürs kommen, macht euch alle noch einen schönen Abend, sagt es gerne weiter, wenn es euch gefallen hat, bis bald!". Damit war ich erlöst und konnte zu meiner Familie gehen. Doch bevor ich es zu ihnen schaffte, stellten sich mir drei Typen in den Weg. "Hey, das war echt total die coole Show!", sagte der in der Mitte. Ein ziemlich schmächtiger, blasser Mann der die braunen Haare aus dem Gesicht gegelt hatte. "Danke". "Was wir sagen wollten", mischte sich der größte der Gruppe ein, der ziemlich große Oberarme hatte und eine Mütze auf dem Kopf trug. "Wir sind eine Band ohne Sängerin, da keiner von uns Singen kann. Bist du dabei?". Mit offenem Mund starrte ich die drei an. "Mensch Jasper, du verstörst die arme ja gleich!", schimpfte der linke und schlug Jasper auf den Hinterkopf. "Sorry", murmelte er und biss die Zähne zusammen. Der linke blonde mustere mich eindringlich. "Hast du überhaupt Lust auf eine Band?", fragte der Mittlere und sah mir tief in die Augen. Ich war überfordert. "Ich ähhmmm...".



Der erste Teil meiner Lesewoche! Ich hoffe es gefällt euch, lasst mir gerne Kommentare und Bewertungen da. Bleibt gesund, danke für alles, wir sehen uns morgen :3

Miss JacksonWhere stories live. Discover now