Cause' these words are knives and often leave scars

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Am Sonntagmorgen wachte ich mit einem besseren Gefühl auf. Ich wusste, das wenn jemand die Erinnerungen triggern würde, das es mich wieder zurückwerfen würde, doch ich war bereit alles in Kauf zu nehmen.
Ich will jetzt nicht sagen, dass ich beschwingt aufgestanden bin, aber auf jedenfalls mit mehr Elan als vor ein paar Tagen.
Als ich auf den Wecker sah, verriet er mir das es 8:02 Uhr war. Ich ging ins Bad, um mich kurz zu duschen. Das warme Wasser und der heiße Dampf hüllte meinen Körper ein. Wie in einer kuscheligen Wolke stand ich da. Doch mit dem Gedanken an die eiskalte Kirche, wollte ich nicht unbedingt aufhören zu duschen.
Mein Dad klopfte an die Tür.
"Kannst du mir etwas warmes Wasser übrig lassen?", hörte ich ihn dumpf fragen. Ich drehte das Wasser ab und angelte nach einem Handtuch. Schnell trocknete ich mich ab und huschte aus dem Bad.
"Dad du kannst ins Bad", sagte ich lauter und kramte in meinem Schrank nach warmen Sachen. Schließlich fand ich einen schwarzen Strickpulli. Dazu zog ich noch eine helle Jeans aus dem Haufen. Nachdem mein Vater das Bad geräumt hatte föhnte ich meine Haare und band sie in einen hohen Pferdeschwanz.
Danach ging ich in die Küche um noch schnell zu frühstücken. Als ich mir Milch in die Schüssel goss, fiel mein Blick durchs Küchenfenster. Es lagen gute 40 Zentimeter Schnee. Spitze.
Mit der Schüssel in der Hand ging ich zum Tisch und begann zu essen. Drei Minuten später klingelte jemand an der Tür. Es hörte sich an als wäre der dritte Weltkrieg ausgebrochen.
"Ich komme ja schon", maulte ich und ging zur Tür. Als ich öffnete ich traf mich fast der Schlag. Liza stand vor der Tür, unter dem Arm bestimmt 20 Umzugskartons.
"Guten Morgen", flötete sie und lächelte.
"Hi", sagte ich überrascht und ließ sie rein.
"Hallo Liza! Schön dich zu sehen", hörte ich Dad sagen als er die Treppe runterkam.
"Morgen David!", sagte sie fröhlich und stellte die Kartons neben der Tür ab.
Unter den Kartons versteckte dich eine wunderschön gekleidete, strahlende Liza. Sie steckte in einem schwarzen Wintermantel mit dunklen Absatzschuhen. Unter dem Mantel verbarg sich ein gelbes Kleid mit blauen Punkten.
"Liza wir gehen in die Kirche, nicht zur Miss Universum", bemerkte ich und betrachtete sie.
"Darf ich mich denn nicht für den Herrn herausputzen?", sagte sie ganz unschuldig und zwinkerte.
Ein kurzes Lächeln schlich sich auf meine Lippen.
Mit großen Augen sah sie mich an.
"Hast du gerade gelächelt?", sagte sie entsetzt. Ich schlug mir die Hände vor den Mund. Ungläubig nickte ich. Sie kam auf mich zu und nahm mich in den Arm.
"Oh Grace", murmelte sie in mein Ohr und strich mir über die Haare. Etwas erleichtert ließ ich mich auf die Berührung ein. Als sie mich wieder losließ, sah sie mich an.
"Gott das habe ich vermisst!", sagte sie und strahlte mich an.
Ich atmete tief durch.
"Ich denke wir sollten dann gehen", meinte Dad und ging zur Garderobe. Liza nickte und schlenderte zur Tür.
"Ich hol noch schnell meine Jacke", sagte ich und sprintete die Treppe hoch. Aus meinem Schrank zog ich meine Winterjacke und vom Bett pflügte ich ihren Schal. Während ich die Treppe runterging wickelte ich ihn um meinen Hals. An der Tür stieg ich in ein warmes Paar Schuhe und verließ als letzte das Haus.

An der Kirche angekommen standen nicht wie üblich alle noch draußen. Im Gegenteil, alle quetschten sich in relativ kleinen Vorraum um dem Schnee zu entkommen.
Ich suchte mir mit Liza und Dad ein ruhigeres Plätzchen nahe am Haupteingang. Wir unterhielten uns ein wenig über den bevorstehenden Umzug. Bis auf einmal jemand auf uns zu kam. Es war eine ältere, kleine Frau mit einem bitteren Gesichtsausdruck. Sie musterte uns als hätten wir alle die Pest mit Cholera und Super-Aids zusammen.
"Das man euch noch in die Kirche lässt ist eine Schande! Ihr seid verdorben und vom Teufel besessen! Wie kann man so ein sündiges Stück wie Sie nur auf Kinder loslassen? ", begann sie lautstark zu schimpfen.
"Dich hätte die Kugel treffen sollen und nicht dieses arme Ding das du in den Tod gerissen hast!". Mit bebenden Zeigefinger deutete sie auf mich.
"Mrs. Benett, was fällt Ihnen ein im Haus der Herren solche Worte in den Mund zu nehmen", baute sich mein Vater bedrohlich vor ihr auf.
"Natürlich nehme sie ihr verkommenes Kind in Schutz. Dass sie alle überhaupt die Berechtigung zum Leben haben!".
Ich wurde immer kleiner hinter Dad und wollte am liebsten sofort sterben. In meinem Kopf begannen wieder alle Stimmen zu schreiben und meine Hände begannen zu zittern. Es war ganz still geworden im Vorraum. Alle starrten uns an.
Ich begann meine Handballen an meine Stirn zu pressen. Das konnte doch nicht wahr sein.
"Ich will ihnen jetzt nicht zu nahe treten Mrs. Benett", setze Liza giftig an.
"Aber würden Sie eventuell im Jahr 2019 mehr Toleranz an den Tag legen und Menschen nicht wegen Vorlieben oder der Partnerwahl verurteilen und derartig beleidigen? Oder geht das in ihr außerordentlich mickriges Kleinstadt Hirn nicht rein?".
Ich hatte nicht die ganze Zeit zu gehört aber ein Rauen ging plötzlich durch die ganzen Leute. Es wurde getuschelt und gemurmelt.

Plötzlich machte der Pfarrer die Tür auf und der Haufen Leute löste sich in Sekunden auf. Alle strömten in die Kirche hinein. Wir suchten uns einen Platz in der letzten Reihe. Sobald ich sahs presste ich meine Handgelenke an die eiskalten Stahlnägel, die an der Bank vor mir unter der Buchablage rausstanden. Es sah zu einhundert Prozent merkwürdig aus und für die restliche Bevölkerung von Custer war meine Familie jetzt komplett unten durch. Die Worte die Mrs. Benett uns an den Kopf geschmissen hatte kreisten in meinem Kopf herum. Ich versuchte meinen Atem ruhig zu halten und holte tief Luft. Dann hielt ich die Luft für 5 Sekunden und atmete durch die Nase wieder aus.
Als der Organist anfing zu spielen, nahm ich sie Hände von den Nägeln weg und setzte mich aufrecht hin. Liza hielt mir ihre Hand hin. Sie sah mich nicht an doch ihre Augenbraue zuckte provokant hoch. Ich stieg auf ihr Spiel ein und schloss meine kalten Finger um ihre warmen.

Nachdem der Gottesdienst vorbei war, waren wir die ersten, die die Kirchen verließen. Die ganze Autofahrt sagte niemand was. Unruhig spielte ich mich mit meinen Ringen und starrte aus dem Fenster. Wie oft müsste ich diese Straße noch entlang fahren?

Zu Hause angekommen hing ich meine Jacke an eine Hacken und zog meine Schuhe aus. Dann setzte ich mich auf die Treppe und faltete meine Hände vor dem Gesicht. Liza setzt sich neben mich und legte den Kopf auf meine Schulter. Dad kniete sich vor mich hin und nahm meine Hände.
"Grace", sagte er einfühlsam und sah mich mit seinen braunen Augen an.
"Du weißt das ich nie so über dich gedacht habe und was andere denken muss dir egal sein. Du wirst geliebt. Vom mir, von Liza. Und ich könnte mir keine andere Tochter wünschen als dich. Du bist wundervoll und ich liebe dich für das was du bist", sagte der sanft und drückte meine Hände. Mir standen, mal wieder, Tränen in den Augen.
"Es tut nur so sehr weh", schluchzte ich und Tränen nätzen meine Wangen.
"Ich weiß, ich weiß", redete er leise auf mich ein und nahm mich in die Arme.
"Und jetzt vergessen wir das, wir müssen einen Umzug stemmen", verkündete er und ließ mich los.
Ich wischte mir die Tränen weg und ging mit Liza in mein Zimmer. Dort begannen wir, nach dem Dad die ganzen Kisten rauf geschleppt hatte, mein Zimmer in einzupacken.
Ich sahs am Schreibtisch und sortierte sehr sehr viele Notenblätter in Ordner und verstaute diese in Kisten. Liza räumte mein Bücherregal aus und Dad baute es dann ab.

Um halb drei versammelten wir uns in der Küche, um etwas zu essen. Dad hatte sein berühmtes Chilli gemacht während ich mir Liza alte Bücher aussortiert hatte. Als das Essen auf den Herd brodelte sah mich Dad ernst an.
"Ich habe überlegt, ob ich nicht auch nach New Orleans gehe", setze er an. Ich blickte hoch und sah ihn erstaunt an.
"Warum das?", fragte ich.
"Ich habe hier niemanden mehr und ich denke eine räumliche Veränderung täte mir auch gut. Ich meine wir müssen ja nicht im gleichen Haus wohnen aber..", bevor er fertig reden konnte hatte ich ihn schon in die Arme geschlossen.
"Es wäre toll, wenn du mitkommen würdest", sagte ich und fühlte zum ersten mal seit langen wieder ein komisches Gefühl. Ich war ein kleines bisschen glücklich.

Eine neues Kapitel und wie ich sagte etwas regelmäßiger. Ich weiß nicht ob ich alle zwei Tage ein neues Kapitel schaffe aber so alle drei bis vier Tage ist es bestimmt irgendwie möglich. Irgendwann will ich ja auch mal die Geschichte abschließen.

Wie immer freue ich mich gerne über Votes und Feedback ^^

Todeskind ;)

Miss JacksonWhere stories live. Discover now