a cup of kindness

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Die Tage bis Silvester brachten wir damit zu die Wohnung fertig einzurichten. Wir bauten die letzten Regale auf und räumten alles komplett ein, sodass Liza nicht mehr aus dem Koffer leben musste. Nebenbei musterten wir ganz schön viel aus. Liza verabschiedete sich von einigen Büchern und ich warf ganze Ordner mit Noten in eine Kiste, die ich für einen Batzen Geld im Internet verhökerte.Die Wohnung nahm Gestalt an und trug unsere Persönlichkeiten mit sich. Liza's Sinn für Ordnung und meiner für kreatives Chaos. Das Arbeitszimmer sah in meiner Hälfte so gut wie immer schrecklich aus. Auf dem Klavier lagen Noten herum und Kabel lagen zwischen den Gitarren herum.Ich merkte wie Liza wieder aufblühte in der neuen Umgebung. Wir mussten uns für unsere Vergangenheit nicht verstecken. Wir waren frei!Auch meine Brüder trugen zu unserem Wohle bei. Ethan hatte mir versprochen das er mich therapieren wird, Jackson verbrachte viel Zeit bei uns und ließ sich von Liza betüdeln. Auch Dad war gerne hier. Er hatte eine Wohnung am anderen Ende des Viertels gefunden und war sehr glücklich dort. Der Abstand tat und gut, wir sahen uns zwar nicht mehr so oft, genossen die Zeit zusammen um so mehr.An Silvester schmissen wir bei Ethan eine Party. So sehr ich mich auch freute, ich hatte tierische Angst davor. Feuerwerk hörte, machte viel Lärm und hörte sich ähnlich wie ein Gewehr an. Ich schauderte und versuchte nicht daran zu denken. Aber auch an diesem Festtag ließ mich das Klavier nicht los. Um halb drei, als sich Liza gerade fertig machte, hockte ich vor meinem Instrument und spielte immer und immer wieder die gleiche Melodie. Aber mir wollte einfach kein Text dazu einfallen.Resignierend schrieb ich die Tonfolge auf und legte das Papier weg. Es hatte heute keinen Sinn mehr. Lustlos zog ich die Beine an und legte das Kinn auf die Knie. Leise seufzte ich und sah mir die Bilder an, die über meinem Klavier hingen. Auf einem großen waren Sonnenblumen, auf zwei kleinen war meine Familie abgebildet. Von einem grinsten mich Jace und Lucy an. Stumme tränen liefen über meine Wangen. Letztes Jahr um die Zeit waren wir alle bei Lucy gewesen und hatten schlimme Schnulzen im TV angeschaut. Sie war feuer und flamme gewesen, Jace und ich waren eher so semi begeistert. Aber wir hatten es aus Liebe zu ihr gemacht. Die Erinnerung schmerzte und trieb mehr Tränen aus meinen Augen. Wie hatte Ethan gesagt? Tränen reinigen und waren etwas Gutes. Na ja. In den letzten Wochen hatte ich viel genug geweint, hätte ich gedacht, aber weit gefehlt. Das würde mir noch lange in den Knochen sitzen.Ich wischte mir die Tränen weg und legte die Finger wieder auf die Tasten. Leise fing ich an 'Good enough' zu spielen. Meine zittrige Stimme war eher ein summen, als das man meinen könnte, ich würde wirklich singen. Doch mit jeder Strophe nahem mein Zorn und meine Verzweiflung zu. Bei der letzten Zeile schrie ich fast. Mein Herz brannte, genau so wie meine Lunge. Mit tränen überströmten Gesicht versank ich in einen unendliche Traurigkeit. Schluchzend legte ich den Kopf in den Nacken."Grace?", fragte Liza erschrocken. Ich wand den Blick zu ihr. "Ich kann nicht mehr", hauchte ich. Sofort kam sie auf mich zu und nahm mich in ihre Arme. Beruhigend streichelt sie mir über den Kopf, während ich mich ausweinte. Ängstlich klammerte ich mich an ihrem Arm fest, als könnte sie sich einfach in Luft auflösen. "Wir kriegen das wieder hin", sagte sie sicher und drückte mich noch näher an sich. Ich schnappte nach Luft. Durch die ganze Aufregung hatte ich ganz vergessen zu atmen. "Grace du musst atmen. Ein und aus". Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände und fixierte mich mit ihrem Blick. Dann atmeten wir gemeinsam, wie es uns Ethan beigebracht hatte. Er wollte auf Nummer sicher gehen und hatte allen gelernt wie man mit mir umgehen sollte, falls ich wieder einen solchen Anfall bekommen sollte und er gerade nicht in der Nähe war. Es dauerte, bis ich wieder auf dem Boden angekommen war. "Wir bleiben heute zu Hause", beschloss sie dann und wollte schon nach ihrem Telefon greifen. "Nein!". Ich wollte nicht eingesperrt werden. "Bist du dir sicher, dass du das schaffen wirst?", sie musterte mich unsicher und setzte sich vor mir auf den Boden und sah trotzdem auf ihr Handy. "Ich geh duschen", meinte ich dann und verschwand im Badezimmer. Liza folgte mir stumm und setzte sich in die leere Badewanne. Das tat sie immer, wenn sie nicht wusste, was sie tun sollte. Aber es war wahrscheinlich eher eine Sicherheitsmaßnahme, nicht das ich mich noch in der Dusche ertränkte.Das heiße Wasser lief über meinen geschundenen Körper. Die ganzen Narben, die ich von dem Kampf davon getragen hatte, wollten nicht verschwinden. Besonders meine Hand sah schrecklich aus. Sie erinnerte mich jedes mal daran, was ich durchmachen musste. Lustlos drehte ich das Wasser ab und seifte meine Haare ein. Dabei fiel mein Blick auf meinen Hüftknochen. Der stand bestimmt ein paar Zentimeter heraus. Auf meine Rippen konnte man abzählen. Ich sah schrecklich aus. Andere fanden das sicherlich erstrebenswert und auch schön, aber für mich war es abartig. Ich wollte so nicht aussehen. Ich war schon immer relativ schlank und groß gewesen, doch mich konnte man jetzt mit einem Teelicht röntgen. Das mir die Hälfte meiner Klamotten zu große geworden war, verschwieg ich Liza seit wir umgezogen waren. Ich trug ja auch hauptsächlich Leggings und lange Pullis, die nicht viel davon Preis geben konnten.Ich schniefte und fing an meine Haare auszuwaschen. Nachdem ich geduscht war, verkroch ich mich ins Schlafzimmer und zog mir etwas Frisches an. Meine Wahl fiel auf einen alten Pulli, den ich Dad gestohlen hatte und wieder einmal eine schwarze Leggings. Mit den feuchten Haaren legte ich mich ins Bett und starrte die Decke an. Ich fühlte mich leer. Wie ein Glas das geleert wurde. Ich schloss die Augen und kuschelte mich in meine Decke.Vermutlich war ich eingeschlafen, denn als ich wieder aufwachte, war es ziemlich dunkel geworden. Und meine Haare waren trocken geworden. Aus dem Wohnzimmer hörte ich mehrere Stimmen. Verschlafen wanderte ich zur Tür und spähte nach draußen. Und da sahsen sie alle um den Tisch herum. Dad, meine Brüder, Liza und Roberta."Was macht ihr denn hier?", fragte ich leise und gähnte. "Ich dachte mir, wenn du nicht zur Party kannst, kommt die Party zu dir", sagte Ethan strahlend und grinste mich an. Ich zog die Augenbrauen hoch. "Komm setzt dich, du hast bestimmt hunger", sagte Liza und war mir einen schnellen Blick zu bevor sie aufstand, um mir einen Teller zu bringen. Ich nickte. Mir knurrte zwar der Magen, aber ob ich was runterbekommen würde, war die andere Frage. Als ich neben Jackson Platz genommen hatte, reichte mir Dad etwas in einer Tüte. "Damit du das Feuerwerk auch genießen kannst", meinte er und ich sah in die Tüte. "Schalldicht, da hörst du garantiert nix. Die nehmen wir beim Schießtraining er", verkündete er stolz. Ich sah die großen, klobigen Ohrenschützer an. "Danke", sagte ich dann und lächelte leicht. Mit dem grellen Gelb waren sie definitiv nicht unauffällig. "Schau wie wir an dich denken", meinte Liza und stellte mir das Geschirr vor die Nase hin. "Ja ja", sagte ich und lächelte stärker. "Ihr seid die Besten, ich hab's kapiert". Alle lachten und ich stimmte auch mit ein. Ich konnte mich schon glücklich schätzen eine solche Familie zu haben.



Meine Lieben! Ich hab es ganz spontan geschafft, ein neues Kapitel zu schreiben. Ich hoffe es gefällt euch. Lasst gerne einen Kommentar und eine Bewertung da, würde mich tierisch freuen. Heute ist erst ein neues Kapitel zu 'Set me free' raus gekommen, das ihr gerne Lesen dürft. Auch da freue ich mich über Bewertungen und Kritik :)

LG todeskind 

Miss JacksonWhere stories live. Discover now