And bring me home at last

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war das Zimmer mit Sonnenlicht durchflutet. Sofort kontrollierte ich ob diese spontane Reise nicht doch nur ein viel zu schöner Traum gewesen war. Ich fühlte die Hotelbettwäsche unter meinen Fingern und deren chemischen Duft. Als ich mich aufrichtete suchte ich sofort nach Liza die nicht mehr neben mir lag.
Konzentriert sahs sie am Tisch und tippte auf ihrem Computer. Doch etwas war anders an ihr. Liza trug eine Brille. Ich hatte sie noch nie damit gesehen.
"Seit wann trägst du denn eine Brille?", fragte ich und rieb mir über die müden Augen. Sie sah hoch und lächelte.
"Schon länger aber nur für den Laptop. Ich werde schließlich auch nicht jünger", meinte sie und widmete sich wieder ihrer Arbeit.
Erleichtert atmete ich aus und streckte mich genüsslich.
"Ich glaube ich habe noch nie sie gut geschlafen".
"Das freut mich!", sagte Liza als plötzlich ihr Telefon klingelte. Sofort grinste Liza  als sie auf das Display sah.
"Guten Morgen, David", sagte sie und legte den Kopf ein bisschen schief.
"Ja ich glaube das wird sie sehr freuen. Ja ganz sicher, ich kann sie dir geben, wenn du willst". Lächelnd stand sie auf und gab mir ihr iPhone.
"Dad?", fragte ich mit meiner Morgen Stimme.
"Morgen Kleines!", begann er glücklich zu reden. "Wie ich höre geht es dir ziemlich gut".
"Ja besser wie zu... in Custer", verbesserte ich mich und lächelte. Während ich mit Dad über den Flug redete betrachtete ich meinen Ring, den mir Liza damals geschenkt hatte. Ich fand ihn immer noch wunderschön.
"Ja, es ist echt toll hier und die Leute sind echt nett", erzählte ich und erwähnte natürlich auch Henry, den Mitarbeiter des Monats. Dad lachte als ich über ihn erzählte.
"Okay ich habe jetzt zwei ziemlich gute Neuigkeiten", setzte er dann an. Ich stellte den Lautsprecher an und wir lauschten gebannt was er zu sagen hatten.
"Also als erstes, Grace ich habe dein Klavier mit ein paar Kollegen endlich ins Wohnzimmer bekommen. Es hat keinen Kratzer abbekommen", verkündete er stolz. Ich atmete sichtlich schwer aus. Wenn meinem Baby etwas passiert wäre, hätte ich mich vermutlich durchs Fenster gestürzt.
"Und die andere großartige Nachricht ist... Ich werde ab Februar ins French Quater versetzt!".
"Dad, das ist wunderbar!", meinte ich freudig und grinste breit. Auch Liza freute sich riesig. So konnte wir eng in Kontakt bleiben.
Ich telefonierte danach noch zehn Minuten mit ihm und ging dann ins Bad. Liza hatte unsere Sachen schon in das kleine Regal geräumt.
Nach meiner kurzen Routine suchte ich mir etwas Frisches zum Anziehen.
Ich fand einen alten Strickpulli, den ich meinem Vater geklaut hatte und eine helle Jeans. Er hatte ein ziemlich wildes und ziemlich braunes Muster, aber ich fand ihn schön und er war mit großer Wahrscheinlichkeit straight aus den 90er.
Willkürlich stopfte ich den Pulli in den Hosenbund, dass es irgendwie anständig aus sah. In die Hose schnallte ich noch einen hellbraunen Gürtel, den ich beim Schrank ausräumen wieder gefunden hatte.
"Geht das so?", fragte ich Liza und drehte mich zu ihr. Sie sah auf und nickte. "Sieht gut aus". Umständlich zog ich meine langen, welligen Haare aus dem Kragen. Sie waren durch den Zopf lockig geworden.
"Willst du Frühstücken gehen?", fragte sie im gleichen Atemzug. Ich legte eine Hand auf meinen Magen, der laut knurrte.
"Unbedingt".
Sie lächelte und klappte den Computer zu. "Seit wann bist du eigentlich wach?". Sie überlegte kurz während sie in ein Paar Schuhe stieg.
"Ich glaube seit halb acht".
"Und wie spät ist es jetzt?".
"Dreiviertel neun", sagte Liza nach dem sie einen Blick auf die Uhr in ihrem Handy geworfen hatte.
"Willst du keine Schuhe anziehen?". Ich schüttelte den Kopf. "Schuhe werden überbewertet", sagte ich mit einem Schulterzucken. Liza lachte und nahm mich an der Hand.
"Na dann komm du kleine Rebellin".
Bevor wir aus dem Zimmer gingen, griff ich noch nach meinem Song Buch und einen Stift. Das hatte aus irgendeinem Grund gestern Abend auf die Kommode gelegt hatte. Ich tat schon komische Sachen, wenn ich müde war.

"Du kannst die Finger von diesem Ding einfach nicht lassen", murmelte Liza und grinste. "Nein", seufzte ich und steckte den Stift in meine Hosentasche.
"Hast du Nagellack dabei?", fragte ich dann aus heiterem Himmel und sah auf meine Hände.  Ich hatte gerade richtig Lust auf schwarze Fingernägel.
"Nein wieso?".
"Ich will mir die Nägel lackieren", gestand ich und musterte meine Hände. Sie sahen nackt aus, als gehörten sie mir nicht.
"Grace bist du krank?", fragte Liza ernsthaft und blieb stehen.
"Ich meine es ernst. Ich will meine Nägel lackieren. Nicht das ich bereit für Make-up wäre, aber wir wollen es ja nicht übertreiben", redete ich so dahin.
"Bist du dir sicher? Nagellack?". Liza sah mich mit großen, brauen Augen an.
Als ich das letzte Mal Nagellack darauf hatte, wurde er von mir während einer langen schlaflosen Nacht von meinen Nägeln gekratzt. Dabei hatte ich laut geweint und so lange gekratzt bis meine Nagelhaut total offen war und geblutet hatte. Seitdem hatte ich die Finger von Nagellack oder sonstiger Kosmetik gelassen.

Aber jetzt war ich fest davon überzeugt, dass ich wieder schwarze Fingernägel wollte.
"Ich will es so", sagte ich standhaft.
"Aber zuerst brauche ich etwas zum Essen". Liza nickte nur und ging mit mir zum Frühstücken.

Nach einem ausgedehnten und üppigen Frühstück ging Liza wieder aufs Zimmer und ich statte Henry einen Besuch ab.
"Guten Morgen Miss Weeks, wie kann ich Ihnen helfen?", fragte er gut gelaunt.
"Einfach nur Grace, sonst komm ich mir so alt vor", sagte ich und lächelte leicht.
"Okay, also Grace, wie kann ich dir behilflich sein?", wiederholte er und grinste mich an.
"Ich würde gerne das Klavier in Anspruch nehmen".
"Du kannst das in der Bar benutzen. Ich denke Liam ist schon da, es stört dich hoffentlich nicht wenn er in drüben sauber macht. Gestern war wieder die Hölle los. Du glaubst nicht wie die sich aufgeführt haben, schrecklich", blubbert er dahin während er Aufstand und mit mir zur Bartür ging. Überschwänglich öffnete er die gläserne Tür.
"Liam du hast Besuch", sagte er laut.
"Er ist ein wenig seltsam, aber total nett wenn man ihn besser kennenlernt", raunte er mir zu, als ein hochgewachsener Typ um die Theke herum ging. Er musterte mich mit dunklen Augen.
"Wer ist dass den?", fragte er, ein wenig anfällig, mit dumpfer Stimme.
"Grace wird sich das Klavier ausleihen. Wehe du bist nicht freundlich, ich will keine Beschwerden hören!", drohte Henry und ging wieder zur Tür. Er lächelte mir noch einmal zu und verschwand wieder.
"Willst du was trinken?", fragte Liam und lächelte zaghaft. Langsam ging ich auf das staubige Klavier zu.
"Was kannst du mir denn anbieten?", entgegnete ich und legte mit einem Lächeln zwei Finger auf die abgewetzten Tasten.
"Sex on the beach?".
"Witzig", maulte ich und lachte.
"Kaffee?".
"Ja bitte", murmelte ich und ließ mich auf dem Hocker nieder. Er machte sich ziemlich laut hinter mir an die Arbeit, während ich an einer Melodie, mehr oder weniger erfolgreich feilte.
Immer wieder spielte ich die paar Akkorde durch, fand aber keinen angemessenen Schluss. Da fehlte einfach etwas.
Nach ein paar Minuten stellte Liam mir eine dampfende Tasse aufs Klavier und beäugte meine Arbeit.
"An was arbeitest du denn?", fragte er interessiert. "Ach ich spiele nur gerne und schreibe manche Sachen dann auf", log ich und nahm meine Tasse in die Hand. Vorsichtig nippte ich an dem heißen Gebräu.
"Das hört sich aber ziemlich professionell an", meinte er und sah mich an. "Spielst du es mir nochmal vor?".
"Wenn du willst", sagte ich lässig und drückte ihn die Tasse in die Hand. "Der Text ist aber noch nicht ganz fertig und meine Stimme alles andere als aufgewärmt".
Gespannt zog er sich einen Stuhl heran und sah mir zu wie ich ihm einen meiner Songs vorspielte. Normalerweise tat ich das nie, aber ich hatte insgeheim beschlossen, dass ich meine Arbeit jetzt nicht mehr hinterm Berg ließ. Sie sollte das tun, wofür sie gemacht wurde.  Menschen Freude bereiten.
Und so spielte ich mein neustes Lied. Ich hatte noch keinen Namen dafür, was mich ziemlich wurmte.
Die Töne hallten durch die leere Bar und ließen mich in eine andere Welt abdriften.  Es war toll, meine Leidenschaft so ausüben zu können.
Als der letzte Akkord verklungen war, lächelte ich das Klavier an.
"Das war echt schön", meinte Liam und grinste mich an.
"Du kannst gerne mal am Abend hier spielen, dann haben die ganzen Alkoholiker ein wenig kultivierte Unterhaltung". Ich zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht, ich hab's nicht so mit Publikum".
"Du bist aber unglaublich talentiert!".
Darauf sagte ich nichts.
Unwillkürlich nahm ich meinen Stift in die Hand und schrieb den Titel drüber.
Sacrifices

Part 1 der Lesenacht! Wuhu!
Es folgen jetzt stündlich neue Kapitel. Ich habe es leider nicht geschafft 6 Kapitel zu schreiben, also sind es nur 5. Aber es ist jetzt, wage ich zu behaupten auch nicht so schlimm.
Ich hätte auf Instergram einen livechat geplant, wenn daran etwas mehr Interesse bestehen würde, könnte ich noch einen erstellen^^'

Danke fürs Lesen, über jeden Kommentar und Vote freue ich mich wie ein Schnitzel! Viel Spaß mit den restlichen Kapiteln.

LG Todeskind 🌄🖌

Miss JacksonWhere stories live. Discover now