Doesn't it feel like time is running out

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In den darauffolgenden Tagen ging mir Lucy komplett aus dem Weg. Sie redete nicht mit mir, sie ignoriert meine Nachrichten. Am Dienstag hast sie sich sogar von mir in Französisch weg Gesetz.
Am Donnerstag war ich so sauer auf sie, weil sie nicht einmal die Projektarbeit mit mir machen wollte. Wir machen normal alles, was in diese Richtung ging zusammen, aber bitte wenn sie so spinnen muss. Dafür machte ich es jetzt mit Jace.
Sichtlich schlechter gelaunt war ich als mir auffiel, dass heute die erste Probe war. Oh shit.
In der zweiten Pause ging ich zum Lehrerzimmer und fragte Mr. Parker nach einem Schlüssel für ein Musikzimmer. Diesen händigte er mir willig aus. Da ich die letzte Stunde freihatte ging ich nach Hause, um meine Noten zu holen, die ich vergessen hatte. Um zehn nach eins war ich wieder in der Schule und kopierte ein paar Lieder. Dann ging ich langsam Richtung Musik II.

Vor dem Raum standen schon etliche Lehrer und warteten auf mich. Mein Herz schlug wie wild in meiner Brust und meine Hände zitterten.
Nachdem ich die Tür aufgeschlossen hatte gingen wir hinein. Drinnen legte ich meine Noten am Klavier ab und kippte die Fenster.
Als dann alle einen Platz hatten sahen sie erwartungsvoll zu mir. Ich setze mich hinters Klavier und betrachtete den Haufen.
"Okay", begann ich.
"Habt ihr euch schon in Stimmen aufgeteilt?". Ich hoffte inständig das Parker nicht alles komplett falsch gemacht hatte.
"Äm Nein", meinte ein Lehrer, den ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Resignierend Strich ich mir eine blonde Strähnen aus dem Gesicht und kratzte mich mit einem Schwarz lackierten Fingernagel an der Augenbraue.
"Dann machen wir das als Erstes. Also ich spiele euch Tonleitern vor und ihr versucht mitzusingen. Wenn es zu hoch oder zu tief ist hört auf, dann ist es nicht eure Stimme", erklärte ich. Es schien so als hätten sie es geschnallt. Nach guten 10 Minuten hatte ich meine 4 Stimmen, obwohl es überwiegend Frauen im Sopran waren.
Danach erklärte ich ihnen wie das Einsingen funktionieren würde und worauf man achten musste.
Nach dem Einsingen sammelten wir Lieder für das Konzert. Es waren ein paar gute dabei aber bei manchen fragte ich mich woher so ein schlechter Musikgeschmack kommen könnte. Am Ende der Doppelstunde wies ich sie an ihr Lieblingslied fürs Nächste Mal vorzubereiten, da ich ein kleines Vorsingen für Solos machen wollte. Die Begeisterung hielt sich zwar in Grenzen aber da ich ausnahmsweise mal was zu sagen hatte, zog ich es auch gnadenlos durch.
Um zwanzig nach drei beendete ich die Probe und ging nach Hause.
Der Freitag verlief unspektakulär bis auf das ich nicht ins Grill ging. Alleine ging ich am Nachmittag  um den See und suchte mir eine Bank. Nachdenklich zog ich die Beine an und legte meine Arme um diese. Still starrte ich auf die spiegelglatte Wasseroberfläche, die den Himmel widerspiegelte. Ich fühlte mich schlecht. Irgendwie sah ich keinen Sinn mehr in allem, was ich tat. Tränen liefen über meine Wangen. Meine Depressionen waren wider da! Yay.
Lucy hatte mich die ganze Woche komplett ignoriert und die Sache mit Miss Jackson war völliger Schwachsinn. Das könnte nie etwas werden. Die Gedanken trieben noch mehr Tränen aus meinen Augen. Es machte mich so unfassbar traurig.
Plötzlich durchbrach jemand die friedliche Stille. 
"Lass mich einfach in Ruhe, Jack!", sagte jemand laut.
"Lass es mich erklären Ella! Es tut mir leid", sagte ein Mann.
"Nein es ist vorbei und nenn mich nicht Ella! Ich heiße Liza!", schrie die Frau weiter. Ella. Der Name kam mir bekannt vor. Genau so wie die Stimme.
Dann fiel es mir wie Schuppen von
den Augen.
Sie.
Vor Schreck zog ich die kalte Luft ein. Mein Herzschlag setzte aus. Warum immer in so unpassenden Momenten?
Resignierend ließ ich meine Stirn auf meine Kniescheiben sinken. Das kann doch jetzt nicht wahr sein. Aus lauter Verzweiflung schluchzte ich laut auf. Warum?
Doch plötzlich kam mir ein saublöder Einfall. Während die anderen weiter laut stritten, stand ich auf und ging mit zittrigen Knien auf den Steg zu. Die ganze Zeit lief mir ein Gedanke durch den Kopf.

Doesn't it feel like time is running out?

Ohne lange nach zu denken, streifte meine Jacke ab . Die eisige Kälte legte sich auf meinen Haut.
Mit dem Rücken zum Wasser stellte ich mich an den Rand des Steges. Eine Sekunde später ließ ich mich fallen.
Das eiskalte Wasser nahm mich wie einen Sträfling gefangen. Es umgab mich wie ein hautenger Anzug, der mir die Luft nahm. Schwerelos trieb ich im dunkel Wasser. Wie betäubt spürte ich nichts mehr. Kein krummer Gedanke der mich runter zog. Gar nichts. Ich tauchte weiter ab, merkte aber nicht das ich keine Luft mehr hatte.  Es war friedlich hier. Keine Sorgen, kein Kummer.
Plötzlich packte mich etwas am Oberarm und zog mich zurück an die Oberfläche.
Doch ich spürte nichts. Ich fühlte mich nur schwerer als da unten. Nur ein stechendes Brennen in meiner Brust. Doch dann war da etwas Hartes unter mir und jemand hämmerte merkwürdig auf meiner Brust herum. Ich konnte meine Augen nicht öffnen, um zu sehen was, das da war. Dann hörte ich etwas, das sich nicht anhörte wie eine richtige Sprache. Als wäre es ganz weit weg.
Ich spürte etwas an meinem Kinn und dann an den Lippen. Etwas Warmes. Etwas Weiches. Dann fuhr plötzlich etwas Heißes durch meine Luftröhre.

Danach passierte sehr viel auf einmal.
Ich schnappte nach Luft, schlug die Augen auf und würgte kaltes Wasser aus meiner Lunge auf den Steg. Unregelmäßig schnell atmete ich und hustete. Dann kam wieder Wasser aus mir heraus. Eine zärtliche Hand strich mir dabei über die klitschnassen Haare. Nachdem ich das ganze Wasser los war atmete ich tief durch. Ich wusste nicht was gerade los war. Oder was passiert war. Kraftlos ließ ich mich zurücksinken auf den harten Holzsteg.
"Hast du komplett den Verstand verloren?", fragte mich eine vertraute, zittrige Stimme. Sofort richtete ich mich wieder auf und sah, wer mit mir sprach.
Sie.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich sie an. Ungehalten zog sie mich in eine enge Umarmung. Erst jetzt  fiel mir auf das sie auch komplett durchnässt war. Völlig fassungslos und komplett verwirrt legte ich auch meine Arme um sie.
"Warum hast du mir das angetan?", flüsterte sie mit gebrochener Stimme.
Ich schwieg, da ich nicht wusste was ich sagen sollte. Langsam ließ sie mich wieder los, legte aber ihre Hände an meine Wangen. Wie versteinert starrte ich in ihre wunderschönen Augen. Langsam ganz langsam kam sie meinem Gesicht immer näher. Mein Herzschlag setzte aus. Und dann lagen ihre Lippen ganz sanft auf meinen. In diesem Moment blieb die Welt komplett stehen. Es war nur eine ganz leichte Berührung und doch zerstörte sie meine ganze Welt im Bruchteil einer Sekunde. Mein Hirn schaltete erst jetzt und ich erwiderte den Kuss. Ein paar Tränen liefen über meine Wangen mein Herz brannte  mir ein Loch in die Brust.
Mich erschlug eine Tsunami Welle von Gefühlen. Dort wo sie mich berührte prickelte meine Haut. Mein ganzer Körper schrie nach ihr. Er schrie nach Miss Jackson.
Doch so schnell wie der Moment gekommen war so schnell glitt er mir aus den Händen wie ein glitschige Fisch. Sofort zog sie den Kopf zurück und ließ mich los.
"Es ... Es tut mir leid", stotterte sie, stand auf und ließ mich in der Kälte sitzen.  Stumm sah ich ihr hinterher. Ich blieb bestimmt noch zwanzig Minuten so sitzen bis ich mich wieder gefangen hatte. Mein ganzer Körper zitterte wie verrückt und ich hatte echte Schwierigkeiten aufzustehen. Als ich mich hoch Drückte spürte ich etwas Metallisches an der Hand. Es war ein Ring. Er gehörte nicht mir also zählte ich eins und eins zusammen. Er musste  ihr gehören. Ohne lang nach zu denken, streifte ich ihn mir an den zitternden Finger. Ich legte mir meine trockene Jacke über die Schultern und trottete nach Hause. Das war zu viel für einen Tag.
Zu Hause angekommen ging ich heiß duschen und legte mich ins Bett. Spät am Abend kam Brendon vorbei. Er wollte mich eigentlich auf eine Party mit nehmen doch ich lag weinend und überfordert im Bett. Er nahm mich kurzerhand in den Arm und ich konnte ihn voll heulen. Das ganze machte mich völlig fertig. Ich konnte immer noch nicht fassen was heute passiert war.

Nach einer Stunde hatte ich mich dann aber beruhigt, konnte ihm aber nicht sagen was los war weil ich es selber nicht wusste.
"Willst du vielleicht doch noch auf die Party gehen?", fragte Brendon vorsichtig und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich überlegte kurz und nickte dann. Es würde mich wahrscheinlich ablenken.
Also stand aus dem auf und ging ins Bad um mir ein bisschen Farbe zu verpassen. Als ich mich im Spiegel sah, erschrak ich. Meine Augenäpfel waren von roten Äderchen durchzogen und unter den Augen waren tiefe Schatten. Meine Haut hatte einen merkwürdigen bläulich weißen Ton angenommen. Und auf den Wangen hatte ich rote Flecken. Meine Lippen hatten ein seltsame Lila Färbung.
"Wow", murmelte ich und begann mit zittriger Hand mich zu schminken. Nach einer Viertel Stunde sah ich schon eher aus wie ein lebendiger Mensch. Ich ließ meine Haare offen da sie durch das Lufttrocknen wellig geworden sind. Schlaff ging ich in mein Zimmer zurück wo Brendon auf mich wartete. Lustlos öffnete ich meinen Schrank und zog eine schwarze Hose und rotes Top mit ziemlich tiefem Ausschnitt an. Dabei wurde ich von meinem Freund beobachtet.
"Schick", sagte er anerkennend. Mit einem Lächeln reichte er mir eine kleine Flasche. Es war ein sehr starker Schnaps.
"Danke", sagte ich leise, öffnete die Flasche und kippte sie in meinen Rachen. Es brannte ziemlich doch ich verzog das Gesicht nicht. Brendon lachte und ging mit mir zum Auto. "Bereit?", fragte er. Ich nickte nur und schlug die Auto für zu.

Ein neuer Teil! Yay!
Schreibt mir doch eure Meinung dazu ❤

Miss JacksonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt