we're gonna stick together, know we'll get through it all

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Jemand riss mich ziemlich unsanft aus dem Schlaf. Ich grummelte und griff nach meinem Handy, das auf dem Nachttisch lag. Es vibrierte laut und hatte mich um meinen kostbaren Schlaf gebracht. Es war Luca. Er war einer von den drei Typen die mich nach meinem Mini Konzert angesprochen hatten. Auch wenn er ziemlich schüchtern war, hatte er als einiger den Mut mich anzurufen. Seit ein paar Tagen standen wir über WhatsApp in Kontakt und ich hatte ihn schon in mein Herz geschlossen. Er fragte immer wieder wie es mir geht oder was ich machte. Es war irgendwie schön.

"Ja?", fragte ich verschlafen ins Telefon. "Grace? Wir warten schon eine halbe Stunde, wo bleibst du denn?".  Uh fuck. Ich hatte verschlafen. Ich stöhnte. "Ich bin in 20 Minuten da", sagte ich und wälzte mich aus dem warmen Bett. "Du hast verschlafen, oder?". Er gluckste und ich konnte hören wie die anderen im Hintergrund lachten. "Halt die Klappe", maulte ich und legte auf. Dann schlurfte ich ins Bad um mich fertig zu machen. Die kurze Nacht stand mir förmlich ins Gesicht geschrieben. Augenringe bis zum Knie. Mindestens.

Es dauerte aber dann doch fast eine halbe Stunde länger, bis ich vor der alten Industriehalle stand, in der die Proben und das Equipment untergebracht waren. Als ich durch den Seiteneingang rein kam, saßen alle drei auf den zwei Leder Sofas rum und starrten auf ihr Handy. Jasper sah als erster hoch und fing laut an zu klatschen. "Wow sie hat es endlich geschafft", sagte er wobei sein Handy, von seinem Knie auf den Betonboden fiel. Sofort bückte er sich darum. "Och Scheiße jetzt hat es einen Sprung!", schimpfte er. "Das war Karma, Jas", meinte Steven und stand auf. "Dann können wir ja jetzt endlich anfangen".

"Kommt alle mal zum Versammlungstisch". Ich musste lachen. "Versammlungstisch? Wer seit ihr? Das FBI?", fragte ich und ging ihm hinterher. "Laut Steven schon", meinte Luca der neben mir herging. Ich zog die Augenbrauen hoch. Steven, der das gleiche Hemd wie beim Konzert trug, ein grün blau kariertes, spannte merklich die Schultern an und zog sich einen Stuhl zurück, der um eine riesige, hölzerne Kabeltrommel stand.
Auf dem 'Tisch' lagen stapele weise Notenblätter, Notizbücher und Gitarre-piks. In der Mitte ein halb vergammelter Kaktus.

Streng sah uns Steven zu wie wir uns dazu setzten.
Dann kramte er in einem Stapel und zog ein voll gekritzeltes Papier heraus. "Als Erstes brauchen wir einen Namen, hat jemand einen Vorschlag?".
Jaspers Finger schoss in die Höhe. Steven lehnte sich nach vorne, die Ellenbogen auf dem Tisch und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht.
"Ja Jas?". Er schien ziemlich genervt
gespannt sah er uns an. "The Rock Heroes of New Orleans!".
Ich sah einen kurzen Moment an bevor anfing zu lachen. "Was denn das hört sich doch voll episch an", meinte er beleidigt.
"20 seconds to New Orleans?", schlug Luca vor
"Das ist schon so ausgelutscht".
"Beyond 20 Quater?". Steven blickte auf. "Das ist mal was, das schreiben wir auf", meinte er und kritzelte los.
"Steven and his Goldfish!". Er verdrehte die Augen. "Jas, entweder ein anständiger Vorschlag oder Klappe halten", meinte Steven und stütze die Stirn mit der Hand.
"The shouting Quarter?", kam es von Luca. Anerkennend lächelte ich ihn an. Steven lächelte und nickte. "Das nimmt schon Form an".
Das ging dann bestimmt noch ein paar Stunden so. Zwischenzeitlich bestellten wir Pizza.
In einer 'kreativen Pause' wie Steven sie nannte, spannte ich mich hinter das alte Klavier das bei den anderen Instrumenten stand und klimperte ein bisschen vor mich hin.
Ich hatte schon öfter hier gespielt, denn schon zwei Tage nach dem Konzert hatte mich Jasper mit hier hergeschleppt und alles gezeigt. Auch wenn er nicht der hellste war, war er eine gute Haut. Und er hatte am Schlagzeug viel darauf.

Leise summte ich vor mich hin und starrte müde ein Loch in die Luft. Letzte Nacht hatte ich noch lange an einem Song gefeilt und dann raubte mir Liza den Schlaf. Sie hatte schon krasse Lippen. Bei dem Gedanken musste ich grinsen. Ich hatte noch nie jemanden so sehr geliebt wie sie.
Vielleicht weil ich liebe nie richtig erfahren habe, bevor ich sie getroffen hatte. Sie hatte mein Leben komplett verändert.

"Grace!". Jemand riss mich aus meinen Gedanken. Sofort suchte ich nach dem jemand der nach mir gerufen hatte.
"Dein Handy". Steven kam auf mich zu und hielt es mir hi.
"Ja Liebling?", nahm ich den Anruf entgegen. "Liebling?", entgegnete Liza verwirrt. "Was denn?".
"Ich wollte fragen, wann du nach Hause kommst, wir wollten doch heute essen gehen", sagte sie kleinlaut. "Aber wenn du viel Arbeit hast, können wir das ja auch verschieben".
Ich stand auf und ging von Steven weg der immer noch beim Klavier stand.
"Nein ich komme bald heim. Höchstens eine Stunde noch". Jasper musterte mich vom Sofa aus als ich mitten in der großen Halle stand.
"Okay. Bis später. Ich liebe dich", sagte sie etwas zu unglücklich für meinen Geschmack. "Ist alles klar bei dir?", fragte ich sanft. "Ja".
In mir stieg Angst auf. Ich hasste es wenn sie unglücklich war.
"Bis dann".
"Ich liebe..".
Sie hatte zu schnell aufgelegt. Ich zog sie Augenbrauen zusammen und sah auf mein Handy.
"Ich muss nach Hause", sagte ich tonlos. Dann begann ich  hektisch meine Sachen zusammenzusuchen. Achtlos stopfte ich alles in meinen Rucksack und machte mich nach einer kurzen Verabschiedung auf den Weg nach Hause.
Es war als würde ich auf glühenden Kohlen gehen. Doch je näher ich unserer Wohnung kam, desto schneller wurde ich. Ich lief sie French Man Street entlang, jagte das Treppenhaus hoch. Sobald die Tür offen war rief ich nach ihr.
"Liza?". Nichts.
Als Erstes sah ich im Schlafzimmer nach, dann im Arbeitszimmer. Auf dem Balkon war sie auch nicht.
Ich fand sie schließlich im Badezimmer.  Sie kauerte in der Badewanne die Füße angezogen, die arme darum hielten sie fest. Sie weinte.
"Liza?". Sie schlug die Augenlider nieder. Tränen liefen über ihre Wangen. Ich kniete mich vor die Wanne hin und sah sie besorgt an. Dann sah ich die Zettel, die vor ihr lagen.
Es waren die übelsten Beleidigungen die ich je gelesen hatte.
Laut schluchzte sie auf, als ich die Blätter durch sah. "Wer hat das gemacht?",  fragte ich ruhig.
"Meine Schüler".
Ich schluckte. "Wie haben sie das herausgefunden?". Liza wischte sich die Tränen weg.
"Ich weiß es nicht". Langsam hob ich die Hand und streichelte ihr über die langen Haare.
"Ich weiß, dass es weh tut, aber das sind nur Wörter, Liza. Für mich bist du perfekt, die erkenne das nur nicht".
Meine liebste schluchzte. "Es bedeutet nichts". Sie vergrub das Gesicht im Arm und hielt mit der anderen Hand meine.
"Aber es tut so weh".
Ich schmiss kurzerhand alle Zettel aus der Wanne und kletterte über den Rand.
"Sieh mich an", meinte ich dann und wartete bis sie den Kopf hob.
"Du bist die klügste und schönste Frau die ich je gesehen habe. Und in genau die hab ich mich Hals über Kopf verliebt". Mit verweinten Augen blinzelte sie mich an und nickte langsam. "Du hast für mich so viel auf dich genommen, warst stark für mich als ich nicht mehr konnte. Und das zeigt was für eine Kämpferin in dir steckt. Und jetzt musst du weiter kämpfen.". Wieder nickte sie.
Dann fiel mir ganz spontan ein Lied ein.
"Warte kurz". Ich hüpfte aus der Wanne und lief ins Büro wo meine schwarze Gitarre im Licht der Abendsonne schimmerte. Damit bewaffnet ging ich ins Bad zurück und setzt mich wieder zu Liza. "Was wird das jetzt?", fragte sie mit trockener Stimme.
Ich stimmte schnell nach und spielte ihr 'Change your life' von Little Mix vor.
Was eins der ersten Lieder war, das ich auswendig spielen konnte.
Ich war noch nie jemand der gut im Sprechen war, ich konnte alles besser durch Musik ausdrücken. Und auch hier verstand sie meine Message.
Am Schluss lächelte sie. Mission completed.

"Spiel nochmal was", forderte sie und sah mich gespannt an.
Und somit  verwandelte sich die Therapiestunde in ein Privatkonzert in der leeren Badewanne.

"Das müssen wir öfter machen", beschloss Liza. "Was? Die Rollen tauschen?", scherzte ich als ich die Gitarre wieder in ihren Ständer stellte.
Sie stöhnte und lachte dann.
"Nein, so Zeit miteinander verbringen".
Ich grinste.
"Jap", sagte ich und ging zurück ins Wohnzimmer. Liza kam auf mich zu und legte die Arme um mich.
"Ich bin so froh, dass ich dich habe". Sie legte ihr Kinn auf meine Schulter und drückte mich ganz fest.
Glücklich küsste ich sie auf die Haare.
"Ich liebe dich", murmelte ich und genoss den Moment der Zweisamkeit.

Mit einer Ewigkeit Verspätung kommt der nächste Teil meiner Lesewoche^^
Ich hoffe es hat euch gefallen, lasst gerne eine Bewertung und einen Kommentar da und sagt mir unbedingt wie ihr das neue Kapitel findet :3

Lg todeskind 🐝🌻

Miss JacksonWhere stories live. Discover now