-3-

8.7K 234 37
                                    

Ruby

Ich stand ziemlich weit vorne an der Essensausgabe, als sich ein braunhaariger Vollidiot einfach vordrängelte. Da ich bei Essen nur wenig Spaß verstand und der Bio Kurs ziemlich anstrengend gewesen war, ließ ich das nicht auf mir sitzen, sondern sprach ihn an.

„Hey du Lackaffe, kurzes Update, aber auch für dich gilt die Schlange", ich deutete mit meinem Daumen nach hinten. Der Junge entpuppte sich als James Thompson. Einer der wenigen Menschen, die ich überhaupt nicht leiden konnte.

Er war arrogant und selbstverliebt, wie jeder Footballspieler und nahm sich gerne seine Extrawurst heraus. „Du findest meine Behaarung also auch so auffällig", er musterte mich kurz und grinste mich dann frech an.

Hatte der irgendwas auf den Ohren oder was? „Ich sagte, stell dich hinten an", erwiderte ich und trat einen Schritt auf ihn zu. „Hab ich deine Sehschwäche verletzt", gespielt entsetzt schlug er eine Hand vor den Mund.

Ich hörte stöhnen hinter mir, aber ignorierte es. Das hier war schließlich kein sinnloser Schlagabtausch, sondern eine ernste Diskussion. Footballspieler dachten immer, sie könnten sich alles erlauben und setzten es dann auch so um. Ich war es langsam leid, dass sie dann auch noch damit durchkamen.

Mit einer schnellen Handbewegung hatte ich ihn gepackt und mit nur geringen Kraftaufwand zu Seite, aus der Schlange raus, geschoben.

Man sah ihm an, dass er von mir eine solche Kraft nicht erwartet hatte. Ich war klein, hatte braune Haare und braune Augen, sah also eher unscheinbar aus, als etwas anderes.

„Mädel hör auf rumzuzicken", schimpfte er, während meine Nägel immer noch an seinem Arm geklammert waren. Jemand löste sachte meine Hände von seinem Arm.

Seanna Carlisle meine beste Freundin, seit ich denken konnte, sah den Blödmann entschuldigend an. „Tut mir leid, das ist nun mal Ruby", Seanna war anscheinend über Nacht blöd geworden.

Doch während ich gerade über den Sinneswechsel meiner Freundin nachdachte, holte sie aus und schlug dem Quarterback in den Bauch.

„Hör mal zu Spargel, wenn du noch einmal meine Freundin blöd anblaffst, dann kriegst du uns beide zu spüren und ich halte sie nicht auf, also geh nach hinten und stell dich gefälligst an", zischte Seanna gefährlich.

Mit einem völlig entgeisterten Blick, entfernte sich James von uns. Er sah aus, als könnte er gar nicht glauben, dass ein paar Mädchen seinem Charme widerstanden.

Seanna hakte sich zufrieden bei mir ein. „Haben wir gut gemacht", entschied sie und wir beluden unsere Tabletts. „Warum sind nur alle Footballspieler solche Arschgeigen?", fragte ich mich laut, während wir in Richtung unseres Tisches liefen.

Seanna antwortete nicht, denn wir mussten an dem Tisch, der Jungs vorbei. Ein Mädchen, das neben Ben King saß, sah uns entschuldigend an. „Seit wann sitzt denn eine von den Bitches am Tisch?", Seanna blickte mich an, als ob ich total geisteskrank wäre.

„Sie ist keine von den Bitches Ruby, sie studiert an der Academy und ist seit einem Jahr die Freundin von King", erklärte sie fassungslos. Wow okay, ich hatte mal wieder nichts mitbekommen, aber wie auch, schließlich interessierten diese Saftsäcke mich einen Scheiß.

Einer von ihnen, Dylan Cooper, pfiff mir und Seanna hinterher. Er war genauso ein Arsch, wie alle anderen auch. Seinen Namen kannte ich nur, weil er ebenfalls einer meiner Kurse besuchte und gar nicht mal so schlecht war.

Seanna und ich hoben gleichzeitig den Mittelfinger und lachten ihn aus. Am Tisch angekommen, setzten wir uns auf unsere Stammplätze.

Unser Tisch war an dem äußersten Rand der Cafeteria. Seanna und ich waren schon immer kleine Außenseiter. Wir hatten Freunde, waren aber nicht beliebt. Wenn wir aber entscheiden müssten, zwischen dem Beliebt sein und unserem jetzigen Leben, würden wir unser Leben behalten.

„Ich kann mir echt nicht vorstellen, dass die glücklich sind", das Thema wurde auch nie alt, aber Seanna war es egal, sie sprach auch zum hundertsten Mal darüber.

„Sie sind so arrogant, ihnen wird alles in die Wiege gelegt, das reicht", erwiderte Seanna mir. „Sie sind aber schon Granaten", gab ich zu. Meine beste Freundin stupste mich grinsend an und deutete auf James.

„Ich kann mir vorstellen, dass er ein guter Liebhaber ist", säuselte sie in meine Ohr. „Seanna sei still", ich drückte sie freundschaftlich weg, „der Junge ist der mieseste von allen, nachdem er hat was er will, lässt er dich fallen, wie ein Sandsack auf der Flucht".

„Ich meinte für dich", sie zwickte mir in die Seite und ich verschluckte mich beinahe an meiner Soda. „Spinnst du?! Das ist das Letzte, was ich wollen würde", entgegnete ich ihr und schluckte die Soda schnell runter.

Als wir die Cafeteria verließen, spürte ich den Blick von James Thompson auf meinem Rücken, obwohl ich mir sicher war, dass er auch ganz woanders hinschaute.

Nach der letzten Stunde traf ich Seanna vor dem Eingang wieder. Strahlend lief sie auf mich zu und zog mich in eine Umarmung. „Mensch, was ist denn mit dir los?", lachte ich, denn so stürmisch hatte ich sie nicht in Erinnerung.

„Alle reden darüber, dass du dem Quarterback die Stirn geboten hast", quietschte sie mir ins Ohr. Ich wusste, dass Seanna gerne etwas mit mir machte und meine beste Freundin war, aber insgeheim träumte sie davon, beliebt zu sein.

„Komm runter, du hast ihn schließlich geschlagen", murrte ich, denn eigentlich hatte ich vorgehabt das Erlebnis mit dem arroganten Nichtsnutz zu vergessen.

„Ach Chicka, mach dir mal keine Gedanken, der Junge war auch schon so ziemlich aufgelöst, weil du auf seine Masche kein Stück reagiert hast", kommentierte sie das Ganze weiter, „ich wette der heult sich deinetwegen heute Nacht in den Schlaf".

„Diesen Vorfall möchte ich vergessen, können wir bitte nach Hause", flehte ich Seanna an. „Mein Gott Ruby, dieser Idiot ist jetzt Geschichte", meinte sie, nahm allerdings meine Hand und wir gingen gemeinsam zum Auto.

„Ach ihr seid Lesben, jetzt versteh ich das erst", sagte jemand hinter uns, was mich zum Zusammenzucken brachte. Natürlich konnte Thompson die Sache in der Cafeteria nicht einfach vergessen. Schließlich hatten zwei Mädchen seine Ehre als Casanova einfach so zerstört.

Ich drehte mich um und schaute ihm hämisch in die Augen. „Ich wusste ja schon von deiner Behinderung, aber das du jetzt Homosexualität als Begründung benutzt, zeigt mir, dass es doch noch tiefer bei deinem Niveau geht".

Seanna neben mir unterdrückte einen Lachanfall. Sein Gesicht wurde erst rot und dann Fassungslos. „Ja, das hab ich mir schon gedacht", sagte ich leichthin, drehte mich samt Seanna um und ging davon. Ich wollte halt immer das letzte Wort haben und obgleich ich sonst eher unscheinbar war, keiner kannte meine wahre Seite, die furchtbar gern diskutierte.

Der Quarterbackback fürs Leben- Crashes und die Liebe 2Where stories live. Discover now