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James

Es zerbrach mir das Herz, Ruby nicht nachlaufen zu können. Ich durfte es nicht, denn sie hatte das Recht dazu, mich von sich zu stoßen. Als erstes merkte ich es gar nicht, doch dann fühlte ich die nassen Spuren auf meiner Wange und es machte mir Angst, weil ich wusste, dass ich es verbockt hatte und das einzige Mädchen, welches nur an mir interessiert war, vergrault hatte. Ben sah mich einfach nur aus seinen tiefen, unergründlichen Augen an und ich spürte den Schmerz, den er fühlte, weil er sich selbst mit die Schuld dafür gab. Ich schaute auf die Stelle zurück, wo Ruby noch vor ein paar Sekunden gestanden hatte und entdeckte die Sache, welche das dumpfe Geräusch gemacht hatte. Ich erkannte es sofort. Es war mein Football, das Geschenk von meinem Großvater und verdammt, er war heil.

„Sie wollte dich damit überraschen, weil du so traurig warst, als er kaputt ging", sagte Ben hinter mir, „du hättest das nicht tun dürfen, sie ist das Beste was du je gehabt hast". Ich nickte zerstreut, sehr damit beschäftigt nicht zu heulen. Die Tür klappte und für einen Moment spürte ich Hoffnung, dass es vielleicht Ruby war und das alles nur ein böser Traum war. Doch es war nicht Ruby, es war Mia. Als sie mich und Ben sah, begriff sie sofort. Sie ging auf mich zu und gab mir die wohl härteste Backpfeife meines Lebens. „Schäme dich, das Mädchen war perfekt!", schrie sie mir entgegen, trommelte auf meinen Bauch ein und ich ließ es zu. Sie hatte ebenfalls das Recht dazu, ich hatte sie dort alle mit hereingezogen und Beide würden wohl eine gute Freundin verlieren.

Nach einer halben Ewigkeit zog Ben Mia von mir weg und nahm sie in den Arm. „Bring das wieder in Ordnung und zwar schnell", flüsterte er mir zu, während ich den Football vom Boden glaubte und an mich presste. „Es wäre besser, wenn du ihr Zeit lässt, geh die nächste Woche nicht zum College und sprich niemanden an, der sie kennt, es wäre besser für dich und deine Gesundheit", schrie mir Mia hinterher, als ich dabei war die Treppen zu meinem Zimmer zu erklimmen. Es fühlte sich einfach nur beschissen an, ganz alleine in meinem Zimmer zu sitzen und zu wissen, dass Ruby irgendwo weinend saß und mich hasste.

Ich hasste mich selber für meine Taten und alles was ich über Mädchen je gesagt hatte, was ich über die Liebe gesagt hatte. Ein großes, schwarzes Loch breitete sich in meinem Inneren aus und mit diesem Loch in der Brust starrte ich in den nächsten Tagen an die Decke oder gegen die Wand. Ich verließ weder das Haus, noch mein Zimmer. Mia brachte mir Essen und Trinken, wenn sie gekocht hatte. Sie schimpfte in den ersten Tagen noch mit mir, aber nach dem siebten Tag, setzte sie sich zu mir und starrte im einvernehmlichen Schweigen gegen die Wand. Ben kam jeden Abend, um mir die Sachen für meine Kurse zu bringen. Er unterhielt sich nur kurz mit mir, erzählte von den Trainingseinheiten des Coaches und unsinnigen Streichen der Anderen Teammitglieder. Mein Interesse dafür hielt sich in Grenzen, ich lachte nicht und starrte einfach nur geradeaus.

Auch Ben wurde nach ein paar Tagen bewusst, wie sehr mir die Sache wirklich unter die Haut ging. Wahrscheinlich hatte er erwartet, dass die Schuldgefühle nicht lange blieben und ich immer noch der Macho war, der ich vor der Wette gewesen war, doch dieses Ich gab es nicht mehr, ich hatte es für Ruby in die Tonne treten wollen, ich liebte sie und das so sehr, dass es mir wehtat. Ich hatte sie verletzt und das konnte ich mir einfach nicht verzeihen, denn es war nicht zu verzeihen.

Es waren mittlerweile eineinhalb Wochen rum und ich saß immer noch in meinem Zimmer und starrte Löcher in die Luft. Mia stieß die Tür auf und brachte mir, wie jeden Abend, etwas zu Essen und Trinken. „Na du", sie ließ sich neben mir fallen. Ich antwortete nicht, sondern sah auf den Boden. „Ich weiß, ich hab es dir schon mal gesagt, aber du musst endlich wieder rausgehen", Mia seufzte, als ich nur müde den Kopf schüttelte. „Du hast einen großen Fehler gemacht, aber jetzt musst du das auch auslöffeln. Du hast gesagt, du bist ein Mann, dann Beweis es auch!", sie sagte es nicht, wie am ersten Tag, sondern blieb dieses Mal ruhig.

„Ich kann ihr nicht unter die Augen treten. Nicht, nachdem was ich ihr angetan habe", antwortete ich bestimmt. Es war das erste Mal, dass ich ihr eine richtige Antwort gab. „Wenn sie sehen würde, wie scheiße es dir geht, dann würde es ihr vielleicht besser gehen", erwiderte sie und stupste mich leicht an. „Ich sehe sie jeden Tag und bis jetzt hat sie sich ganz gut gehalten. Aber jetzt ist deine und ihre Schonfrist vorbei, du kannst nicht ewig hierbleiben", Mia nickte, als wäre das der perfekte Plan.

Ein leises Klopfen kam von meiner Tür und wenig später stand Ben vor uns. „Am Freitag steigt eine Party und ob du willst oder nicht, du kommst mit", begrüßte er mich. „Vergiss es Ben, ich will nicht glücklich sein oder Freude haben, ich hab das nicht verdient, es steht mir nicht zu!", erschöpft lehnte ich meinen Kopf an die Wand hinter meinem Bett. Vor dem Fenster, auf dem Schreibtisch stapelten sich die Blätter und Hausaufgaben von den letzten eineinhalb Wochen. Ich blickte sie an und verspürte nicht die geringste Motivation, daran zu arbeiten.

„Ich weiß, es ist schwer, aber wie du schon sagtest, dass hier darf eigentlich nur Ruby und jetzt setz dich in Bewegung und mach deine Aufgaben!", Mia hatte wohl die Nase voll, denn sie zog mich hoch und schob mich zum Schreibtisch. „Wenn ich wiederkomme...", sie unterbrach sich selbst und schlug sich gegen die Stirn. „Bitte tue es einfach, ich klinge ja schon wie meine Mutter", sie lachte gequält und verließ das Zimmer. „Stell dich dem, was du angerichtet hast", Ben lächelte ebenfalls gequält und ging Mia hinterher.

Der Quarterbackback fürs Leben- Crashes und die Liebe 2Where stories live. Discover now