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James

Das Klingeln an der Haustür riss mich aus meinen Gedanken. Schnell hastete ich nach unten und machte dann gemächlich die Haustür auf, so als wäre ich nicht gerade die Treppe runtergerannt. Vor mir stand eine schüchtern lächelnde Ruby. Ihre Haare fielen in schönen Wellen um ihr Gesicht und der neue Ton ihrer Haare ließen ihre Augen funkeln. Als sie meine Haare sah, wurden ihre Augen kugelrund und erst jetzt fiel mir auf, dass wir beide heute beim Frisör gewesen waren und auch ihre Klamotten sahen so aus, als wären sie ziemlich neu.

„Hey", murmelte sie völlig in Gedanken vertieft und trat einfach ein. Nett wie ich war, nahm ich ihr ihre Jacke ab und hing sie auf. Ruby schlenderte an mir vorbei in Richtung Küche, denn spätestens seit heute Vormittag kannte sie dieses Haus. Und da war er, dieser komische Moment, wo sich alles in mir drin überschlug und mein Magen sich anfühlte als wäre er zu einer Erdnuss geschrumpft. Aus der Küche hörte ich Mia, die freudig in ihre Hände klatschte und Ruby willkommen hieß. Eilig folgte ich ihr und stand wenige Sekunden später drei sich mit Liebe überschüttenden Personen gegenüber. Am liebsten hätte ich mir eine Tüte gegriffen und reingekotzt.

„Schön das du kommen konntest", Ben lächelte Ruby warmherzig an und ich bekam das Würgen. Vielleicht sollte ich passend zu dieser Szene eine Comedy Show auf die Beine stellen mit dem Namen, zum Kotzen komisch. Ich ging schon einmal zum Esstisch und wollte mich gerade setzen, da pfiff mich Mia zurück, damit ich ihr die schweren Töpfe tragen konnte. Natürlich half ich ihr und nahm ihr die großen Töpfe ab. Als ich wieder zum Tisch kam, gab es nur noch ein Gedeck, dass noch nicht besetzt war und das war genau neben Ruby. Ich war ziemlich frustriert, sah aber nicht den Sinn, den Abend deswegen zu verderben, also setzte ich mich genau neben sie und beschäftigte mich mit dem Essen vor mir. Es roch unglaublich gut und ich war mal wieder froh, dass mein bester Kumpel seine Freundin gefunden hatte.

Ich wollte das zwar auch irgendwann einmal, aber noch nicht jetzt. Denn jetzt war ich noch viel zu jung, um mich auf eine Partnerin festzulegen. Ruby neben mir nahm sich angemessen viel auf den Teller, sodass es weder gefräßig oder undankbar erschien. Dagegen sah mein Teller aus, als wäre ich kurz vor dem Verhungern. Beschämt ließ ich den Kopf gesenkt und aß. „Wie war denn heute euer Tag?", versuchte Mia das Gespräch aufzulockern, was natürlich das Gegenteil bewirkte.

„Ich war beim Frisör und danach shoppen", erzählte Ruby etwas verhalten und warf mir einen schnellen Seitenblick zu, bevor sie fortfuhr, „Achja und ich habe James abserviert, auf eurem Bartresen". Mir blieb kurz die Luft weg und ich musste husten. Mia und Ben erging es wohl nicht ganz anders, denn Ben lief rot an und Mia grinste nur dämlich. Moment grinste Mia etwa? Auf meine Kosten?!

„Sagen wir mal so, ich hätte eh keinen hoch bekommen, nachdem du Schwanzvergleich eingefordert hast", antwortete ich frech, denn das ließ ich definitiv nicht auf mir sitzen. „Naja wenn du nichts in der Hose hast, kann ich doch nichts dafür", konterte sie und trieb mich an, weiter zu machen. „Ach ja? Du wolltest ihn ja nicht spüren, weil du so verklemmt und prüde bist", schnaubte ich und ließ die Gabel ins Essen fallen. „Nur weil dir nichts mehr einfällt, musst du mich nicht beleidigen", kam es von ihr zuckersüß zurück.

„Sagt diejenige, die sogar Angst vor einem unschuldigen Kuss hat", ich war wirklich sehr kurz davor zu explodieren. „So wie ich dich kenne, ist nicht mal ein Kuss unschuldig", pfefferte sie mir gegen den Kopf und blickte mich leicht vorwurfsvoll an, „Achja und bevor ich es vergesse, ohne deine Kontrolle, was die Frau wann macht, könntest du doch nie leben". Mias und Bens Augen wurden von Satz zu Satz immer größer und sie verfolgten gespannt das Gespräch am Tisch mit, während Ruby unangenehm ruhig blieb, hatte ich das Bedürfnis etwas kurz und klein zu schlagen.

„Wenn die Frau es richtig machen würde, könnte ich damit sehr wohl leben", knurrte ich und versuchte mich selbst zu beruhigen. „Ach dann ist es also meine Schuld, dass dein kleiner Freund nicht schon viel früher erschienen ist ja?! Hätte ich dir im Auto vielleicht einen blasen sollen oder was?!", zischte Ruby und ihre Augen fixierten meine. Unsere Blicke verfingen sich ineinander und keiner von uns brachte noch ein Wort raus, während wir uns wütend anstarrten und doch fühlte ich wieder dieses Ziehen und diese Freude.

Warum zur Hölle verspürte ich bei einem Streit mit ihr pure Freude. Ich war echt nicht mehr normal. „Ähm Leute, ich unterbreche ja nur wirklich sehr ungern, aber Mia hat sich wirklich sehr viel Mühe gegeben", unterbrach Ben unser Blickduell. Scheiße, an die beiden hatte ich gar nicht mehr gedacht. Schnell wandte ich den Blick von Ruby ab und lächelte Mia gezwungen an. „Ist in Ordnung Schatz, manchmal muss man eben etwas loswerden", beschwichtigte Mia meinen besten Kumpel, der mich in die Blickmangel genommen hatte und mir somit gedanklich den Kopf umdrehte, weil ich das Essen zerstört hatte. Im Grunde hatte Ruby das Essen zerstört, weil sie meine Reaktion provoziert hatte, aber das wollte ich jetzt nicht sagen, denn dann wäre unser Streit von vorne losgegangen.

„Es tut mir wirklich Leid Ruby, dass James es nicht lassen kann, diese Mätzchen abzuziehen", entschuldigte sich Ben und schenkte ihr ein nettes Lächeln, dass sie erwiderte. „Tja, man kennt ja diese Jungs, die gerne die Klappe aufreißen, wo aber leider nichts dahinter steckt", sie klopfte sich demonstrativ an die Stirn. Am liebsten wäre ich aufgesprungen, hätte sie zu mir ran gezogen und sie für diese freche Antwort geküsst. Wie bitte?! Nein, am liebsten hätte ich sie natürlich rausgeworfen. Was dachte ich denn da nur wieder für Sachen. Um meine Tagträume zu verabschieden, ließ ich sie in der hintersten Ecke vergraben und schluckte alle bösen Bemerkungen hinunter. Aber auch nur Mia zu liebe, weil ich sie nicht verletzen wollte.

Der Quarterbackback fürs Leben- Crashes und die Liebe 2Where stories live. Discover now