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Ruby

Ich schmiss die Autotür zu und lächelte, während ich mich Richtung Eingang bewegte. „Ich liebe dich", schrie mir die gut bekannte Stimme, die ich mittlerweile liebte, hinterher. Ich grinste in mich hinein und machte eine Handbewegung nach hinten. „Ich dich auch", flüsterte ich und betrat damit die riesige Shoppinglandschaft. Ich steuerte auf den zweiten Laden auf der rechten Seite zu und machte die Tür auf. „Ruby, schön das du es einrichten konntest", mein Vater stand am Tresen und lächelte mich an. „Wir kann ich nein sagen, wenn mein Vater mich anruft und nach seiner Tochter verlangt", gab ich zurück und ging durch den Laden.

Mein Vater lächelte und faltete ein Shirt der New York Wolves zusammen, bevor er sich mir zuwendete. „Ich hab den Football repariert, sagst du mir jetzt endlich, wieso ich darüber kein Wort verlieren durfte", neugierig lehnte er sich zu mir und übergab mir den Football. Ich verdrehte die Augen und kicherte kurz. „Mensch Paps, der ist ein Überraschungsgeschenk für James. Der Football ist von seinem Opa und neulich hat er ihn aus versehen kaputt gemacht, deshalb dachte ich, es wäre doch schön, wenn ich ihn repariere, damit er ihn behalten kann", erklärte ich fröhlich und schnappte mir den Football aus seinen Händen.

„Süß von dir, dann komm mal gut nach Hause, ich hoffe James freut sich", er zwinkerte mir zu und machte sich dann wieder an die Arbeit. Sein Laden war ein Sportgeschäft und in letzter Zeit, wo die Wolves wieder eine Runde nach der anderen gewannen, lief das Geschäft besonders gut. Als ich aus dem Laden kam, rief ich Ben an, weil ich ihm von der Idee erzählt hatte und wissen wollte, wie ich James am Besten überraschen konnte. Nach einem kurzen Tüten nahm er ab. „Hey Ruby, was gibts?", meldete sich seine tiefe Stimme am anderen Ende.

„Hab die Überraschung dabei und fahre gerade mit dem Bus zu euch, bin bald da. Wo komme ich am Besten rein?", fragte ich, während ich dem Busfahrer mein Ticket zeigte und auf einen Platz in der vorderen Reihe zusteuerte. Der Bus fuhr an und es ging ruckelnd los. „Bis jetzt ist James noch gar nicht da, aber da er dich vor kurzem abgesetzt hat, müsste er bald hier sein", ein Geräusch aus dem Hintergrund ließ ihn kurz verstummen. „Er ist glaube ich wieder da, also gut, dann geh einfach außen rum, wenn du da bist", ein piepen löste seine Stimme ab und ich machte das Handy aus. Kurze Zeit später hielt der Bus an einer nahegelegenen Haltestelle und weil ich es nicht mehr abwarten konnte, James Gesicht zu sehen, rannte ich bis zum Haus.

Völlig außer Atem bog ich um die Hausecke und machte sanft die Terassentür auf, aber was ich hörte ließ mich zur Salzsäule erstarren. „Sie muss nur noch <Ich liebe dich> sagen und dann bin ich frei, dann hab ich diese Wette gewonnen aber...", der Football glitt mir aus den Händen und landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden. Die Köpfe der beiden Jungen drehten sich ruckartig zu mir um. In meinem Kopf ging ich durch, was er damit meinen könnte, aber es fiel mir nur eine Person ein, die nie zu ihm, ich liebe dich gesagt hatte, obwohl er es so oft provoziert hatte und das war ich. Wahrscheinlich hätte ich so geflasht sein müssen, dass ich keinen klaren Gedanken hätte haben können, aber leider konnte ich das Puzzle viel zu schnell vervollständigen.

Tränen bildeten sich in meinen Augen, obwohl ich stark dagegen ankämpfte, um mir nicht auch noch den letzten Stolz zu nehmen, den ich besaß. In Bens Augen meinte ich, so etwas wie Schmerz zu sehen und in James Augen wollte ich erst gar nicht schauen. Mit Schwung drehte ich mich um und rannte hinaus. Keiner der beiden folgte mir, nicht einmal mein Exfreund, der wie es schien, mich überhaupt nie geliebt hatte. Ich rannte die Straße hinunter und blieb mit nassen Wangen stehen, weil mir bewusst wurde, dass mein Auto zu Hause stand. Wütend stampfte ich zur Bushaltestelle, wo ich mich in einen der Sitze fallen ließ und nach vorne starrte.

Jetzt liebte ich dieses Idioten und da brach er mir mit einem Satz das Herz. Wie konnte man nur so ein Arschloch sein und Mädchen als Wetteinsatz benutzen. Es war ja klar gewesen, ich hatte wieder jemanden abbekommen müssen, der nicht im Ansatz wusste, was Liebe eigentlich bedeutete und jetzt saß ich hier, ganz verheult und mit gebrochenem Herzen und hatte keine Ahnung, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Wieso hatte ich zugelassen, dass er mir so nahe kam? Die Tränen kamen erneut hoch und schluchzend kramte ich mein Handy aus der Tasche. Mit zwei schnellen Handbewegungen rief ich meine Schwester an.

„Hallo?", fragte sie in den Hörer, nachdem es gefühlte zehn mal geläutet hatte. „Ich bin's, kannst du mich bitte abholen", murmelte ich erstickt ins Telefon. „Wo bist du?", kam es sofort zurück. „Keamanlane, die Bushaltestelle Richtung Abansus", kam es von mir und schon piepte es in der Leitung. Ein paar Minuten später stand der kleine rote Fiat meiner Schwester am Bordstein. Sie schlug die Autotür zu, dass es nur so rumste und lief mit schnellen Schritten auf mich zu. „Was ist passiert!?", japste sie und ließ sich neben mir nieder. „James hat gewettet, was sein Einsatz war, weiß ich nicht, aber ich war das Mittel zum Zweck", schniefte ich und lehnte mich an ihrer Schulter. „Was ein Idiot, den werde ich morgen verprügeln, aber jetzt bringen wir dich erst mal nach Hause und es gibt massig Eis", sie lächelte schwach, nahm mich wie ein kleines Kind an die Hand und wir fuhren nach Hause.

Mein Handy schmiss Nina in eine Kommode und schloss diese dann auch noch ab, dann rief sie Seanna an, die ebenfalls nach ein paar Sekunden zur Stelle war. „Was hast du gehört Mäuschen?", fragte sie vorsichtig, als wir auf dem Sofa saßen und ich Eis in mich hinein schaufelte. „Er hat gesagt, dass ich nur <ich liebe dich> sagen müsste und er dann frei wäre und die Wette gewonnen hätte", gab ich den Satz von James wieder und es sammelten sich erneut Tränen in meinen Augen. Irgendwann waren keine Tränen mehr übrig und ich beschloss, dass er es nicht wert war. Ich schloss James in einer der hintersten Ecken in meinem Gehirn ein und verstaute mit ihm alle Erinnerungen, die ich in der kurzen Zeit mit ihm gemacht hatte. Einmal mehr verfluchte ich mich selbst, weil ich nicht besser war, als die ganzen Schlampen am College, meine Beziehung hatte nicht einmal zwei Wochen gehalten, aber das Schlimmste war wohl, dass James mich hintergangen hatte und ich es einfach nicht für möglich gehalten hatte. Das verletzte mich wahrscheinlich am Meisten.

Der Quarterbackback fürs Leben- Crashes und die Liebe 2Where stories live. Discover now