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James

Ich arbeitete die gesamten Hausaufgaben und Blätter durch. Als ich endlich fertig war, sah ich die Sonne wieder aufgehen. Heute würde mein letzter Tag zu Hause sein, danach müsste ich wieder ins College. Unten hörte ich das Klacken der Tür und wenig später, das Motorengeräusch eines wegfahrenden Autos. Heute war Mittwoch, noch zwei Tage bis zur Party. Müde tippte ich den letzten Satz für mein Entschuldigungsschreiben und verschickte es an alle Professoren. Meine Hausaufgabenliste vervollständigte ich online und mit dem letzten Klick, überfiel mich Erleichterung.

Bis hier hin hatte ich es schon einmal geschafft. Mein Blick fiel auf mein Handy, welches seit Tagen aus war. Vielleicht hätte ich Ruby schreiben sollen, aber es gab nichts zu klären, denn sie hatte die Wahrheit gehört und ich wollte sie nicht erneut anlügen. Hastig griff ich nach dem Smartphone und öffnete es. Ein paar Nachrichten meiner Teamkollegen blinkten auf und ganz unten, die allererste Nachricht auf meinem Handy war von Ruby. Mein Herz setzte aus und ich entsperrte das Handy in Lichtgeschwindigkeit. Hatte ich mich geirrt und sie wollte mit mir darüber sprechen.

Die Nachricht ließ all meine Hoffnungen zerplatzen, wie Seifenblasen. Hallo James, ich mache Schluss, aber das kann dir ja eigentlich egal sein, denn ich war ja nur dein Spielzeug. Ich hoffe inständig, dass du irgendwann kapierst, welche Qualen es auslöst einen Liebenden Menschen das Herz zu brechen. Ich bin an keinerlei Entschuldigungen interessiert,  denn wahrscheinlich kann ich mir nicht einmal da sicher sein, ob du es wirklich ernst meinst. Ich dachte doch tatsächlich, ich wäre dir etwas wert, doch scheinbar ist dem nicht so. Ich wünsche dir nichts, denn wenn ich es tun würde, würde ich lügen. Bitte lösche meine Nummer, das macht es für uns beide einfacher und bitte sprich mich auch nicht an, wenn du mich siehst. Ruby.

Ich schluckte hart und tat, um was sie mich gebeten hatte. Mit einem Tippen löschte ich sie aus meinem Leben und ihre liebevollen Nachrichten waren nicht mehr als die Texte einer unbekannten Nummer. Das Handy legte ich wieder weg und wünschte mir im selben Augenblick, ich hätte es einfach auf meiner Kommode liegen lassen. Wahrscheinlich starrte ich das Telefon seit mehr als dreißig Minuten an, als ich beschloss es doch noch einmal in die Hand zu nehmen. Mit zittrigen Händen entsperrte ich es und durchforstete meine Galerie nach dem ersten Bild von mir und Ruby.

Es war ein kitschiges Spiegelselfie, wo wir beide uns küssten und darunter stand, wie sehr sie mich vermisste. Ein Stich fuhr mir durchs Herz und genau das brauchte ich. Eine Erinnerung daran, wie schön mein Leben für kurze Zeit war. Mit ein paar Bewegungen wurde das Bild zu meinem Sperrbildschirm. Ein anderes Bild von ihr und Jacks wurde zu meinem Homebildschirm. Das Bild war eine der schönsten Erinnerungen und so wollte ich sie bei mir behalten. Müdigkeit übermannte mich, als ich daran dachte, wie lange ich schon auf war. Also legte ich das Handy beiseite und schlief ein.

Gegen Mittag wachte ich aus meinem Tiefschlaf auf. Ich hatte einige Mails bekommen, die meine Abwesenheit bestätigten. Der restliche Tag ging sehr schnell vorbei. Mia und Ben kamen nur einmal kurz herein, weil sie mir meine restlichen Hausaufgaben bringen mussten und verschwanden dann auch wieder. In der Nacht konnte ich kaum schlafen und wachte deswegen auch schon vor dem ersten Wecker klingeln auf. Weil ich so oder so nichts mehr zu tun hatte, entschloss ich mich, mir Frühstück zu machen und ins College zu fahren.

Es war das erste Mal, dass ich das Haus verließ. Der Geruch von frischem Regen  wehte mir entgegen und ich machte, dass ich ins Auto kam. Im College ignorierte ich jeden, der mir entgegen kam, sondern lief mit schnellen Schritten zu meinem Spind. Der Code, war Rubys Geburtstag, weil sie mich in den ersten Tagen hatte auf die Probe stellen wollen. Damals hatte ich ihn tatsächlich nicht gewusst, aber jetzt... Das Klicken ertönte und ich machte meinen Spind auf. Meine Ausrüstung und die Bücher schauten mir entgegen und meine Motivation, die sowieso nicht gerade hoch gewesen war, wanderte noch ein paar Grade tiefer.

Mit dem richtigen Buch im Arm drehte ich mich um und schlug währenddessen den Spind zu. Den Blick auf den Boden gehaftet, lief ich in eine Person hinein. Ich schaute nicht auf, sondern murmelte ein kleinlautes: „ Tut mir wirklich leid" und wollte weitergehen. „Echt jetzt?!", die Stimme gehörte Ruby und sie war sauer, das konnte ich hören. Vor Schreck zuckte ich zusammen und sah in ihre wunderschönen Augen. Vielleicht hätte ich Mia doch nicht glauben sollen, so wie sie auf meine Aktion reagierte, machte meine Laune, ihre nicht gerade besser. Doch ihre Wut verrauchte, als sie in mein Gesicht schaute. Erst wurde sie ganz bleich und dann drehte sie sich um und lief mit schnellen Schritten davon.

Warum war ich nur hierher gekommen? Jetzt hatte ich sie erneut verletzt und im Gegensatz zu Mias Behauptungen, sah sie ganz und gar nicht gut aus. Nach meinen Kursen verschwand ich vom Campus und verkroch mich zu Hause wieder im Zimmer. Der nächste Tag verlief ganz ähnlich, bis auf den feinen Unterschied, dass Ben mich gegen Abend dazu zwang, auf die Party eines guten Freundes mitzukommen. Er schleppte mich bis in das Wohnzimmer, wo er mich einfach stehen ließ und ein paar seiner Freunde begrüßen ging. Viele der Mädchen erkannten mich, aber keine interessierte sich für meine Gefühle, sie wollten alle nur das eine und es nervte mich, sie dauernd von mir wegzuschieben.

Genervt lief ich in den großen Garten im hinteren Teil des Grundstücks. Mit einem Blick zurück vergewisserte ich mich, dass keiner der Mädchen mir nachgekommen war. Im weichen Gras konnte ich prima sitzen. Während im Haus die Musik laut aufgedreht wurde, spielte ich mit meinem Handy. Nach guten zwei Stunden neigte sich der Handyakku dem Ende und ich war gezwungen aufzustehen. Als ich gerade die Veranda betrat, schaukelte ein besoffnes Mädchen auf mich zu.

„Hey Süüüüsser, wir wärs mit was Schönem im Garten", schnurrte sie und klammerte sich mit einem Schraubstockartigen Griff an meinem Hals fest. „Nicht heute und auch sonst niemals, ich bin vergeben", zischte ich voller Innbrunst und versuchte das Mädchen eilig loszuwerden. „Gerade erst getrennt und schon landet er bei der Nächsten, das war ja so klar, dass ich in dich heute reinrenne", drang eine genuschelte Stimme an mein Ohr. Mit einem Ruck bekam ich das Mädchen, welches meinen Hals mittlerweile ableckte, von mir los. Sie stolperte kichernd weiter und war wenige Sekunden später irgendwo im Garten verschwunden.

„Ruby...", mehr bekam ich gar nicht raus. „Warum dauert das so lange du Sahneschnitte", kam es von weiter hinten und ein braunhaariger Junge tauchte neben Ruby auf. „Aber selbst", rutschte es mir heraus. Sie verdrehte die Augen und kicherte eigenartig. „Isch habsch mir verdient. Außerdem wollt ich's garrr net", stritt sie torkelnd ab. Der Junge hob eine Augenbraue und zuckte dann mit den Schultern. „Geh aus dem Weg du Penner und such dir ne Andere, die ist schon besetzt", er zerrte Ruby unsanft mit sich und stieß mich beiseite. Ohne das ich es richtig wollte, griff ich nach seinem anderen Arm und drehte ihn in einer schnellen Bewegung auf seinen Rücken.

„Du machst hier gar nichts und jetzt lass mein Mädchen los oder es gibt Stress!", knurrte ich aufgebracht. Der Braunhaarige spannte sich an, merkte aber schnell, dass er gegen mich keine Chance hatte. „Ist ja gut, die ist eh nicht besoffen genug", murmelte er verächtlich und versetzte Ruby einen Stoß, sodass sie gegen meine Brust fiel. „Autsch", sagte sie kleinlaut. Der Junge lächelte nur arrogant und verschwand dann ebenfalls im Garten.

„Komm", ich wendete mich an Ruby und nahm sie an die Hand, doch sie machte sich wütend los. „Nichts da, ich hasse dich! Wahrscheinlich willst du mich nur wieder für eine Wette missbrauchen", schnaubte sie, aber weil sie zu tief ins Glas geschaut hatte, schwankte sie und fiel wieder zurück zu mir. „Du hasst mich nicht, bitte sag so etwas nicht. Ich wollte dir nie wehtun und auch jetzt, will ich einfach nur, dass es dir gut geht", flüsterte ich gegen ihr Haar, während ich ihren Duft einsog. Ich hatte sie so sehr vermisst. „Stimmt, ich lieb dich nämlich immer noch, auch wenn du ein mieses Arschloch warst", murmelte sie und kleine Tränen kullerten ihre Wangen runter. „Ich fahr dich nach Hause", mit diesem Satz, nahm ich sie an der Hand und führte sie zu meinem Auto. Vielleicht würde es die Nacht sein, die doch noch alles zum Guten veränderte.

Der Quarterbackback fürs Leben- Crashes und die Liebe 2Where stories live. Discover now